Schulen lehren Patriotismus, Zeitungen produzieren aufregende Sensationen, Politiker kämpfen für ihre Wiederwahl. Darum können alle drei für die Rettung der menschlichen Rasse nichts tun.
Bertrand Russell
Liebe Leserinnen und Leser
Autor Rudolf Schmidheiny hat schlechte Erfahrungen mit dem staatlichen Schulsystem gemacht. Er rät Eltern, die Kinder aus den öffentlichen Schulen herauszunehmen.
«Bildung zu Hause», so lautet seine Alternative, wie er in seinem Buch «Kinder gehören den Eltern, nicht dem Staat! – Natürliche Elternschaft vs. staatlicher Schulzwang» schreibt. Wie sinnvoll diese «Lösung» ist, sei an dieser Stelle einmal dahingestellt.
Klar ist: Schmidheiny spricht in seinem Buch ein heisses Eisen an. Am bestehenden Bildungssystem gibt es genug zu kritisieren. Denn bereits hier beginnt der Klassenkampf Reich gegen Arm.
Nach wie vor sind soziale Stellung und Geld matchentscheidend für die späteren Bildungsabschlüsse. Wer aus reichem Elternhaus kommt, dem stehen die Türen für eine Matura und ein Studium offen – inklusive erfolgreiche spätere Jobaussichten. Wer ein «armer Schlucker» ist, dem werden von Anfang an Steine in den Weg gelegt.
Scheinbar «progressive» Versprechen wie «Bildung für alle» sind nicht Realität geworden. Bildung steht eben auch heute längst nicht allen zur Verfügung. Dafür muss man im Kanton Zürich nur einmal in Richtung Goldküste blicken. Dort, wo die Reichen und Mächtigen beheimatet sind, ist die Maturitätsquote am höchsten.
Das Problem dabei: Häufig gelangen dadurch die falschen Jugendlichen ans Gymnasium. Vielen hochintelligenten Kindern aus armen Verhältnissen bleibt der Weg in die höheren Bildungsinstitutionen verwehrt. Umgekehrt gehen zu viele Jugendliche aus reichem Haus ins Gymnasium. Dies, obwohl sie oftmals gar nicht sonderlich intelligent sind.
Die Intelligenzforscherin Elsbeth Stern von der ETH Zürich fand heraus: Ein Drittel aller Gymnasiasten ist gar nicht fürs Gymnasium geeignet. Gleichzeitig verfügen bis zu zehn Prozent der Jugendlichen, die nicht das Gymnasium besuchen, über einen IQ, der sie für diesen Schultyp qualifizieren würde.
Hier tritt das Dilemma zutage: Nichts könnte falscher sein, als Bildung mit Intelligenz gleichzusetzen. Vielfach sind es gerade die «verbildeten» Akademiker, die jeder Propaganda auf den Leim kriechen. Anders der «einfache Bürger»: Er spürt es rasch einmal, wenn er verarscht wird.
Der «Verrat der Intellektuellen (Julien Benda) ist nichts Neues. Die sogenannte Intelligenzija entpuppte sich in kritischen Phasen der Geschichte immer wieder als besonders autoritätshörig. Und genau das ist es, was leider noch immer in der Schule trainiert wird: Gehorsam und Disziplin.
Bertrand Russel meinte dazu einst: «Ausbildungssysteme sind nicht entwickelt worden, um echtes Wissen zu vermitteln, sondern um das Volk dem Willen der Herrschenden gefügig zu machen. Ohne ein raffiniertes Täuschungssystem in den Schulen wäre es unmöglich, den Schein der Demokratie zu wahren.»
Daran hat sich wenig geändert. Auch wenn die heutige Schule sich gerne als fortschrittlich und emanzipiert gibt. Was «richtig» und was «falsch» ist, das erklären uns noch immer «vom Staat besoldete Propheten» (Max Weber). Und über das staatliche Bildungssystem wird dann auch die «richtige Sicht» auf die Welt vermittelt.
Diese ist gar nicht so anders als noch vor wenigen Jahrzehnten: Noch gestern wurden die Schüler im Westen mit einer gehörigen Portion antisowjetischem Gedankengut indoktriniert; heute ist es eine starke Dosis antirussischer Propaganda, die an den Schulen vorherrscht.
Nicht fehlen darf das omnipräsente Klima-Narrativ: Die Schüler müssen schliesslich lernen, dass die Welt rasch vor den CO2-Emissionen gerettet werden muss.
Und selbstverständlich muss auch die Gefahr, welche von Verschwörungstheorien ausgeht, an den Schulen thematisiert werden. In Deutschland geht das soweit, dass das Bildungsministerium Jugendliche ab 14 Jahren zu Leitern von Workshops ausbilden will, wo Gleichaltrige gegen Verschwörungstheorien geimpft werden sollen.
Angesichts solcher Entwicklungen verstehe ich jeden, der wie Rudolf Schmidheiny seine Kinder aus der Schule nimmt – auch wenn das in meinen Augen auch nicht die Lösung sein kann.
Aber wer bin ich, liebe Leserinnen und Leser, um Ihnen hier «die Lösung» anbieten zu können.
Herzliche Grüsse
Rafael Lutz
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Redaktion und Moderation: Christoph Pfluger
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