Wieder versuchen.
Wieder scheitern.
Besser scheitern.
Samuel Beckett
Liebe Leserinnen und Leser
Heute vor 70 Jahren wurde das Theaterstück «Warten auf Godot» des irischen Schriftstellers Samuel Beckett (1906-1989) in Paris uraufgeführt. Es gilt schon lange als moderner Klassiker rund um das völlige Fehlen von Sinn. Der grosse Erfolg bescherte Beckett Weltruhm als Autor, und 1969 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.
Weltliteratur hat die Charakteristik, dass sie sich mit unabänderlichen existenziellen Fragen auseinandersetzt, was es heisst, ein Mensch zu sein. Die Deutungen lassen sich dabei immer wieder aus den zeitspezifischen Gegebenheiten und Umständen, in denen die Literatur produziert wurde, loslösen und sinngemäss in neue historische Situationen übertragen.
Bei Beckett warten zwei Landstreicher auf eine Antwort des ihnen kaum bekannten Godot. Einer von ihnen leidet an diesem ereignislosen Nichtstun, und versucht immer wieder, das Warten abzubrechen. «Nichts zu machen!», heisst es dann. Nicht heute, aber bestimmt morgen werde Godot ankommen.
Bei Godots Ankunft könnte endlich «irgendetwas» passieren. Aber es ist klar, dass Godot niemals ankommen kann, weil sein Name lediglich für das Nichts, für eine zentrale Abwesenheit steht. Es ist nicht einmal klar, ob es ihn überhaupt gibt. Godot steht für den symbolischen Verlust an Initiative.
Mit trivialen Aktivitäten lenken sich die Landstreicher von der oberflächlichen Langeweile des Wartens ab und künden immer wieder Handlungen an, nur um sie anschliessend nicht auszuführen. Eigentlich spielen die Protagonisten damit auf die gesellschaftliche Verantwortungsverweigerung nach dem Massentod des Zweiten Weltkriegs an.
Und heute? Man kann von Godot viel lernen, wenn man von der Annahme ausgeht, dass die «Pandemie» in politischer und moralischer Hinsicht eines der grössten Debakel war, das wir als Menschheitsfamilie erlebt haben. Nämlich die Gleichschaltung einer angeblich liberalen Gesellschaft im Rekordtempo mitsamt totalitären Fantasien.
Es wird allgemein wieder so getan, als sei alles halb so schlimm gewesen. Schwamm drüber. Eine Aufarbeitung der «Pandemie» scheint noch in weiter Ferne. Es gibt nicht einmal ein Bewusstsein über deren Notwendigkeit, um Ähnliches in Zukunft zu verhindern. Die meisten Pandemisten sind offensichtlich moralisch verwahrlost, noch gibt es kaum juristische Konsequenzen, ja nicht mal eine öffentliche Entschuldigung.
Die Parallelen von Godot zu heute sind offensichtlich: Mediale Nebensächlichkeiten bieten sich als Ablenkung an, Hauptsache es gibt wieder Fussball und Urlaub. Hauptsache Zeitvertreib und keine Fragen, die wehtun. Was Godot illustriert, ist die Ignoranz einer Gesellschaft gegenüber ihren selbst verursachten Traumata. Das «So-tun-als-ob» wird zum selbstverständlichen Trott.
Damals wie heute kann und muss man fragen: Wie war so etwas möglich?
So kann man die Menschheitsgeschichte als ewiges Ringen um Macht, Freiheit und Moral verstehen, um Selbstbehauptung und gemeinschaftlichen Sinn, mit Zyklen des Schönen und des Gräuels, doch mit der Einsicht, auf einige Fragen vielleicht keine definitiven Antworten haben zu können, obwohl sie sich immer wieder stellen.
Herzliche Grüsse
Armin Stalder
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