Indoktrination ist keineswegs inkompatibel mit der Demokratie. Viel mehr ihre Essenz.
Noam Chomsky
Liebe Leserinnen und Leser
Mein letzter Newsletter «Die Presse ist schlecht, doch sie ist nicht unser Feind» sorgte für unzählige Reaktionen sowohl positiver als auch negativer Art. Vielen Dank dafür! Weil es schlicht nicht möglich ist, die zahlreichen Lesermails alle zu beantworten, möchte ich heute nochmals kurz darauf eingehen.
Einige Leser sahen in meinem Newsletter offenbar eine Verteidigung der Mainstream-Medien. Dies, weil ich diese nicht zum «Feindbild» deklariert habe. Andere kritisierten die Sichtweise, dass Journalisten in meinen Augen nicht «Agenten der Desinformation» sind, sondern oft selbst manipuliert. Sie verwiesen dabei auf die sogenannten Alpha-Journalisten.
Hierzu will ich kurz Stellung beziehen: Denn die Thematik ist wichtig. Zweifellos gibt es Alpha-Journalisten in grossen Medienhäusern. Der Medienwissenschaftler Uwe Krüger zeigte detailliert auf, wie zahlreiche Chefredaktoren grosser deutscher Zeitungen eine politische Agenda verfolgten und US- und NATO-affinen Netzwerken angehörten. Entsprechend eng sind die Kontakte zu Regierungen und teilweise auch zu den Geheimdiensten.
Das ist alles nicht neu: Im Zuge der Operation Mockingbird arbeiteten während des Kalten Krieges rund 400 namhafte Journalisten weltweit für den US-Auslandsgeheimdienst CIA, um antisowjetische Propaganda zu verbreiten. Auch heute gibt es selbstverständlich zahlreiche Alpha-Journalisten. Sie alle weisen eine klebrige Nähe zu Regierungen, Konzernen oder mächtigen Stiftungen auf und betreiben Propaganda.
Man denke nur an die enormen finanziellen Zuschüsse der Bill & Melinda Gates Foundation an zahlreiche Medienhäuser. Das ist ein enormes Problem! Dadurch wird unabhängiger Journalismus verhindert. Klar. Doch von den Alpha-Journalisten sprach ich nur am Rande. Mir ging es um die Journalisten in den «unteren» Rängen, die oftmals unter prekären Arbeitsbedingungen arbeiten und wenig Zeit haben, um überhaupt zu recherchieren. Das ist keine Rechtfertigung dafür, dass viele schlicht und einfach schlecht informiert sind und dann vereinzelt unterirdisch schlechte Berichte verfassen.
Was ich damit sagen will: Für die Bürgerrechtsbewegung bedeutet das: Man kann diese Journalisten mit Argumenten überzeugen. Denn anders als die Alpha-Journalisten sind viele «einfache» Journalisten durchaus noch offen. Sie sind weniger politisch «embedded» als die Chefredaktoren, die bestens vernetzt sind und eine klare Agenda verfolgen. Und so oder so steht fest: Die Chance, bei den Journalisten sachlich Gehör zu finden, ist grösser, wenn man mit ihnen redet. Diskussionsverweigerung oder Vorverurteilung bringt niemandem etwas. Denn so spielt man ihnen wiederum nur einen Steilpass zu, um uns zu diffamieren. Deshalb: Redet mit den Journalisten!
Herzlich
Rafael Lutz