So viel Geld läßt sich, weiß Gott,
nicht mit etwas Gutem verdienen.
Friedrich von Schiller
Liebe Leserinnen und Leser
Eigentlich wollte ich heute über Geld schreiben. Genauer gesagt: über Bargeld. Allerdings stelle ich jetzt, beim Hören eines Podcasts fest, dass sich das Thema gar nicht trennen lässt vom Thema «Digitalisierung».
«Geld ist geprägte Freiheit», hat Fjodor Michailowitsch Dostojewski, einer der wichtigsten russischen Schriftsteller einmal geschrieben. Man müsste das – auch wenn man Geld an sich natürlich kritisieren kann und muss – heute präzisieren: «Bargeld ist geprägte Freiheit.»
Bereits vor einigen Jahren habe ich einem sehr klugen Freund versucht zu erklären, warum eine Abschaffung des Bargelds eine Katastrophe wäre. Obwohl er rhetorisch sehr geschickt dagegen argumentiert hat und es als rückständig und verschroben empfand, habe ich nur wenige Sätze gebraucht, um ihn vom Gegenteil zu überzeugen.
Die Kurzfassung: Die Abschaffung von Bargeld ist die Conditio sine qua non (also die notwendige Bedingung) für eine Total-Überwachung. In dem Moment, wo alle finanziellen Transaktionen digital gespeichert und damit digital manipulierbar sind, ist jede (finanzielle) Transaktion ausserhalb des Systems unmöglich. Und in einer Welt, die mittlerweile so gut wie alles finanzialisiert hat (was nochmal ein Thema für sich wäre), bedeutet das letztlich die totale Handlungsunfähigkeit.
Dass es enorme Anstrengungen und Propaganda gegen Bargeld gibt, ist spätestens seit Corona offensichtlich. Und die Salamitaktik nimmt auch immer mehr an Tempo zu.
Dabei wird das Thema Bargeldabschaffung suggestiv mittels der bekannten Taktik «Niemand hat die Absicht ...» in den Diskurs eingebracht. Wir haben ja gelernt: «Eine Abschaffung steht nicht zur Debatte (...)», heisst übersetzt: Die Abschaffung ist das Ziel. Dass es da nur schon rein technisch einige Probleme gibt, macht letztlich Hoffnung.
Das Thema Geld ist also nicht nur nicht vom Thema «Digitalisierung» zu trennen, sondern muss auch immer im Kontext von Massenpsychologie betrachtet werden. Dazu gehört zum Beispiel auch ein «Framing», das Bargeld in eine dubiose, wenn nicht gar kriminelle Ecke rückt.
Das heisst umgekehrt nicht, dass jede Form von digitaler Transaktion zu verteufeln ist. Digitale Bezahlsysteme sind äusserst praktisch – gerade auch für Organisationen wie die unsere oder generell die freien Medien. Aber: Auch wenn ich zum Beispiel ab und zu eine Kreditkarte benutze, um etwa ein Abo im Internet abzuschliessen, möchte ich trotzdem meine täglichen Lebensmitteleinkäufe, meine Bücher oder das Bier abends in der Kneipe mit Bargeld und damit anonym bezahlen können. Und zwar, ohne dass das irgendwo gespeichert und mit irgendwelchen «Social Credits» oder «Öko-Token» verknüpft wird. Dass es «Social Credits» bereits seit Jahren im Rahmen eines Studiums gibt, hat bei mir von Anfang an die Alarmglocken schrillen lassen.
Übrigens, noch ein Wort zum Thema Bitcoin: Ich kann mich dazu nicht qualifiziert äussern, weil ich mich damit zu wenig beschäftigt habe. Aber: Zwar sind Kryptowährungen wie Bitcoin im Gegensatz zu CBDCs (Central Bank Digital Currency, dt. Digitales Zentralbankgeld) dezentral organisiert. Ich bin dennoch sehr skeptisch, dass es sich dabei um eine echte Alternative handelt. Allein schon deswegen, weil nicht klar ist, wer in welcher Weise die Technologie im Hintergrund betreibt. Und, weil es sich dabei um eine «Währung» handelt, die komplett abhängig ist von dem, was auch die Digitalisierung generell kennzeichnet: Strom. Das wird bei diesem Thema in der Regel völlig ausgeblendet.
Wenn auch nur einen Tag einmal überall der Stecker gezogen würde, würde sich vieles in Wohlgefallen auflösen, was uns momentan als «real» erscheint ...
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Redaktion und Moderation: Christoph Pfluger
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