Stille Unterordnung unter Willkür schwächt,
stille Unterordnung unter Notwendigkeit stärkt.
Jean Paul
Liebe Leserinnen und Leser
Die Schweiz atmet ein bisschen auf: Man darf, wie es der Bundesrat heute erlaubt hat, wieder draussen Kaffee trinken. Auch Kino- und Theaterbesuche sind zugelassen, solange nicht mehr als 50 Menschen dieselbe Idee haben.
Die heute vom Bundesrat verkündeten Erleichterungen im Corona-Lager Schweiz täuschen darüber hinweg, dass wir alle unschuldig sind und widerrechtlich inhaftiert werden. Es herrscht Untersterblichkeit und die Todesfälle im Zusammenhang mit Corona liegen bei 11 Prozent des Wertes vor Weihnachten, als das soziale Leben noch stattfinden durfte.
Eine «Pandemie», die irgendwelche besonderen Massnahmen erfordern würde – vom Schutz der Vulnerablen einmal abgesehen –, findet ausschliesslich in Hochrechnungen und in den Testzentren statt, wo grösstenteils Symptomlose abgefangen und in Quarantäne oder Isolation geschickt werden (aktuell 36‘000 Menschen).
Aber, das muss man neidlos zugestehen: Der Bundesrat hat es wieder einmal hervorragend gemacht. Kein Mucks und kein Murren im Land, dass er erst drei Wochen später «lockert» als ursprünglich angekündigt. Er geht ja, wie er betont, Risiken ein, da die «Fallzahlen» wieder steigen würden. Es ist ein selbst gebasteltes «Risiko», das die Regierung ins angstgeplagte Bewusstsein seines Volkes drückt: mehr Tests, mehr «Fälle» – der Trick funktioniert seit bald einem Jahr.
Die Medien stimmen uns in vorauseilendem Gehorsam bereits auf mögliche Verschärfungen ein. Der Bundesrat sei mutig, die Nachbarländer würden alle die Pandemieschrauben anziehen.
Nein, der Bundesrat ist nicht mutig, er ist schlau. Er braucht die Pandemie. Ohne sie müsste er zurücktreten. Und bis am 13. Juni braucht er auch das Volk noch ein bisschen. Dann steht die Abstimmung über das Covid-19-Gesetz an, das ihm die Vollmachten der Notverordnungen aus der «ausserordentlichen Lage» ad infinitum verlängert – viele dringliche Bundesgesetze werden trotz Befristung mehrmals verlängert.
Der Bundesrat ist so schlau, dass er sich nicht einmal an die eigenen Vorgaben hält. Seine Richtwerte für das Pandemiemanagement sehen die nun bevorstehenden «Lockerungen» gar nicht vor.
Damit kann der Bundesrat nach Belieben, d.h. auch ohne Richtwerte, Zuckerbrote verteilen und die Peitsche zücken, je nach Stimmung im Land, die er über Meinungsforschung vermutlich sehr gut kennt. Und er kann jederzeit den Angstknopf drücken. Hunderte von Mutationen warten darauf, in die Schlagzeilen zu kommen.
Was die Verfassungsfreunde dieser cleveren Strategie entgegenzusetzen haben, werden wir morgen sehen, wenn sie ihre Kampagne vorstellen. Was immer sie vorschlagen, eines ist sicher: Ohne Ihre Hilfe, liebe Leserinnen und Leser wird es nicht gehen.
Mit freundschaftlichen Grüssen
Christoph Pfluger, Herausgeber
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Wir haben an der heutigen Redaktionssitzung der Corona-Transition u.a. zwei Beschlüsse gefasst:
Erstens wollen wir Menschen, Initiativen und Ideen, die Mut machen, mehr Raum geben. Man kann die unvermeidlichen schlechten Nachrichten nur mit den Beispielen der vielen Menschen verdauen, die sich das Leben und die Zukunft nicht stehlen lassen. Bitte melden Sie uns Ihre Vorschläge: [email protected]
Zweitens werden ab morgen alle Redaktionsmitglieder turnusgemäss den täglichen Newsletter schreiben. Ich bin dann jeweils am Freitag an der Reihe. Wir wollen damit unterstreichen, dass wir ein Team sind und dass wir unterschiedlich denken, aber auch ein gemeinsames Ziel haben: die Krise als grosse Chance für eine gerechtere Welt wahrzunehmen. Das Ziel ist zwar noch entfernt. Aber wir kommen ihm nur näher, wenn wir uns bewegen. Jetzt und nicht erst, wenn es hinter dem Horizont der Entmenschlichung verschwindet.

Und hier noch einmal ein Hinweis auf das Buch «Unser Jahr unter Corona – ein Blick in 32 Tagebücher». 32 Aktivistinnen und Aktivisten erzählen von dem Jahr, das ihrem Leben eine neue Richtung gegeben hat, die Richtung der Grundrechte und der direkten Demokratie. Und die Richtung der Freiheit und der Verantwortung, für sie einzustehen.
Prisca Würgler (Hrsg): Unser Jahr unter Corona – ein Blick in 32 Tagebücher. edition Zeitpunkt, 2021. 104 Seiten, Fr. 10.00.-/€ 10.00.- für Abonnenten der Corona-Transition bis Sonntag, 18. April. Nachher Fr. 15.–
Hier können Sie im Buch blättern
und hier bestellen (+ Porto Fr. 2.–)