Das Konzept von Gut und Böse ist ein praktisches Konstrukt,
um eine Erzählung zu gestalten.
Wenn Sie jedoch jemanden sehen,
der dieses Konzept auf reale Ereignisse anwendet,
sollten Sie sich darüber im Klaren sein,
dass Sie sich in der Gegenwart eines Hausierers der Fiktion befinden.
Stewart Stafford
Liebe Leserinnen und Leser
Gefühlt befinden wir uns schon im Dritten Weltkrieg. Nicht nur die Konflikte mit internationaler Beteiligung, wie diejenigen in der Ukraine und im Nahen Osten, hinterlassen diesen Eindruck. Ein weiterer globaler Krieg wird im Westen geradezu herbeigeredet. Auslösen soll ihn, wie könnte es auch anders sein, «der böse Russe». In einigen Jahren werde er angeblich die NATO angreifen können, behaupten Politiker, Militärs, Medien und «Experten». Die Bevölkerung müsse also vorbereitet sein.
Gewappnet müssen natürlich auch die Armeen sein. So forderte der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius letzte Woche eine gesellschaftliche Debatte über Wehrpflicht-Modelle. Dabei wird die Frage, ob es überhaupt eine Wehrpflicht braucht, geschickt umschifft. Es geht vielmehr bereits darum, welche Art der erzwungenen Einberufung angewendet werden soll. Und eine grössere Armee muss natürlich auch bezahlt werden. Der SPD-Politiker schreit denn auch nach mehr Geld für die Bundeswehr.
Die NATO zündelt derweil weiter, um ihre selbsterfüllende Prophezeiung eintreten zu lassen. Das Bündnis startete gerade die «Operation Steadfast Defender 24», die grösste Übung seit dem Kalten Krieg. Bis Ende Mai werden rund 90’000 seiner Soldaten an einer Reihe von Übungen in ganz Europa teilnehmen, auch nahe der russischen Grenze. 50 Marineschiffe, 80 Flugzeuge und über 1000 Kampffahrzeuge werden dafür verwendet. Das russische Aussenministerium bezeichnete das Manöver als eine «bewusste Eskalation» und warnte vor «tragischen Folgen», wie die Frankfurter Rundschau mitteilt.
Zurück in den Kalten Krieg versetzt fühlt man sich schon länger: Der Eiserne Vorhang wurde wieder zugezogen. Nicht zuletzt hatte Finnland, das letztes Jahr der NATO beitrat, im November seine über 1300 Kilometer lange Grenze zu Russland komplett geschlossen. Und in dem Land fanden gestern die Präsidentschaftswahlen statt. Bemerkenswert dabei ist, dass sich alle Kandidaten für eine harte Haltung gegenüber Russland aussprechen. Nun kommt es am 11. Februar zu einer Stichwahl zwischen dem Konservativen Alexander Stubb und dem Unabhängigen Pekka Haavisto.
Ob mit oder ohne Weltkrieg, die Rüstungsindustrie freut es sowieso. Denn all die Waffen, die in Übungen zur Vorbereitung auf einen globalen Konflikt verballert werden, müssen ersetzt werden. Und auch sonst spült die vermeintliche Bedrohung viel Geld in die Kassen dieser Firmen und die der Aktionäre.
An vorderster Front der Kriegstreiberei stehen wie üblich die USA, zusammen mit Grossbritannien. Wie sehr die Armee und die Rüstungsindustrie die US-Gesellschaft durchtränkt, zeigt sich exemplarisch an der Zusammenarbeit der Girl Scouts mit der Firma Rayethon, über die der US-Satiriker Jimmy Dore berichtete. Seit 2018 sponsert das Unternehmen das erste nationale Informatikprogramm der Pfadfinderinnen.
Das Programm soll «die Kluft zwischen den Geschlechtern in den MINT-Bereichen» (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) schliessen, indem es «Mädchen der Mittel- und Oberstufe auf Karrieren in den Bereichen Cybersicherheit, künstliche Intelligenz und Datenwissenschaft vorbereitet», teilten die Girl Scouts mit. Dore kommentierte treffend:
«Damit sie die gläserne Decke mit einer Streubombe durchbrechen können.»
Was auf den ersten Blick als eine merkwürdige Allianz erscheint, ist es in Wahrheit nicht. Gewissermassen schliesst sich sogar der Kreis, denn die Pfadfinderbewegung hat einen militärischen Ursprung, was sich noch heute an den Uniformen und den Hierarchien zeigt.
Laut dem Historiker Dr. P.J. Biju Joseph zielte die zu Beginn des 19. Jahrhunderts vom britischen Kavallerie-Offizier Robert Baden-Powell gegründete Bewegung darauf ab, «durch intensives Training, Lager, Versammlungen usw. ein breiteres Programm für nationale Effizienz, staatsbürgerliche Erziehung, Staatsbürgerkunde und sozialen Dienst zu schaffen». Auch habe eine ideologische, imperialistische Unterströmung bestanden.
Genau dieser angelsächsische Imperialismus droht nun wieder ein globales Blutbad zu verursachen. Die Rufe nach ernsthaften friedlichen Lösungen verhallen zwar im pochenden Lärm der Kriegstrommeln, notwendig sind sie dennoch.
Herzlich
Konstantin Demeter
Zum Thema: Transition TV: Auf Messers Schneide, Stand der Dinge vom 28.1.2024
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Hinweise:
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Transition News-Jahrbuch 2023
Es freut uns sehr, mitteilen zu dürfen, dass unser neues Jahrbuch 2023 erschienen ist. Der Versand wird in etwa einer Woche beginnen. Diesmal ist das umfassende Thema die Spaltung der Gesellschaft und wie sich diese überwinden lässt.
Wie das letzte, besteht das Buch aus einer Sammlung der besten Beiträge von Transition News aus dem vergangenen Jahr. Hinzu kommen Gastbeiträge von bekannten Autoren, darunter Milosz Matuschek, Christian Kreiß, Ernst Wolff und Christoph Pfluger. Zu den untergeordneten Themen gehören Krieg, Corona, Wirtschaft, Klima, künstliche Intelligenz und die Gender-Ideologie.
Unser Jahrbuch werden wir wieder zum Verkauf anbieten. Als Geschenk werden es Grossspender und diejenigen erhalten, die ein Spenden-Abo lösen.
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Hier finden Sie unsere neuen Podcasts.
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Transition TV: Auf Messers Schneide, Stand der Dinge vom 28.1.2024
Warnungen vor einem Dritten Weltkrieg, die USA in der Sackgasse und der Int. Gerichtshof, der von der rules based order übertrumpft wird
Inhalt:
- Viele Politiker warnen plötzlich vor einem Dritten Weltkrieg (01:30)
- Robert F. Kennedy wird kein Friedenspräsident (06:29)
- Die Powell-Doktrin und die Sackgasse der USA im Roten Meer (07:41)
- Der Int. Gerichtshof entscheidet, aber die rules based order siegt (12:48)
- Der Weg zum Frieden: Aufarbeitung der Traumata (19:45)
Redaktion und Moderation: Christoph Pfluger
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Intelligent – kann Maschine Mensch sein? Ausgabe 175 des Zeitpunkt
Der Mensch hat eine Tendenz, sich als biologische Maschine zu sehen und «intelligenten» Maschinen menschliche Züge zuzuschreiben. Die damit verbundene Abwertung des Menschlichen ist die Hauptgefahr der künstlichen Intelligenz. Diese Ausgabe zeigt, wie wir diesen Gefahren begegnen und wo die Chancen der KI liegen.
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«DIE FREIEN» – Unsere zehnte Ausgabe ist da!
Unter dem funkelnden Motto «Erleuchtung – ob du wirklich richtig stehst ...» erleuchten wir die dunkle Jahreszeit mit Geschichten über Licht und Schatten, Feuer und Feiern, Blendwerk und Illuminaten, Leuchttürme im Sturm und Funken der Freiheit.
In dieser besonderen Ausgabe mit dabei: Eugen Drewermann, Jasmin Kosubek, Andreas Thiel, Janet Ossebaard, Cyntha Koeter, Egon Fischer, Alex Baur, Lisa Fitz, Prof. Dr. Stefan Hockertz, Ronald Steckel, Arthur Tränkle, Sylvie-Sophie Schindler, Paul Rosenberg, Daniel Stricker und viele mehr.
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