Ein Angriff auf unsere Fähigkeit,
Geschichten zu erzählen,
ist nicht nur Zensur –
es ist ein Verbrechen gegen unsere Natur
als menschliche Wesen.
Salman Rushdie
Liebe Leserinnen und Leser
Vielleicht hatten auch Sie schon einen Traum, indem Sie schreien wollten, doch unfähig dazu waren: Der aufgerissene Mund blieb stumm. So ähnlich fühle ich mich gegenwärtig im Wachzustand. Es ist nicht unbedingt Angst, die ich verspüre, eher ein beklemmendes Gefühl der Ohnmacht.
Unser Redaktionsteam schrei(b)t sich die Finger wund gegen Krieg, totalitäre Tendenzen, Zensur, Proaganda, Korruption und so weiter, doch die Botschaft bleibt vorwiegend in unserer Blase hängen und die Wirkung scheint gleich Null zu sein. Im Hinterkopf ist zudem immer der Gedanke, dass man mit Repressalien rechnen muss, sobald die Blase massgeblich durchbrochen wird.
Diese Erfahrung machten denn auch zum Beispiel RT, Kayvan Soufi-Siavash (Ken Jebsen) und insbesondere Julian Assange. Und kürzlich musste auch der Fox News-Star-Moderator Tucker Carlson dran glauben: Er wurde vom Sender entlassen, vermutlich aufgrund seiner kritischen Berichterstattung über den Ukraine-Krieg.
Es geht nicht nur darum, gehört zu werden: Zensur hat Konsequenzen. Das ist auch ihr Zweck. Auf dem Spiel stehen Demokratie, Frieden, der gesellschaftliche Zusammenhalt, im schlimmsten Fall gar das menschliche Wesen und unsere Existenz. Schon 1644 schrieb John Milton:
«Wer einen Menschen tötet, tötet ein vernünftiges Wesen, ein Abbild Gottes; derjenige aber, der ein gutes Buch vernichtet, tötet die Vernunft selbst, tötet sozusagen Gottes Ebenbild im Keime.»
Und als Almansor über den «furchtbaren Ximenes», der den Koran auf den Scheiterhaufen warf, berichtet, lässt Heinrich Heine fast zweihundert Jahre später – als wolle er den Kreis schliessen – Hassan entgegnen:
«Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.»
Beide Zitate stammen aus dem Buch «Zensur» (2022), in dem Hannes Hofbauer die Geschichte des Verbots der freien Meinungsäusserung von der Erfindung des Buchdrucks bis ins digitale Zeitalter aufzeichnet.
Wie sehr die Mainstream-Medien zu Schosshündchen der Macht geworden sind, machte die ehemalige Pressesprecherin des Weissen Hauses, Jen Psaki, in einem Interview mit Symone Sanders, der früheren Pressesprecherin von Bernie Sanders, auf MSNBC klar. Bedenklich dabei ist auch, dass sich Psaki nicht darüber im Klaren zu sein scheint, wie gravierend die Gegebenheiten sind, die sie darstellt. Auf die Frage, welcher ihr bester Tag mit der White House Correspondents Association war, antwortet sie:
«Die meiste Zeit waren sie wirklich unglaubliche Partner ... Als wir Covid navigierten, war das zwar eine der schwierigsten, doch auch eine der kooperativsten Zeiten.»
Diese Kooperation zeigt sich auch darin, dass Psaki für ihre Dienste für die Regierung mit einem millionenschweren MSNBC-Vertrag belohnt wurde. Und sie erinnert an die Anweisung von Ringier-CEO Marc Walder an die Redaktionen Anfang 2021, in der «Pandemie» regierungskonform zu berichten. Dies ist umso brisanter als sich später herausstellte, dass der Pressesprecher des Schweizer Gesundheitsministers Alain Berset dem Ringier-CEO permanent vertrauliche Informationen zukommen liess.
Obwohl unsere Arbeit nicht den erhofften Zweck erfüllt, ist mir natürlich bewusst, dass sie nicht umsonst ist. Wichtig ist zum einen: Die Mächtigen müssen wissen, dass ihnen jemand auf die Finger schaut. Und dass wir wahrgenommen werden, beweisen die Anfeindungen. So hatte uns das von Bill Gates und George Soros gesponserte Institute for Strategic Dialogue (ISD) bereits 2021 ins Auge gefasst, als es vor «Desinformation» im Internet warnte.
Zum anderen sind wir uns im Klaren darüber, dass diese Arbeit Ihnen, werte Leserinnen und Leser, hilft. Auch wenn das nur eine oder einen betreffen würde, ist sie das wert. Und letztendlich hilft sie auch uns: Es tut gut zu wissen, dass man nicht gänzlich einsam in der Wüste ruft. Im Grunde ist es auch eine gegenseitige Therapie. Das ist gut. Zu wünschen wäre allerdings, dass sie mehr erzielt als das. Wir lassen jedenfalls nicht locker.
Herzlich
Konstantin Demeter
[email protected]
***********************
Unterstützen Sie uns mit einem individuellen Betrag oder einem Spenden-Abo. Damit leisten Sie einen wichtigen Beitrag zu unserer journalistischen Unabhängigkeit. Wir existieren als Medium nur dank Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Vielen Dank!

***********************
Hinweise:
DIE FREIEN – die neue Zeitschrift für bewegte Zeiten: konstruktiv, inspirierend und visionär. In unserer neuen Ausgabe «Aufgabe – schon erledigt?» erwarten Sie spannende Beiträge und Interviews von und mit: Philipp Kruse, Kayvan Soufi-Siavash, Thomas Binder, Denis Beyer, Norbert Häring, Michael Bubendorf, Fredy Knie jun., Sylvie-Sophie Schindler, Marco Caimi, Christina von Dreien, Lena Kuder u.v.m. Bestellen Sie die neue Ausgabe hier.

***********************

Hier finden Sie unsere neuen Podcasts.
***********************

Die TTV-News vom 4. Mai 2023 mit folgenden Themen:
???? Frankreich wurde auf AA- heruntergestuft. (02:26)
???? Die EU zieht die Zensurschrauben an (06:09)
???? Das Dümmste, was uns glauben gemacht wird (07:43)
???? Drohnen-Attentat auf Wladimir Putin (08:38)
???? Die Drehbuchautoren streiken wegen künstlicher Intelligenz (09:49)
Redaktion und Moderation: Christoph Pfluger
Sie finden uns auf folgenden Kanälen und Plattformen:
Telegram│Rumble│Instagram│Facebook│YouTube
***********************