Ich halte perfekte Objektivität für ein unrealistisches Ziel; Fairness hingegen nicht.
Michael Pollan
Liebe Leserinnen und Leser
Fast anderthalb Jahre nach Donald Trump hat es also auch Transition News erwischt: Das Fallbeil schnellte auf unser Twitter-Konto – es wurde permanent gesperrt. Eigentlich ein Ritterschlag, doch er bringt natürlich Probleme mit sich.
Das ist Teil eines seit langem andauernden Generalangriffs gegen alternative Medien, welcher erst mit dem genoppten Monster und dann mit dem Ukraine-Konflikt nochmals mehrere Gänge zugelegt hat. Die EU und die USA wollen nun gar den Turbo einlegen – alles angeblich um «Fake News» zu bekämpfen. David Edwards and David Cromwell bringen in ihrem Buch «Propaganda Blitz – How the Corporate Media Distort Reality» den wahren Grund auf den Punkt:
«Das Thema ‹Fake News› tauchte nur auf, weil das Monopol der Eliten über Fake News bedroht war».
Doch was sind Fake News? im weitesten Sinne beschränken sie sich nicht auf unwahre Nachrichten; es können auch einseitige sein – ob bewusst oder unbewusst so verbreitet. Und das bringt uns zur Objektivität und zur Frage, ob man überhaupt objektiv sein kann. Eine Frage, die schon manche Kluge Köpfe zum Rauchen gebracht hat. Edwards und Cromwell zitieren dazu den Historiker Howard Zinn:
«Hinter jeder präsentierten Tatsache (...) steht ein Urteil – das Urteil, dass diese Tatsache wichtig ist, unterbreitet zu werden (und folglich, dass andere Fakten ignoriert werden können). Und jedes solche Urteil spiegelt die Überzeugungen, die Werte des Historikers [oder Journalisten] wider, egal, ob er oder sie sich vormacht, ‹objektiv› zu sein».
Die Deutsche Presse-Agentur bestätigt in ihren redaktionellen Grundsätzen die Problematik:
«Die Journalistinnen und Journalisten, die hören und sehen, recherchieren, urteilen und schreiben, sind Menschen in all ihren gesellschaftlichen, sozialen und persönlichen Bedingtheiten. Objektivität als Massstab der Arbeit kann deshalb kein naturwissenschaftlich exakter Begriff sein.»
Allerdings ergänzen sie, dass, den Begriff der Objektivität «in einer erkenntnistheoretischen Diskussion völlig aufzulösen, hiesse, zu jeder Verfälschung, Lüge und Manipulation einzuladen». Christoph Neuberger und Peter Kapern erklären in «Grundlagen des Journalismus»:
«Keine Frage: Die Objektivitätsnorm ist das komplizierteste Qualitätskriterium des Journalismus. Einerseits verlangen Pressegesetze und Berufskodizes vom Journalismus, objektiv und wahrheitsgemäss zu berichten. Andererseits geht ein grosser Teil der Wissenschaft davon aus, dass Objektivität im Journalismus nicht oder jedenfalls nur in einem deutlich enger gefassten Sinn erreichbar ist, als dies der Berufsstand für sich selbst beansprucht».
Aus diesem Grund würden sich die Positionen in der Praxis und in der Forschung widersprechen, so Neuberger und Kapern weiter. Der praktische Journalismus sei sich der Schwierigkeit des weit gefassten Begriffs der Objektivität seines Berufsstandes bewusst.
Neben der Objektivität wird im Journalismus die Distanziertheit hochgehalten. Und da stellt sich die Frage, ob «Objektivität» distanziert sein muss oder soll. Edwards und Cromwell lassen dazu Erich Fromm zu Wort kommen, der diese Vorstellung zurückwies:
«Aber Objektivität ist auch nicht, wie oft fälschlicherweise der «wissenschaftlichen» Objektivität unterstellt wird, synonym mit Gleichgültigkeit, Abwesenheit von Interesse und Fürsorge. (...) Objektivität heisst nicht Gleichgültigkeit, sondern Achtung. Sie ist die Fähigkeit, Menschen, Dinge und sich selbst nicht zu entstellen und zu verfälschen. (…) Die Auffassung, dass kein Interesse vorhanden sein dürfe, damit die Wahrheit erkannt werden könne, ist falsch».
Max Weber teilte diese Ablehnung der Vermischung von Objektivität und Distanziertheit. Gemäss Fromm ist nicht entscheidend, ob ein Interesse besteht oder nicht, sondern um welche Art von Interesse es sich handelt und in welchem Verhältnis es zur Wahrheit stehen wird. Und die ideale Art von Interesse für eine objektive Analyse in diesem Sinne erkennt er in der Liebe:
«Liebe ist die produktive Form der Beziehung zu anderen und zu sich selbst. Sie bedeutet Verantwortungsgefühl, Fürsorglichkeit, Achtung und Verständnis und den Wunsch, dass der andere Mensch wachsen und sich entfalten möge».
Die Liebe sollte also im Mittelpunkt von objektivem Journalismus stehen. Edwards and Cromwell halten es denn auch für «monströs», nicht Partei zu ergreifen – zum Beispiel gegen Leid, Ausbeutung und Folter. Sollten wir nicht alle dagegen voreingenommen sein? So fragen sie.
Ich würde das bejahen – vorausgesetzt, wir unterteilen nicht in «würdige» und «unwürdige» Opfer. Denn dann verfallen wir wieder in «Fake News» und Propaganda und riskieren, zu noch mehr Leid beizutragen. Wenn die Mainstream-Medien in den letzten acht Jahren gegen das Leid der Menschen in der Ostukraine Partei ergriffen und «objektiv» darüber berichtet hätten, wäre die russische Invasion eventuell vermeidbar gewesen. Allein mit ein bisschen Liebe also? Leider eine Illusion, denn die Liebe der Journalisten wäre in den oberen Rängen nicht geteilt worden.
Herzlich
Konstantin Demeter
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David Edwards and David Cromwell sind auch die Gründer und Betreiber der Webseite Media Lens (wobei ich ihre Position gegenüber dem Klimawandel nicht teile).
Sehr zu empfehlen ist ausserdem Howard Zinns Buch «A People’s History of the United States». Wie der Titel andeutet, handelt es sich um die Geschichte der USA aus Sicht der Unterdrückten: Der Ureinwohner, der Schwarzen, der Frauen, der Italiener, der Arbeiterklasse, usw.
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