Wenn Sie einen Schweizer Bankier
aus dem Fenster springen sehen,
springen Sie hinterher.
Es gibt bestimmt etwas zu verdienen.
Voltaire
Liebe Leserinnen und Leser
Ende vergangener Woche wurde die Silicon Valley Bank (SVB) geschlossen (wir berichteten). Kurz danach kollabierte auch die Signature Bank. Es waren die zweit- bzw. drittgrössten Bankschliessungen in der US-Geschichte. Die grösste Pleite war jene der Washington Mutual in der Finanzkrise 2008.
Wie üblich in solchen Situationen, setzen Behörden und betroffene Finanzinstitute alles daran, die Öffentlichkeit zu beruhigen. Beschwichtigungsparolen machen die Runde. Leider kann das ins Auge gehen und die Kunden erst recht in Panik versetzen.
So geschehen bei der SVB. Es wird sich zeigen, ob ihr Fall bloss ein «Strohfeuer» ist. Denn laut Martin Gruenberg, Chairman des behördlichen Einlagensicherungsfonds, der sich bei der SVB einschaltete, bestehen im Bankensystem systemische Risiken. Mehr dazu in unserem Artikel.
Anfang März sagte er, dass die noch nicht realisierten Buchverluste der beim Fonds versicherten Banken 620 Milliarden Dollar betragen. Diese Verluste sind im Verlauf des vergangenen Jahres massiv angestiegen.
In solchen Situationen sind die Schreie nach dem rettenden Staat unüberhörbar. Doch dieser ist pleite. Schlimmer noch: Er hat die Probleme bei der Finanzkrise 2008 nicht gelöst, sondern vertagt, und gleichzeitig sein Arsenal verschossen. Es gibt heute deswegen kaum noch wirkungsvolle Instrumente zur Intervention.
Das Gefährliche am heutigen Finanzsystem besteht darin, dass es eine globale Supermacht darstellt, die keiner mehr durchwegs verstehen und kontrollieren kann. Der Chaostheorie folgend könnte man es als komplexes dynamisches System beschreiben.
Deshalb kann keiner sagen, was passiert, wenn zum Beispiel die seit Herbst taumelnde Credit Suisse (CS) tatsächlich demnächst am Ende wäre. Auch sie hält Positionen jener Art, die der SVB zum Verhängnis wurden. Die CS hat diese verglichen mit den beiden Vorjahren drastisch erhöht. Zusätzlich zu den eigenen Problemen verschärfen US-Bankenpleiten, hohe Zinsen und Inflation die Situation.
Ausserdem hält die CS Leveraged Buyouts Loans. Laut dem Finanzexperten Dirk Müller wiederholen sich Praktiken, die zur Finanzkrise 2008 geführt hatten, jedoch nicht mittels Subprime-Krediten, sondern mit Krediten zwecks Firmenübernahmen. Nach gut laufenden Jahren sei dieser Markt nun wegen gestiegener Zinsen unattraktiv geworden und zusammengebrochen.
Das Vertrauen gegenüber der CS scheint ins Bodenlose zu sinken. Die Aktie des altehrwürdigen Finanzinstituts am Paradeplatz, das wie kein anderes mit der Erfolgsgeschichte der modernen Schweiz verbunden ist, verkommt zum Spekulationsobjekt. Am 15. März kostete sie noch 1,55 Franken, so wenig wie noch nie. Tags darauf stieg der Preis um 20 Prozent.
Vertrauen ist alles auf dem Finanzmarkt. Dass die saudischen Grossaktionäre bei der CS kein neues Kapital – offiziell aus rechtlichen Gründen – einschiessen wollen und die US-Börsenaufsicht die Präsentation ihres Jahresberichts kurzfristig unterbunden hatte, kommt dem nicht entgegen.
Nun eilt die Schweizerische Nationalbank der CS zur Hilfe, die kurzfristig liquide Mittel von bis zu 50 Milliarden Franken aufnehmen kann.
Erinnerungen an die staatliche UBS-Rettung 2008 mit 68 Milliarden Franken werden wach. Auch damals gab man sich lange verschwiegen, und wenn etwas gesagt wurde, dann sinngemäss: «Alles paletti!» Dann ging über Nacht alles ganz schnell.
Herzliche Grüsse
Armin Stalder
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Redaktion und Moderation: Christoph Pfluger
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