Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.
Mark Twain
Liebe Leserinnen und Leser
Kurz vor fünf Uhr morgens verliess der 26-jährige Moritz Conradi den Zug, der ihn von Zürich nach Lausanne gebracht hatte. Ausgestattet mit einer Browning-Pistole, 100 Franken und einem Foto aus einer französischen Illustrierten, nahm er im Hotel de l’Europe Quartier. Am Abend streckte Conradi im Restaurant des Hotels Cecil den russischen Spitzendiplomaten Wazlaw Worowski mit sieben Kugeln nieder.
Sie fragen sich gerade, aus welchem wilden Krimi diese Geschichte entstammt? Und warum ich sie erwähne? Die Geschichte – ein realer Krimi – ereignete sich am 10. Mai 1923, also vor knapp 100 Jahren. Sie zeigt sehr deutlich, wohin Hass auf eine bestimmte Gruppe von Menschen führen kann. Hass, der auch heute wieder vermehrt grassiert. Doch dazu gleich mehr.
Moritz Conradi war der Sohn eines wohlhabenden Schweizer Fabrikanten, der in St. Petersburg eine Schokoladenfabrik gegründet und zum Florieren gebracht hatte. Als Folge der Oktoberrevolution von 1917 wurde der Besitz der Familie Conradi enteignet. Die Bolschewiken erschossen Conradis Onkel, der Vater starb den Hungertod. Vor diesem Hintergrund schloss sich der junge Moritz 1914 als Freiwilliger der Armee des russischen Zaren an. Er schwor, nach der Revolution alle bolschewistischen Funktionäre zu töten. Als die Lage für die Weisse Armee aussichtslos wurde, floh Conradi in die Schweiz. Der Rest ist Geschichte.
Der Mord an Worowski schlug 1923 hohe Wellen in der Schweiz. Das politische Klima war damals dermassen sowjetfeindlich, dass mächtige Politiker und Journalisten Conradi sogar heroisierten. Der Mörder wurde unter dem fanatisch-antisowjetischen Zeitgeist freigesprochen. Das alles führte dazu, dass die Schweiz und die Sowjetunion ihre diplomatischen Beziehungen abbrachen. Erst 1946 wurden sie wieder neu etabliert. Es folgte der Kalte Krieg. Eine Zeit, in der die Schweizer Eliten permanent antisowjetische Ressentiments schürten.
Vor dem Hintergrund der Geschichte bin ich noch immer schockiert, wie schnell antirussische Ressentiments nun im Zuge des Ukraine-Kriegs plötzlich wieder aktiviert werden konnten. Antirussische Vorurteile scheinen im Kollektivgedächtnis vieler westlicher Staaten – darunter auch in der Schweiz – nach wie vor latent vorhanden zu sein.
Und um Missverständnisse aus dem Weg zu räumen: Auf diese Tatsachen hinzuweisen bedeutet nicht, dass ich Putins Invasion gutheisse. Ganz im Gegenteil. Sie ist zu verurteilen. Doch dasselbe gilt auch für den Russenhass, der nun in unseren Breitengraden Fahrt aufgenommen hat. Auch ihn gilt es zu verurteilen.
Dieser ist inzwischen wieder vermehrt zu beobachten. Und die Spaltung in zwei Lager omnipräsent – eine sachliche Diskussion ist kaum mehr möglich. Auf die Vorgeschichte des Kriegs darf sowieso nicht hingewiesen werden. Wer auch noch den Westen als mitschuldig erachtet, der gilt bald einmal als Verräter.
Der Hass schlägt auf ganz normale Russen über. Russische Sportler werden bedroht, russische Dirigenten verlieren ihren Job – dabei scheint kein Ende in Sicht zu sein. Wie weit will man eigentlich noch gehen? Wo das Ganze enden könnte, wissen wir aus der Geschichte.
Es ist höchste Zeit, die Hass- und Gewaltspirale zu beenden. Der Historiker Daniele Ganser mag ein Idealist sein, aber er hat Recht, wenn er sagt, dass wir eine Menschheitsfamilie sind. Und zu dieser gehören neben den ukrainischen Flüchtlingen, die unsere Solidarität verdienen, auch die russischen Bürger.
Herzlich
Rafael Lutz
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