Nicht weil Kälte unter den Menschen herrscht,
wagen wir die Begegnung nicht.
Weil wir die Begegnung nicht wagen,
herrscht Kälte unter den Menschen.
Kurt Haberstich

Liebe Leserinnen und Leser

Meine Sinne waren wie betäubt, nachdem ich mir den aktuellen Text des Covid-Gesetzes durchgelesen hatte. Notabene nicht den überholten im Abstimmungsbüchli, sondern die aktualisierte Version. Schliesslich will ich fit sein im politischen Diskurs.

Was mit diesem Gesetz noch alles auf uns zukommen würde, weiss niemand so genau. Die vielen «Kann»-Formulierungen hinterlassen ein mulmiges Gefühl.

Dem schlechten Gefühl wollte ich mit einem Spaziergang an der frischen Luft Abhilfe leisten. Gleich hinter meinem Haus beginnt der Wald. Es ist steil. Es gibt nur eine Richtung: den Berg hoch. Oder auf dem Rückweg den Berg runter. Auf dem Rückweg überholte ich einen Mann, der gewandt, aber vorsichtig einen Tritt nach dem anderen nahm.

Ich drehte mich um und begann ein Gespräch. Der Mann erzählte mir, dass er jeden Tag hier rauf und runter läuft, das halte ihn fit. Etwas tun müsse man. Er sei halt nicht mehr so jung wie ich. Ich verrate ihm mein Alter; für jung halte ich mich nicht mehr. Mit seinen 87 Jahren steckt ihm jedoch mehr als das doppelte an Leben in den Beinen. Das hat mich dann doch beeindruckt.

Ob er Angst vor dem Virus habe, wollte ich wissen. «Nein!”, antwortete er. Er hätte fast ein ganzes Jahrhundert gewusst, wie er sich gesund hält, hat für sich, seine Familie und sein Umfeld gesorgt. Er traue der Sache nicht, die in den Zeitungen verbreitet werde. Eine Impfung wolle und brauche er nicht.

Aus seinem klaren Blick strahlt die Weisheit, die nur durch Erfahrung gewonnen werden kann. Ich nehme ihm jedes Wort ab.

Diese Begegnung ist Nahrung für die Seele und gibt die Gewissheit: «Wir fürchten einander nicht, wir schätzen die gegenseitige Nähe». Die kurze Begegnung endet mit einem gegenseitigen Wunsch: «Lebwohl.»

Es sind diese unerwarteten, aber bedeutenden Begegnungen, die das Leben lebenswert machen. Es braucht nicht viel, um wieder auf Kurs zu kommen. Um zu wissen, dass Menschen Kraft ihrer Geburt vollkommene Wesen sind, und es deshalb absurd ist, ein Zertifikat zu verordnen, womit man seine Gesundheit nachweisen und sein Menschsein rechtfertigen muss!

Es ist Zeit, wieder Mensch zu sein!

Ich wünsche Ihnen einen begegnungsreichen Rest der Woche!

Herzliche Grüsse,
Prisca Würgler