Die Zukunft hat viele Namen:
Für Schwache ist sie das Unerreichbare,
für die Furchtsamen das Unbekannte,
für die Mutigen die Chance.
(Victor Hugo)
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Mutig sind jene, die zwei Jahre lang von Somalia nach Marokko laufen, um nach Europa zu gelangen.
Mutig ist der kanadische Pastor, der trotz des Lockdowns Gottesdienste abgehalten hat und deshalb verhaftet wurde.
Mutig sind Menschen, die sich nicht vom Herdentrieb mitziehen lassen, die selbständig denken und auf die Strasse gehen.
Mutig ist die Mutter, die es nicht zulässt, dass ihr Kind in der Schule eine Maske trägt, und sich deshalb mit dem Schulleiter anlegt.
Mutig waren die Demonstranten, die im August 1924, am 10. Jahrestag des Kriegsbeginns, auf die Strasse gegangen sind, um gegen Krieg zu demonstrieren.
Mutig waren jene Menschen, die von 1985 bis 1989 gegen die geplante atomare Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf demonstriert haben.
Das Wort «Mut» stammt aus dem Indogermanischen «mo» und bedeutet: «sich mühen, starken Willens sein, heftig nach etwas streben». Das germanische «moda» steht für «Sinn, Mut, Zorn». Aus dem Althochdeutschen stammt das Wort «muot», was «Sinn, Seele, Geist, Gemüt, Kraft des Denkens, Empfindens und Wollens» bedeutet.
Im Hochmittelalter, um das 12. und 13. Jahrhundert, wird der Mut in der epischen Dichtung und im Minnesang als «hôher muot» in der Bedeutung von «Hochherzigkeit, Edelmut zur Tugend» zum Ausdruck gebracht. Dieser kennzeichnet den «edlen Ritter» wie ihn etwa Hartmann von Aue in seinen Epen Erec (ca. 1190–1192) und Iwein (um 1200) oder Wolfram von Eschenbach in seinem Parzival (1200–1210) als Idealbild des Rittertums dargestellt haben.
Nach dem Literaturwissenschaftler Benno von Wiese verherrlichen auch die Minnedichter den «hôhen muot» als ethische Grundlage und typische Charaktereigenschaft des «edlen Ritters ohne Furcht und Tadel», der sein Leben uneigennützig dem Kampf gegen Unrecht aller Art und dem Schutz von Hilfsbedürftigen widmet.
In seinen Episteln verwendet der römische Dichter Horaz die Redewendung «sapere aude»; wörtlich: «Wage es, weise zu sein!» Der deutsche Philosoph Immanuel Kant greift diese Wendung 1784 auf und übersetzt sie in der Formulierung «Habe den Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen». Damit erläutert er auf allgemeinverständliche Weise den Leitgedanken seiner Zeit: «Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.»
Kant sieht die Ursachen für diese selbstverschuldete Unmündigkeit in «Feigheit und Faulheit» sowie in einem «Mangel an Entschlusskraft und Mut, sich aus der Bevormundung durch andere zu befreien». Es sei nach Kant zudem für viele Menschen bequemer, andere für sich denken und handeln zu lassen und sich damit auch der Verantwortung für ein eventuelles eigenes Scheitern zu entziehen.
Sollten wir uns nicht gerade in dieser Zeit Immanuel Kants besinnen? «Haben Sie Mut, sich Ihres eigenen Verstandes zu bedienen!» Mit unseren Beiträgen möchten wir sie dazu täglich motivieren. Eine kleine Spende hilft uns, unabhängig zu bleiben und weiterhin ermutigende Artikel zu schreiben.
Herzlich,
Lena Kuder
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