«Wir haben wegen der politischen Lage geschlossen und nicht weil wir insolvent sind», betont Margret Klein. Ihr Mann Kunibert und sie betrieben 30 Jahre lang die Firma Vario Color, die auf Pulverbeschichtungen spezialisiert war. Fensterrahmen, Regalsysteme, Geschäftseinrichtungen und Zäune aus Metall bekamen hier ihre farbige Beschichtung. Doch seit Dezember 2023 ist der Betrieb in Horhausen in Rheinland-Pfalz, den sie «aus dem Nichts aufgebaut haben» geschlossen.
Von einer «Technischen Rezession» ist im Monatsbericht des deutschen Wirtschaftsministeriums zu lesen. Und das Deutsche Bundesamt für Statistik (Destatis) vermeldet für Januar 25 Prozent mehr Insolvenzen als noch im Jahr zuvor. Doch es gibt auch Geschäftsaufgaben, die in diesen Berichten nicht enthalten sind. Die 59-jährige Ex-Unternehmerin erklärt:
«Wir sind nicht in Zahlungsschwierigkeiten. Aber als Unternehmer können wir vorausschauen und wir hätten unsere Rücklagen investieren müssen, um dann ein Jahr später wohl wirklich Insolvenz anzumelden».
Alle möglichen Krisen hätten sie überstanden: Das Ende der Internet-Bubble 2001, die Wirtschaftskrise 2007/2008. Aber diesmal sollte es anders kommen – obwohl der Umsatz während Corona gestimmt habe, als alle in Haus und Hof investierten. In dem Industriegebiet von Vario Color befinden sich viele metallverarbeitende Betriebe. Neue Fenster, Wintergärten, Zäune und so weiter mussten pulverbeschichtet werden.
Doch wo liegen dann die Gründe für die Geschäftsaufgabe? Ein Teil der Antwort steht auf einem Transparent, das aussen an einer Halle angebracht ist:
«So Nase voll – Wir schliessen zum 31.12.2023 wegen des unqualifizierten Fachpersonals in Berlin. Hoffentlich hat das Wirtschaftswunder Habeck & Co. bald ein Ende!»
Bild: Transparent an der Halle des geschlossenen Unternehmens. Foto: privat
«Der Energiepreis hatte sich mehr als verdoppelt. Und wir waren nicht bereit, das auf unsere Kunden umzulegen», so Margret Klein. Die Stromrechnung habe Anfang 2023 um 120’000 Euro höher gelegen als sonst und selbst nach der Deckelung seien noch immer 70’000 Euro übriggeblieben. «Im Oktober 2023 ging’s plötzlich um zwei Drittel günstiger. Da war uns klar, dass der Preis künstlich erhöht war. Wir fühlten uns von der Politik einfach nur verarscht.»
Das habe den Stein ins Rollen gebracht. Dazu kam, dass sie 2023 drei Leute eingestellt hätten, doch jeder wieder gegangen sei. «Wir wollten Bürgergeldbeziehern eine Chance geben.» 15 Euro bekomme ein Produktionshelfer anfangs, nach einiger Zeit steige der Lohn auf 18 Euro pro Stunde. «Und mein Mann war immer ein netter und sozialer Chef», betont Margret Klein. Wenn es im Sommer durch den Ofen, der zum Einbrennen der Beschichtungen notwendig ist, zu heiss war, habe er die Mitarbeiter nach vier Stunden nach Hause geschickt und trotzdem für acht Stunden bezahlt. Dasselbe wenn mal weniger zu tun war. «Doch wir fanden keine Mitarbeiter mehr. Die scheinen mit dem Bürgergeld zufrieden zu sein. Daran ist doch die Politik schuld!» Auch den umliegenden Betrieben fehle Personal. «Bei hoher Auftragslage halfen die Pulverbeschichter einander aus, indem die Mitarbeiter auch mal beim Mitbewerber zum Einsatz kamen.»
Als kleiner Betrieb habe Vario Color flexibel auf neue Aufträge reagieren können, um zum Beispiel schnell zwischen Farben zu wechseln. Die ehemaligen Kunden lassen ihre Produkte jetzt bei grösseren Pulverbeschichtungsanbietern bearbeiten und müssen längere Bearbeitungszeitenzeiten in Kauf nehmen.
Und stand eigentlich auch ein Verkauf zur Debatte? «Ja, aber der Interessent bekam kein Geld von der Bank», erwidert Margret Klein. Gemeinsam mit ihrem Mann gehe sie jetzt auf viele Bauerndemonstrationen. Und sie erzählt vom neuen Transparent, das jetzt ihren Trecker schmückt: «Wir können tun und lassen, was wir wollen, solange wir das tun, was die Regierung will.»
Kommentare