Vergangenes historisch artikulieren heisst nicht, es erkennen, «wie es denn eigentlich gewesen ist». Es heisst, sich einer Erinnerung bemächtigen, wie sie im Augenblick einer Gefahr aufblitzt.
Walter Benjamin
Liebe Leserinnen und Leser
In meiner Heimatstadt in Deutschland und in der schweizerischen Stadt, in der ich seit einigen Jahren lebe, ist gerade Fas(t)nacht. Ein Brauch, der mir immer schon zugleich suspekt und doch sympathisch war. In der «fünften Jahreszeit» werden schliesslich für einmal die Verhältnisse auf den Kopf gestellt, insbesondere Autoritäten dürfen und sollen mehr oder weniger hemmungslos kritisiert werden.
Allerdings frage ich mich momentan, was genau auf den Kopf gestellt werden soll, wenn die Welt ohnehin seit längerem einem Narrenschiff ähnelt und die heutigen «Autoritäten», insbesondere die deutschen Politiker und Politikerinnen, bereits als ihr eigene Parodie durchgehen können. Ich erspare Ihnen Links zu entsprechenden Szenen, lassen Sie Ihre Erinnerung und Phantasie spielen …
Eine Szene, die ich am «Schmutzigen Donnerstag» im Bus erlebte, machte mir erneut klar, dass wir in wahrlich närrischen Zeiten leben. Ein in einem Tierkostüm steckender Mann hinter mir sagte beim Anblick einiger leicht desorientierter Passanten mit riesigen Koffern nahe dem Bahnhof zu seiner Begleitung: «Ach guck mal, die haben sich als Touristen verkleidet». Worauf die Frau, natürlich ebenfalls im Kostüm, anerkennend antwortete: «Ei ja, des isch au ebbes!» Angesichts der fast sämtlich verkleideten Menschen inner- und ausserhalb des Busses war das durchaus komisch und einige Leute ringsherum haben herzlich gelacht.
Zugleich wurde mir aber klar, dass eine analoge Situation, mit verstörten Masken- statt Kofferträgern, wohl gefährlich hätte werden können, wenn man - sagen wir vor 18 Monaten - in einem vollbesetzten Bus ausgerufen hätte: «Ach guck mal, die haben sich als Pandemisten verkleidet.»
Soll heissen: Wir verstehen und verändern die Realität oft erst dann, wenn wir ihr einen neuen Rahmen geben. Dazu gehört auch das Aufspüren von Schlüsselszenen der Vergangenheit.
Das scheinbar «Normale» (Stichwort «Neue Normalität») entpuppt sich dabei nicht selten als das eigentlich Närrische, während uns das närrische Treiben der Fasnacht - blitzartig - daran erinnern kann, dass jede «Normalität» hin und wieder auf den Prüfstand gestellt werden sollte. Auch und gerade dann, wenn dies gefährlich zu sein scheint. Vielleicht haben sich die vermeintlich gefährlichen Gesellen ja auch nur verkleidet.
Mit herzlichem «Helau»
Susanne Schmieden
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