Liebe Leserinnen und Leser,
es gab eine Zeit, in der wir stolz sein durften, in der die Demokratie die unsere war, die Freiheit der Rede unbeschränkt und die des Denkens grenzenlos. Es war eine Zeit der Visionen über die Gleichheit der Rassen und Nationalitäten, der Wissenschaften und Religionen.
Wir lebten die Akzeptanz von androgyn bis Zwitter und die Toleranz zwischen Idee, Meinung und Standpunkt. Wir schritten zur Wahl und nur dann ein, wenn Ethik und Moral, Leib und Seele verletzt wurden. Wir verharrten nicht. Wir waren nicht blind. Wir stellten uns nicht taub.
Was für ein schöner Traum. Das Trugbild des modernen Gestern, schillernd nur in der Erinnerung. Was haben wir übersehen? Wann fing alles an? Wo hätten wir eingreifen müssen?
Heute herrscht das Dogma, und wir unterwerfen uns: Corona tötet. Du kannst der Nächste sein. Schütze dich! Maskiere dich!
In freiwilliger Eifrigkeit ziehen wir Synthetikfliese oder Selbstgenähtes über Mund und Nase, treten anderthalb Meter auseinander, denunzieren den netten Nachbarn und geisseln uns in sozialer Askese. Alles für die Allgemeinheit, selbstverständlich.
Obwohl viele Fakten eine andere Sprache sprechen, Grüblern die gesellschaftliche Ächtung sicher ist und selbst habilitierte Kritiker diskreditiert werden, wachen wir nicht auf. Für die Corona-Dogmatik geben wir alles.
Auch die Demokratie. Auch verfassungsgemässe Grundrechte.
Wir verzichten, und deshalb gebührt uns das Lob der Mächtigen: all jener, die in ihre Taschen schaufeln, während wir im Niederknien versteinern.
Inzwischen ist die Maske zum Symbol geworden. Während irrlichterner Weise noch immer ein Vermummungsgebot bei Versammlungen gilt, verhüllen wir alltäglich die Hälfte unseres Gesichts und berauben es der Individualität und Ausdrucksfähigkeit. Aus der Volksmasse wird die Maskenmasse – gleicher denn gleich ob ihrer obligatorisch zur Schau getragenen Gesichtsgesinnung.
Nur zu Hause sind wir Mensch und dürfen’s sein. Ohne Maske, dafür in Gedanken:
«Und die Demokratie, löst nicht auch diese sich auf durch die Unersättlichkeit in dem, was sie sich als ihr Gut vorsetzt?» Platon war weise. Und wir sind offenbar nicht einmal klug genug, einen Blick hinter die Kulissen zu wagen.
Beste Grüsse,
Marita Vollborn