Die Menschen arbeiten genauso hart daran,
sich selbst zu täuschen, wie sie es tun,
um andere zu täuschen –
was es sehr schwierig macht, zu erkennen,
wo die Grenze zwischen Dummheit und Betrug verläuft.
Robert Park
Liebe Leserinnen und Leser
Das Zeitalter der Aufklärung hat manche festgefahrenen Dogmen aufgehoben. Doch nicht alle. Der religiöse Glaube wurde in mancher Hinsicht durch den blinden Glauben an die «Wissenschaft» ersetzt. Priester im Talar wurden zu «Göttern in Weiss». Doch Wissenschaftler sind eben keine Götter.
Sie sind Menschen wie du und ich, mit all ihren Tugenden und Fehlern. Sie stehen nicht über Gut und Böse. Auch unter ihnen gibt es Geld-, Karriere-, Ruhm-, und Eifersucht. Wenn dann noch finanzstarke Interessengruppen grosszügig Geld verteilen, ist es mit «Wahrheit», Vernunft und der Wissenschaft selbst als alleinigem Ziel endgültig vorbei. Forschung folgt oft dem Geld.
Irren gehört zum wissenschaftlichen Prozess. Doch wenn «Fehler» bewusst nicht anerkannt werden oder gar beabsichtigt sind, ist es Betrug. Die Gründe für Betrug sind oft auch struktureller Natur. Ein hervorragendes Buch, das sich mit wissenschaftlichem Betrug befasst, ist «The Great Betrayal – Fraud in Science» von Horace Freeland Judson. Das Buch ist umso wertvoller, als Judson kein Dissident und gegen den Vorwurf des «Verschwörungstheoretikers» immun ist.
Der 2011 verstorbene US-amerikanische Wissenschaftshistoriker und Journalist war Gründer und Direktor des Center for History of Recent Science an der George Washington University. Er hat unter anderem in Nature, JAMA, The New England Journal of Medicine und Cell veröffentlicht und war langjähriger Korrespondent von Time. Das 2004 veröffentlichte «The Great Betrayal» war sein letztes von fünf Büchern.
Judson beschreibt in diesem Buch einige konkrete Fälle von wissenschaftlichem Betrug. Er analysiert auch die unterschiedlichen Gründe dafür und macht Vorschläge, um ihn zu vermeiden. Eines der strukturellen Probleme erklärt er anhand eines Berichts im New England Journal of Medicine. Darin analysierte 1987 ein Ausschuss von Wissenschaftlern und Philosophen einen eklatanten Fall von Betrug an der University of California in San Diego, der gerade aufgedeckt worden war. Von den 137 veröffentlichten Artikeln eines zurückgetretenen Arztes dieser Universität wurden 48 als fragwürdig und 12 als betrügerisch beurteilt.
Die Wiederholbarkeit (Reproduzierbarkeit) von Experimenten gilt als wichtiges wissenschaftliches Prinzip. Laut den Autoren des Berichts ist aber die Wiederholung keine wirksame Abschreckung gegen Betrug mehr. Das moderne biomedizinische Forschungssystem sei so strukturiert ist, dass es die Replikation verhindert, anstatt sie zu gewährleisten.
Es scheine unmöglich zu sein, Finanzmittel für Studien zu erhalten, die sich weitgehend wiederholen. Akademische Anerkennung und Veröffentlichung werde in der Regel nur für neue Erkenntnisse gewährt. Darüber hinaus würden durch Replikationsversuche nur falsche Ergebnisse aufgedeckt. Richtige Ergebnisse, die auf betrügerischen Daten beruhen, würden nicht erkannt.
Judson analysierte auch die Reaktionen der Institutionen auf Vorwürfe von Fehlverhalten. Er kommt zum Schluss, dass an den meisten Orten, an denen Wissenschaft betrieben wird, die Reaktion auf eine neue Anschuldigung katastrophal unangemessen ist. In dieser Hinsicht würden sich hochrangige Wissenschaftler nicht von Unternehmensleitern oder Regierungsbeamten unterscheiden. In der Regel bestehe der erste Impuls darin, das Problem herunterzuspielen, es Konflikten zwischen Persönlichkeiten zuzuschreiben, es zu vertuschen und es an andere Stellen weiterzuleiten.
Warum ich das schreibe, ist wohl klar: Wir werden gerade von einer kriminellen Clique durch den vermutlich grössten Wissenschaftsbetrug aller Zeiten in Geiselhaft genommen. Und in manchen Ländern laufen Klagen gegen die Verantwortlichen.
Herzlich
Konstantin Demeter
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Idee: imgflip; Bildquelle: BBC/Getty Images
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