Die ich rief, die Geister, werd’ ich nun nicht los.
Johann Wolfgang von Goethe: Der Zauberlehrling
Liebe Leserinnen und Leser
Als Kind habe ich die Zeichentrickserie «Tom & Jerry» geliebt. Die Geschichten von Kater Tom und Mäuserich Jerry kennen Sie sicher auch. Während der ewigen Auseinandersetzungen und Verfolgungsjagden werden die jeweils ersonnenen Massnahmen immer gemeiner und auch brutaler. Oft genug gerät leider die Situation ausser Kontrolle und mindestens einer von beiden kommt ernsthaft zu Schaden. Ups!
Der Vorteil des Trickfilms ist, dass die Protagonisten sich in diesem Fall einfach kurz schütteln und strecken, um dann weiter zu rennen, als wäre nichts passiert. Man kann darüber lachen. Im echten Leben ist das allerdings etwas anders – zumindest solange uns die Transhumanisten noch nicht entsprechend aufgepeppt haben.
Der politische Alltag erinnert mich oft an ein Katz-und-Maus-Spiel. Am vergangenen Mittwoch während der Haushaltsdebatte im deutschen Bundestag hielt Alice Weidel eine Rede, die ein beeindruckendes Echo hatte. In den sozialen Medien gab es einigen Beifall, aber aus Politik und Systemmedien hagelte es Empörung. Der Vorsitzenden der AfD-Bundestagsfraktion wurde – mal wieder – vorgeworfen, «Hass und Hetze» zu betreiben.
Prinzipiell war das nicht verwunderlich, hatte doch Weidel selber den Gegnern das Stichwort auf dem Tablett präsentiert. Sie sagte nämlich am Schluss ihrer Ausführungen, «Diese Regierung hasst Deutschland». Entsprechend genüsslich wurde die Vorlage unisono aufgenommen und ausgeschlachtet.
«Wie ein Schlag ins Gesicht» war die Rede laut Focus. «Das Hasserfüllteste was ich in meiner Karriere als Journalist je im Deutschen Bundestag gehört habe. Das war Hetze ohne Unterlass. Eine Schande!» befindet der ehemalige Leiter des ARD-Hauptstadtstudios Ulrich Deppendorf. «Hass wird künftig in Weidel gemessen» twittert Nikolaus Blome. Zur Erinnerung: Letzterer wollte bereits 2020 «ausdrücklich um gesellschaftliche Nachteile für all jene ersuchen, die freiwillig auf eine Impfung verzichten».
Kein Geringerer als Impfminister Karl Lauterbach schoss allerdings den Vogel ab. Dieser Tweet verdient eine weitreichende Verbreitung, damit ihn sich möglichst viele Menschen auf der Zunge zergehen lassen können:
Falls Sie besagte Rede der AfD-Chefin nicht kennen, empfehle ich das Medienarchiv des deutschen Bundestags. Dort finden sich sowohl das Video des elfminütigen Diskurses als auch der Text im Wortlaut. Somit können Sie sich Ihre Meinung über Weidels Aussagen und die Reaktionen bilden.
Einen vergrössernden Spiegel hält Weidel der Bundesregierung vor und sie redet Klartext. Das ist aus meiner Sicht das Entscheidende. Sie nennt Ross und Reiter genauso beim Namen wie die Opfer der Ampel-Politik. Inhaltlich mag man übereinstimmen oder auch nicht. Aber wo bitte sind der Hass und die Hetze? Eine dynamische und engagierte Rede, teilweise auch emotional, ja. Es gab Zeiten, da wurde so etwas in den Debatten des deutschen Parlaments vermisst.
Das Problem des Mainstream ist, dass man durch unterlassene Kritik, unterdrückten Diskurs und treue Propaganda über Jahre die AfD praktisch zur einzigen Oppositionskraft gemacht hat. Und diese hat das sehr geschickt genutzt, deswegen gewinnt sie permanent mehr Anhänger.
Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der AfD können sich die Verbündeten aus Politik und Medien aber nicht erlauben, selbst wenn sie wollten. Das nämlich würde eine detaillierte Aufarbeitung der Vergangenheit bedeuten, und das wäre für sie fatal.
Also bleibt nur die Flucht nach vorn, immer weiter und immer härter draufzuhauen. Deutlicher Ausdruck dessen ist, neben den Verbotsbestrebungen, auch die ungeheuerliche, aber beklatschte Verrohung der Sprache im Umgang mit dem politischen Gegner inklusive seiner Anhänger – auf allen Ebenen.
Vorerst scheint das Grosse-Familie-Paket «gegen rechts» zu funktionieren. Aber die selbstgerechte Pseudo-Gemeinschaft mit den Verantwortlichen ist brüchig. Denn die Probleme nehmen ja nicht ab, sondern zu, und das scheint nach wie vor so gewollt.
Eine Krise nach der anderen lässt man herunterprasseln, also wird die Unzufriedenheit weiter zunehmen. Denn die regierenden Ideologen erzeugen Probleme, anstatt sie zu lösen. Kritik schafft man sich durch Zensur vom Hals. Und dadurch, dass man unbequeme Geister konsequent in die rechtsextreme Ecke drängt.
Wollte man einen Aufstieg der AfD wirklich verhindern, hätte man die Partei nicht derartig in der Oppositionsrolle gestärkt. Man hätte nicht so viele Themen tabuisiert, die grosse Teile der Bevölkerung bewegen. Dann bräuchte man auch nicht über ein Verbot zu diskutieren, was nur noch weiteren Auftrieb erzeugt.
Ob die AfD indes in der Regierungsverantwortung wirklich eine Alternative wäre, darf bezweifelt werden. Die Parteien-«Demokratie» an sich ist Teil der aktuellen Probleme. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Partei beim Übergang aus der Opposition «umfällt». Felix Feistel stellt sogar die These auf, die AfD sei eine «Partei des Finanzkapitals» und ihr Aufstieg «orchestriert».
Wann merken unsere Zauberlehrlinge, dass sie der Situation nicht mehr gewachsen sind? Oder wie sagen wir es ihnen? Es muss einen Weg geben. Einen Zaubermeister brauchen wir allerdings auch nicht.
Herzliche Grüsse
Andreas Rottmann
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Hinweise:
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Transition News-Jahrbuch 2023
Es freut uns sehr, mitteilen zu dürfen, dass unser neues Jahrbuch 2023 erschienen ist. Der Versand wird in etwa einer Woche beginnen. Diesmal ist das umfassende Thema die Spaltung der Gesellschaft und wie sich diese überwinden lässt.
Wie das letzte, besteht das Buch aus einer Sammlung der besten Beiträge von Transition News aus dem vergangenen Jahr. Hinzu kommen Gastbeiträge von bekannten Autoren, darunter Milosz Matuschek, Christian Kreiß, Ernst Wolff und Christoph Pfluger. Zu den untergeordneten Themen gehören Krieg, Corona, Wirtschaft, Klima, künstliche Intelligenz und die Gender-Ideologie.
Unser Jahrbuch werden wir wieder zum Verkauf anbieten. Als Geschenk werden es Grossspender und diejenigen erhalten, die ein Spenden-Abo lösen.
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Hier finden Sie unsere neuen Podcasts.
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Transition TV: Auf Messers Schneide, Stand der Dinge vom 28.1.2024
Warnungen vor einem Dritten Weltkrieg, die USA in der Sackgasse und der Int. Gerichtshof, der von der rules based order übertrumpft wird
Inhalt:
- Viele Politiker warnen plötzlich vor einem Dritten Weltkrieg (01:30)
- Robert F. Kennedy wird kein Friedenspräsident (06:29)
- Die Powell-Doktrin und die Sackgasse der USA im Roten Meer (07:41)
- Der Int. Gerichtshof entscheidet, aber die rules based order siegt (12:48)
- Der Weg zum Frieden: Aufarbeitung der Traumata (19:45)
Redaktion und Moderation: Christoph Pfluger
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Intelligent – kann Maschine Mensch sein? Ausgabe 175 des Zeitpunkt
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