Der Sinn der Strafe ist nicht abzuschrecken,
sondern in der gesellschaftlichen Ordnung
jemanden niedriger zu setzen: Er gehört
nicht mehr zu den uns Gleichen.
Friedrich Nietzsche
Liebe Leserinnen und Leser!
Es ist schon äußerst verwunderlich, wie sich tatsächlich der Irrglaube behaupten kann, ein Mehr an Strafe könne in juristisch bereits «entwickelten» Gesellschaften wie der Schweiz oder Deutschland nachhaltig zu weniger Gewalttaten und mehr Frieden führen.
So wollen jetzt die Innenminister von Bund und Ländern, nachdem sich die Straftaten gegen Politikerinnen und Politiker laut Bundesinnenministerium um 53 Prozent erhöht haben und etwa Matthias Ecke aus der SPD und Berlins Senatorin Franziska Giffey körperlich attackiert wurden, das Strafrecht verschärfen.
So schrecklich derlei Übergriffe sind, so viel kann man aber dazu kritisch anmerken.
So forderten die Innenministerinnen und -minister sogar die Justizministerkonferenz zur Prüfung auf, ob «die bewusste Verbreitung von Desinformation mit dem Ziel der Wahlbeeinflussung oder Gewalteskalation strafwürdiges Unrecht darstellen».
Doch das lässt, wie auch die Corona-Politik vor Augen geführt hat, befürchten, dass es hier nicht wirklich um die Eindämmung der Gewalteskalation geht, sondern vielmehr darum, einen weiteren Grund vortragen zu können, um die Meinungsfreiheit weiter einzuschränken.
Auch war bei der relevantesten Kategorie der vom Innenministerium präsentierten und von den Massenmedien referenzierten Statistik – den Gewaltdelikten gegen Politiker – in den Jahren 2018 bis 2023 die AfD die am häufigsten angegriffene Partei, wie Nius recherchiert hat.
Doch dieser Umstand findet in der Berichterstattung keinen Widerhall. Auch das spricht dafür, dass mit dem Vorstoß, jetzt Strafrecht zu verschären, keine hehren Ziele verfolgt werden.
Allerdings ist auch die AfD selbst vom «Strafverschärfungsvirus» befallen! So berichtete die Berliner Zeitung kürzlich, dass die selbsternannte «Alternative» angesichts steigender Zahlen von tatverdächtigen Kindern das Alter für die Strafmündigkeit von 14 auf 12 Jahre heruntersetzen möchte. Die AfD-Politikerin Harder-Kühnel wird wie folgt zitiert:
«Straftaten werden auch von Jugendlichen unter 14 Jahren in Deutschland immer häufiger begangen. Insbesondere bei schwerer Kriminalität müssen die Gerichte die Möglichkeit haben, nicht nur mit Erziehungsmaßnahmen auf die Jugendlichen einzuwirken, sondern ihnen ihr Fehlverhalten mit spürbaren Sanktionen deutlich vor Augen zu führen.»
Das grundlegendste Problem bei dieser Ansicht: Sie verkennt, dass der Anstieg der von Jugendlichen begangenen Straftaten oder auch der der Gewalttaten gegen Politiker nicht genetisch erklärt werden kann.
Es kommt ja niemand als Straftäter/in auf die Welt. Bleiben also noch die gesellschaftlichen Umstände, gekennzeichnet etwa durch ein nicht aufhören wollendes Auseinanderdriften von Arm und Reich oder auch durch die regelrechte Verherrlichung von Krieg durch die Politik, als Erklärung für (zunehmende) Gewalt (dass es auch eine individuelle Verantwortung für ein Handeln gibt, soll damit nicht in Abrede gestellt werden).
Genau hier also müsste politisch mit aller Verve angesetzt werden, anstatt sich auf härtere Bestrafung zu fokussieren. Welche Verve politisch möglich ist, hat man ja bei Corona gesehen ...
Wie sinnlos eine Verschärfung des Strafrechts ist, wenn es darum geht, für mehr Frieden und weniger Gewalt zu sorgen, zeigt auch der Blick auf verschiedene Länder.
So verzeichneten die USA im Jahr 2021 eine Mordrate von knapp sieben vorsätzlichen Tötungsdelikten je 100.000 Einwohner. Darunter fallen grundsätzlich alle vorsätzlichen Tötungsdelikte, die von Zivilisten wie Einzelpersonen und Gangs verübt werden.
Im Vergleich dazu wies etwa Schweden im Jahr 2021 eine durchschnittliche Mordrate von etwas mehr als einem vorsätzlichen Tötungsdelikt je 100.000 Einwohner auf. Dabei gibt es dort nicht wie in den Vereinigten Staaten die Todesstrafe, und auch ist dort die Schere zwischen Arm und Reich nicht so brutal weit geöffnet wie im Biden-Land.
Zugleich hatten die USA 2021 mit 639 pro 100.000 Einwohnern die höchste Inhaftierungsrate der Welt. In einem Land wie Russland hingegen gab es «nur» 331, in der Volksrepublik China 121 und in Deutschland 69 Gefangene je 100.000 Einwohner.
All dies spricht den Forderungen nach einer Verschärfung des Strafrechts Hohn.
Immerhin gibt es einen kleinen Lichtblick bei der ganzen Strafverschärfungsdebatte, und zwar Bundesjustizminister Marco Buschmann. So sagte der FDP-Politiker der Deutschen Presse-Agentur:
«Der Versuch, das gesellschaftliche Problem einer allgemeinen Verrohung der politischen Auseinandersetzung mit dem Strafrecht allein zu lösen, wird scheitern.»
Alles Gute – trotz allem!
Torsten Engelbrecht
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