Schau tief in die Natur, und dann
wirst du alles besser verstehen.
Albert Einstein
Liebe Leserinnen, liebe Leser
«Wo sind bloss all die Glühwürmchen geblieben?» Diese Frage stellte mir ein Freund im letzten Sommer und plötzlich fiel mir auf, dass ich diesen putzigen leuchtenden Wesen auch schon seit Jahren nicht mehr begegnet bin.
Ebenso stutzig wurde ich, dass meine Mama noch im Sommer Körner in ihr Vogelhäuschen streute und Meisenknödel aufhängte. «Tsja, die armen Vögel finden eben kaum noch Insekten», seufzte sie und blickte traurig auf das Häuschen aus Birkenholz.
Heute endet in Kanada die UNO-Konferenz über Biodiversität COP15. Die dort anwesenden Regierungen haben über biologische Vielfalt gesprochen, um einen Rahmen für die Erhaltungsziele der biologischen Vielfalt für das nächste Jahrzehnt auszuhandeln.
Parallel dazu hat die gemeinnützige Organisation Center for Biological Diversity darauf hingewiesen, dass die Internationale Union für die Erhaltung der Natur (IUCN) eine aktualisierte Liste mit den weltweit bedrohten Tier- und Pflanzenarten veröffentlicht hat. An dieser Stelle sei daran erinnert, dass sich Neonicotinoide und Glyphosat verheerend auf die Natur auswirken und massgeblich für das Insektensterben verantwortlich sind.
Die oben genannte Liste zeigt, dass 28 Prozent der Pflanzen und Tiere weltweit vom Aussterben bedroht sind. Von den 150’388 in der «Roten Liste» der IUCN aufgeführten Arten werden nunmehr 42’108 als «vom Aussterben bedroht» eingestuft. Andere Berichte gehen gar davon aus, dass derzeit eine Million Arten vom Aussterben bedroht sind.
Menschen, die in ihrer alltägliche Routine gefangen sind und zusehen müssen, dass sie Job, Kinder, Haushalt, hohe Heizkosten, Steuernachzahlungen und Mietpreise stemmen können, werden sich wohl kaum daran stören, dass sie im Sommer keine Glühwürmchen mehr antreffen. «Ich habe schon genug Stress in meinem Leben, da muss ich eben Prioritäten setzen», werden sie wohl sagen, wenn man das Artensterben thematisiert.
Wäre es nicht angebracht, diese Prioritäten etwas zu verschieben, damit wir uns mehr über die Zusammenhänge und Abläufe in der Natur bewusst werden? Dazu bedarf es mehr Aufklärung im täglichen Leben und an Schulen. Auch die Lokalzeitungen und -radios sollten das Thema Artensterben öfter auf ihre Agenda setzen.
«Diese erschreckenden Zahlen der Roten Liste sind ein weiterer Weckruf für die Verhandlungsführer in Montreal, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun müssen, um die biologische Vielfalt zu retten», sagte Tierra Curry, leitende Wissenschaftlerin beim Center for Biological Diversity.
Ein hehres Ziel, doch wer genau will denn nun die Verantwortung hierfür übernehmen. Sollen etwa Umweltschutzorganisationen wie Nabu, WWF und Greenpeace dabei federführend sein?
Ein Leserbriefschreiber hat angemerkt, dass viele von den Nichtregierungsorganisationen in Verruf geraten seien, da sie zwar viele Spenden einnähmen, aber letztendlich lediglich Nabelschau betrieben. Ein weiterer Einwand lautete, dass diese gemeinnützigen Organisationen nicht effizient gegen die wirklichen Probleme der Welt vorgehen.
Zu diesen Problemen gehörten Monokulturen, Chemikalien auf landwirtschaftlichen Flächen, kapitalistische Ausbeutung, Globalisierung und Gigantomanie, Entfremdung und Zerstörung von Lebensgrundlagen.
Die von Greenpeace, vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) oder Naturschutzbund Deutschland (NABU) eingenommenen Spenden könnten nach Ansicht des Leserbriefschreibers für Klagen gegen die Umweltzerstörung eingesetzt werden. Ich finde, wir sollten uns nicht blind darauf verlassen, dass andere es schon richten werden.
Stattdessen lohnt es sich, ab und zu mal innezuhalten und zu überlegen, was ich als einzelner Mensch tun kann, um das Artensterben aufzuhalten. Und sei es, dass ich weniger Plastikmüll produziere, mich darüber informiere, ob es in meiner Region Projekte zum Artenschutz gibt, die ich unterstützen kann, sei es, dass ich mein Gemüse beim Bauern um die Ecke kaufe, der keine Insektizide verwendet – jeder kleine Schritt ist wichtig. Und wer weiss, vielleicht begegne ich schon im nächsten Sommer wieder diesen putzigen leuchtenden Wesen.
Herzlich
Lena Kuder
[email protected]
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