Es ist ein Tanz der Gefühle, Hunderte Male gelebt.
Christian Peter Dogs
Liebe Freundinnen und Freunde
Ich fürchte mein letzter Newsletter «Der Kampf gegen Natur und Vielfalt» war etwas überfrachtet und arg negativ. Deshalb hier der Versuch einer Klärung – und der Nachtrag möglicher Lösungswege.
Mir ist wichtig: Wir müssen nicht alle Probleme und Herausforderungen der letzten 500 Jahre ergründen und verstehen. Das ist unmöglich und der Versuch frustet.
Wenn wir uns aber eine bestimmte Brille anziehen, und durch diese Brille auf all die unterschiedlichen Phänomene schauen, sehen wir plötzlich einen roten Faden. Und diese Einsicht befreit und macht Mut – zumindest ging es mir so.
Wie sieht diese Brille aus? Nehmen wir an, es existiere auf der Erde ein dunkles, zerstörerisches System, ein Prinzip. Dieses Prinzip ist der Feind der Vielfalt und des Lebens. Dieses Prinzip sorgt dafür, dass Geld und Macht sich immer mehr in den Händen weniger Menschen konzentriert. (Es hilft nicht, wenn diese Menschen sterben, oder wenn sie im Gefängnis landen. Das Prinzip überlebt.) Der Autor und Dramaturg Fabian Scheidler hat dieses Prinzip die «Megamaschine» genannt.
Die zwei Säulen der Megamaschine bestehen laut Scheidler aus der Kapitalakkumulation und dem Staat. Für mich ist es eher ein Glaubenssatz in uns allen.
Dieser Glaubenssatz folgt dem Materialismus und einer Mangel- und Konkurrenzideologie. Er besagt, dass die Anhäufung von Geld, Macht und Materie das wichtigste Ziel ist.
Die Ursache dafür sehe ich in der Trennung des Menschen von seinen eigenen Gefühlen, von der Gemeinschaft anderer Menschen, von anderen Geschöpfen und der Natur, und von Gott beziehungsweise der Spiritualität.
Die Anhäufung von Geld, Macht und Materie ist eine Ersatzbefriedigung, die aber nie befriedigt. Deshalb nehmen auch psychische Probleme drastisch zu.
Mit diesem Glaubenssatz wurden all die Verbrechen der letzten Jahrhunderte begangen und alle Probleme geschaffen, worunter wir heute immer noch leiden. Das ist der rote Faden. Seien es Kriege, Umweltverschmutzung, Folter, Vertreibung, Unterdrückung, Grössenwahn, Tierquälerei, Vernichtung von Naturlandschaften und menschlichen Kulturen. Die Ursache ist immer die gleiche. Und immer wurde und wird die Vielfalt und das Leben geschädigt.
Das Tragische ist: Menschen im Mangel und ängstliche Menschen sind sehr anfällig für die Verlockungen der Megamaschine. Sie versprechen sich Sicherheit und Erlösung von ihr – beziehungsweise den Menschen, die das «dunkle Prinzip» am konsequentesten umsetzen und dementsprechend mächtig und reich sind. Deshalb wird Mangel und Angst bewusst erzeugt.
Aber wir können den Glaubenssatz ändern, es ist unsere Entscheidung! Ein paar Vorschläge: Die Erde ist ein Paradies. Das Leben ist heilig. Wir gehören alle zur Menschheitsfamilie. Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier (Gandhi). Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe (Die Ärzte).
Und in der Konsequenz können wir zur Vielfalt und zum Leben beitragen – das ist ein revolutionärer Akt! Tanzen, singen, flirten, denken, diskutieren, wandern, musizieren, malen, massieren, lachen, weinen, Sex haben, in die Natur gehen, Gemüse pflanzen, Kräuter sammeln, Gemeinschaften bilden, einander helfen, mit Kindern toben, uns Mut machen, solidarisch sein, verzeihen, beten, meditieren, und:
Lieben! Geistig, körperlich, seelisch.
Liebe – und tu, was du willst!
Augustinus
Herzlich
Ihr Lars Ebert
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