Alles wirkliche Leben ist Begegnung.
Martin Buber
Liebe Freundinnen und Freunde
Unser Verstand hat Probleme mit komplexen Systemen. Deshalb werden sie meist in kleinere Einheiten zerlegt. Bei einem Auto funktioniert das wunderbar. Wenn etwas nicht funktioniert, muss man nur das defekte Teil austauschen: Kühler, Batterie, Bremsleitung, und so weiter.
Die Schulmedizin folgt in weiten Teilen auch diesem Ansatz. Wenn eine Hüfte brüchig ist, wird sie durch ein künstliches Gelenk ersetzt. Wenn die Augenlinse trübe ist, wird sie durch eine künstliche ersetzt.
Dieser materialistische Ansatz – das Ganze besteht aus Einzelteilen – hat uns Menschen «weit» gebracht. Zumindest oberflächlich betrachtet: Wir «beherrschen» diesen Planeten. Wir sind in der Lage, andere Lebewesen zu töten und ganze Arten auszurotten.
Aber dieser Ansatz hat Grenzen. Eine Blume wird nicht schöner, wenn man sie zerlegt. Man weiss noch nicht einmal, welche genauen Bestandteile ein Nährmedium für Säugetierzellen im Labor benötigt. Man muss Kälberserum – mit unbekannten Inhaltsstoffen – zugeben.
In der Natur ist das Ganze mehr als die Summe seiner Teile. Ein Molekül ist mehr als eine Ansammlung von Atomen. Ein Organismus ist mehr als die Ansammlung von Molekülen.
Die Beziehungen zwischen Körper, Seele und Geist im Menschen sind so vielfältig, dass eine Zerlegung keinen Sinn macht. Beispiele:
- Die Psychoneuroimmunologie hat festgestellt, dass die Psyche, der Geist und das körperliche Immunsystem eng verknüpft sind.
- Der Placebo-Effekt: Gedanken bewirken Gesundheit.
- Die Seele gläubiger Menschen kann einen Aufschub des Todes bewirken, damit beispielsweise ein wichtiger religiöser Feiertag noch erlebt werden kann.
- Der Blick in die Natur aus einem Krankenhauszimmer beschleunigt die Heilung.
- Der Erfolg einer Psychotherapie hängt nicht primär an der Methode oder dem Fachwissen, sondern an der Beziehung zwischen Klient und Therapeut.
Das entscheidende sind nicht die materiellen Einzelteile. Sondern die Beziehung untereinander.
Habe ich als Physiker Probleme bei dem Übergang vom materiellen Weltbild zum Beziehungs-Weltbild? Die Antwort ist nein. In der Physik wurde der Glaube an die Materie(teilchen) auf die Spitze getrieben: Richard Feynman «erfand» 1949 die Feynman-Diagramme. Feynman hatte erkannt, dass das zentrale Element der Physik die Wechselwirkung ist.
Bild 1: Feynman-Diagramm einer Elektron-Elektron-Streuung durch Austausch eines virtuellen Photons
Aber – in dem Narrativ der Teilchen verhaftet – konnte er sich das zu der Zeit nicht vorstellen. Er postulierte demnach gewisse «virtuelle» Boten- oder Austauschteilchen als «Vermittler» der jeweiligen Wechselwirkung. Und man fand dafür auch Bestätigungen.
Allerdings mit einigen Verrenkungen. So haben das Photon (Vermittler der elektromagnetischen Kraft) und das Gluon (Vermittler der starken Wechselwirkung) keine Masse, werden aber als Teilchen bezeichnet. Das Graviton (Vermittler der Schwerkraft) wurde (noch?) nicht gefunden.
Zitate, die auf die Unsicherheiten hinweisen:
«Das virtuelle Teilchen stellt als Austauschteilchen diese Wechselwirkung eigentlich erst her, ist im virtuellen Zustand nach aussen aber niemals sichtbar.»
«Ein Materie- oder Anti-Materieteilchen kann spontan ein Botenteilchen emittieren»
(In der Physik bedeutet spontan: Man weiss den Grund nicht.)
Wenn wir einfach auf der Ebene der Wechselwirkung bleiben – ohne Verrenkungen zur Rettung des Materialismus – gibt es in der physikalischen Welt die vier fundamentalen Wechselwirkungen: Schwerkraft (Gravitation), Elektromagnetismus, schwache Wechselwirkung und starke Wechselwirkung. (Manchmal werden die zwei mittleren zur elektroschwachen Wechselwirkung zusammengefasst.)
In der Chemie heissen die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Stoffen Reaktionen. In der Biologie kommen unter anderem Botenstoffe, Nervenimpulse, Duftstoffe und genetische Informationen hinzu.
Und bei komplexen Lebewesen – mit sozialen Wechselwirkungen – gibt es Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Solidarität, Neid, Scham, und vieles mehr. Und die für mich wertvollste Wechselwirkung der Welt: die Liebe.
Eins kann ich Ihnen versichern: Physiker werden niemals das Liebesteilchen entdecken.
Herzlich
Ihr Lars Ebert
[email protected]
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???? Inhalt (03:05)
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???? G7-Mitglied kauft russisches Erdöl über dem Preisdeckel (05:32)
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Redaktion und Moderation: Christoph Pfluger
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