Die von Bundeskanzlerin Angela Merkel mitgetragene Vergemeinschaftung der Schulden in Europa könnte das Ende des Euro einläuten. Das befürchtet der ehemalige Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer. Mayer ist ein ökonomisches Schwergewicht: Er ist Gründungsdirektor des Flossbach von Storch Research Institute, war bis 2012 Chefvolkswirt der Deutschen Bank und arbeitete einige Jahre für den Internationalen Währungsfonds und Goldman Sachs.
In einem jetzt veröffentlichten Interview mit FOCUS MONEY richtet der Top-Ökonom klare Worte an die Politik: «Ich weiß nicht, ob der Euro noch zu retten ist. Er ist auf alle Fälle in bedrohlicher Schieflage».
Wenn es nach dem Willen von Paris und Berlin gehe, dürfe die Europäische Union «enorme Schulden machen», so Mayer. Das Geld fließe dann in bedürftige EU-Länder. Das wiederum sei eine neue Dimension. Denn bisher habe der Grundsatz gegolten, wonach die Europäische Union (EU) keine eigenen Schulden machen darf.
Der drohende Euro-Kollaps drohe zur politischen Krise zu werden, resümiert Mayer:
«Die Souveränität liegt bei den Völkern Europas, die sich in der EU zusammengeschlossen haben. Dort wurden bestimmte Kompetenzen auf die EU-Ebene übertragen, und die Behörden haben sich gefälligst an diese Kompetenzen zu halten. Wichtig ist, dass wir die Demokratie nicht aufgeben, um den Euro zu retten. Das kann nicht sein!»