Das Grundlegendste, was wir tun können, um dieser von Kriegen zerrissenen und leidenden Welt zu helfen, besteht darin, uns selbst der Gier, der Angst und der spaltenden Anschauungen in uns zu befreien und dann anderen zu helfen, dasselbe zu tun.
Jack Kornfield
Liebe Leserinnen und Leser
Was ich in meinem letzten Newsletter versäumt habe, nämlich den Kreml zu verurteilen, das möchte ich hier nachholen. Ja, der todbringende Irrsinn geht auch von Moskau aus, die Geisseln der Menschheit werden auch dort geschwungen. Ebenso in Peking, in London, in Basel.
Und ich habe keinerlei Sympathien für Kriegstreiber – egal welcher Seite. Sondern ich verweigere mich einfach der vorherrschenden Auffassung, Putin sei ein irrationales Monstrum.
Krieg ist eine scheussliche Sache, wie wir neuerdings aus dem Mainstream vernehmen. Offenbar war das vielen bis 2022 nicht bekannt. Aber wenn ich dazu aufrufen würde, für Frieden im Jemen zu demonstrieren, würde ich mich zweifellos allein auf den Plätzen wiederfinden, zusammen mit ein paar leeren Bierdosen, die das vergiftete April-Klima herumweht.
Wenn man sich also schon empören will und muss, dann bitteschön unter Zuhilfenahme objektiver und historischer Kriterien, die einem das jeweilige Empörungslevel bestimmen helfen. Damit müssten dann die jeweiligen Akteure auf der Weltbühne anhand der Summe ihrer konkreten nachweisbaren Aggressionen eingestuft werden.
Quizfrage zum Thema russische Aggression: Unter welchem Präsidenten gab es bisher mehr kriegerische Gewalt? Unter Putin oder unter dem von den USA geschätzten und geförderten Jelzin? Einer, der sich für solche Fragen interessiert, ist der Journalist Christian Müller. Doch offenbar passen seine Antworten nicht in das offizielle Narrativ. Bei Infosperber ist Müller bekanntlich draussen.
Denn die Debatte muss ja emotional geführt werden: Blut, Tränen, Trümmer, Drama – das mag der Fernseh-Konsument; siehe die letzte Folge der Talkshow von Maybrit Illner: «Die Ukraine» wurde verkörpert von einer zugeschalteten gutaussehenden Frau «mit ukrainischen Wurzeln».
Viel mehr als moralische Appelle, Gemeinplätze über den Krieg und ein hübsches Gesicht hatte sie zur Debatte nicht beizutragen. Aber da die Diskussionsgegner Sigmar Gabriel und General a.D. Erich Vad hiessen und auf einer sinnlich-erotisch-gefühlsbetonten Ebene nicht annähernd soviel zu bieten hatten, war eigentlich klar, wie die Sympathien vergeben werden sollten.
Militärexperte Vad hatte erwachsenen Menschen zu erklären, wieso es keine gute Idee ist, einen Frieden in der Ukraine mit schweren Waffen erzwingen zu wollen. Der ukrainische Botschafter in Deutschland nannte Vad daraufhin einen «erbärmlichen Loser».
Dass «Linke» und Mainstream-Medien das alles offenbar in Ordnung finden, bestätigt mir einmal mehr: Die Kaste der Mächtigen führt einen Krieg gegen Logik und Menschenverstand, gegen Zivilisation und Gesellschaft, gegen das friedliche Zusammenleben an sich. Sie führen einen Krieg gegen alle Völker, auch und gerade gegen die eigenen Bevölkerungen, die sie derzeit wieder gegeneinander ausspielen.
Was wir diesen grossangelegten Manipulationen entgegenhalten können, daran erinnert uns Ernst Wolff in der neusten Ausgabe des Zeitpunkt-Magazins:
«Wir sollten in dieser Ausnahmesituation ganz einfach die Ruhe bewahren, alle Lügen konsequent aufdecken und den Menschen so Stück für Stück zeigen, wie, warum und von wem sie hinters Licht geführt werden.»
Herzliche Grüsse
Christian S. Rodriguez
[email protected]
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