Demokratie ist, wenn vier Füchse und ein Hase abstimmen, was es zum Abendessen gibt.
Lisa Fitz
Liebe Freundinnen und Freunde
In diesem Newsletter möchte ich auf eine Methode aufmerksam machen, die uns das Zusammenleben enorm vereinfachen und angenehmer gestalten kann.
Ich bin davon überzeugt, dass wir nicht nur ein neues und besseres Finanzsystem brauchen, sondern auch ein neues und besseres Abstimmungssystem. Wir benutzen immer noch das uralte duale System, in dem jeder eine Stimme hat: Dafür oder dagegen. Ja oder Nein. Selbst ein Säugling beherrscht es schon: Ja, das esse ich; Nein, das esse ich nicht.
Nachteile bei Gruppen wie zum Beispiel Firmen, Vereinen, Familien, Gemeinschaften oder Parteien:
- Es spaltet in zwei Lager: die dafür und die dagegen.
- Gründe interessieren nicht.
- Abstufungen der Begeisterung oder der Ablehnung gehen komplett verloren.
- Ein Teil der Menschen muss eine "Niederlage" einstecken.
Daneben gibt es das System: Wir diskutieren, und versuchen so, zu einer Einigung zu kommen. Nachteile:
- Oft stundenlange Diskussionen ohne Ergebnis, vor allem bei mangelhafter Moderation.
- Die dominanten redegewandten Menschen setzen sich oft durch.
- Am Schluss – wenn alle erschöpft sind – wird dann meist wieder das duale System angewendet.
Inzwischen gibt es jedoch erprobte Verfahren, die obige Nachteile auflösen. Das vielleicht wichtigste ist das «Systemische Konsensieren». Wir können es kostenlos und sofort für unsere jeweiligen Zwecke einsetzen.
Hier hat man nicht nur die Möglichkeit, mit Ja oder Nein zu stimmen, sondern kann auf einer Skala von 0 bis 10 seinen Widerstand angeben. Eine Gruppenentscheidung ist nämlich dann die beste Entscheidung, wenn es möglichst wenig Widerstände dagegen gibt.
Ein Beispiel: Fünf Kollegen wollen gemeinsam Essen bestellen. Sie stimmen nach alter Mehrheitswahl ab. Die Mehrheit will demnach Pizza bestellen. Das Problem: Ein Kollege hat eine Glutenunverträglichkeit und kann Pizza gar nicht essen. Was nun? Beim alten Verfahren hätte er einfach Pech gehabt.
Beim Systemischen Konsensieren würde ich nicht nur angeben, welches Essen mein Favorit ist, sondern ich würde für jede Wahlmöglichkeit meinen Grad des Widerstandes benennen. Wenn Pizza mein Favorit ist, bekommt sie 0 Widerstandspunkte. Aber vielleicht könnte ich mir auch gut chinesisches Essen vorstellen – Widerstand 2. Und so weiter. Der Kollege mit der Unverträglichkeit vergibt bei Pizza die maximalen 10 Widerstandspunkte.
Dann werden jeweils alle Punkte zusammengezählt, und das Essen mit den wenigsten Widerstandspunkten ist die beste Gruppenentscheidung. Der Kollege mit der Unverträglichkeit kann voraussichtlich mitessen.
Soweit in aller Kürze. Es gibt natürlich im Netz viele weitere Infos zum Systemischen Konsensieren. Das Verfahren wird in immer mehr Gemeinschaften und Gruppen eingesetzt; von den politischen Parteien in Deutschland, soweit ich weiss, bisher nur bei der Basis.
Wir bekommen ab und zu Leserzuschriften mit dem Wunsch nach positiven Berichten und Anregungen – Voilà!
Herzlich
Ihr Lars Ebert
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