Wenn du Einfluss auf andere Menschen ausüben willst,
musst du ein wirklich anregend und fördernd auf andere Menschen
wirkender Mensch sein.
Karl Marx
Gestern verschlug es mich in eine Runde junger Städter, die ihre Verachtung für «SVP» und «Polizei» sehr deutlich kundtaten. Ich ahnte, dass die meisten von ihnen auch für «Corona-Leugner» nicht viel übrig haben. Sie wären vermutlich nicht beleidigt, wenn ich ihnen das Label «linksextrem» verleihe. Ideologie ist ihnen deklariertermassen wichtig.
Es betrübte mich, wie über Normalbürger abgeurteilt wurde, die der eigenen Weltanschauung gegenüberstehen. Es handelt sich doch immer auch um Menschen. Ja, mit dem Prozentsatz an Psychopathen und Schwerstverbrechern, die es – gerade auch in Wirtschaft und Politik – tatsächlich gibt, hält sich auch mein Mitleid in Grenzen. Aber in der Regel glaubt doch jeder von sich, das Gute zu tun und vernünftige Ziele zu verfolgen.
Ich war nicht bereit, jemandem ins Gewissen zu reden. Ich kenne solche Diskussionen: Ich hätte mich gezwungen gesehen, Positionen zu verteidigen, die nicht mal meine sind und mich am Schluss «in der rechten Ecke» wiedergefunden. Obwohl ich wahrscheinlich der Einzige in der Runde war, der gerade über Marx nachdachte:
«Du kannst Liebe nur gegen Liebe austauschen, Vertrauen gegen Vertrauen etc.» schrieb dieser. Leuchtet ein. Wer Wut und Hass reinsteckt, kann im Gegenzug kaum mit Verständnis rechnen. Wie man in den Wald ruft ...
«So pflegen wir alle unsere Feindbilder», kommentierte eine moderate Freundin die Polemik. Das brachte mich zum Nachdenken, wie es um meine eigenen Feindbilder bestellt ist. Den Balken im eigenen Auge erkennt man bekanntlich nicht so zuverlässig wie bei den Anderen. Wie geduldig, human und empathisch würde ich mit meinen Gegnern verfahren, wenn ich gerade am längeren Hebel der Geschichte, in der stärkeren Position der Mehrheit, auf der (vermeintlich) sicheren Seite oder sogar an der Macht wäre?
Seien wir doch ehrlich: Der politische Kampf ist geprägt von wüster Rechthaberei, Besserwisserei, nährt Überlegenheitsgefühle, droht das Mitgefühl abzutöten, und die meisten korrumpiert die Macht – oftmals schon im kleinen Rahmen. Daher sollten wir in dieser Zeit wirklich auch daran arbeiten, «anregend und fördernd wirkende» Menschen zu werden.
Herzliche Grüsse
Christian S. Rodriguez
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