«Ταῖς ἐπιθυμίαις ἑπόμενοι ἔξαλλα ὑπέλαβον δεῖν ἔχειν τοὺς ἡγουμένους
τῶν ὑποταττομένων, καὶ ἐγένετο ἐκ τῆς βασιλείας τυραννὶς καὶ σύστασις
ἐπιβουλῆς· ἣν ἐκ τῶν γενναιοτάτων ἀνδρῶν συνέβαινε γίνεσθαι διὰ τὸ τοὺς
τοιούτους ἥκιστα φέρειν τὰς ὕβρεις.»
Polybios, Geschichtsschreiber (2. Jahrhundert v. Chr.), Historien 6, 7. (Text gekürzt)
Liebe Leserinnen und Leser
Ich habe in den letzten Woche eine Reise unternommen mit vielen Stationen. Dabei hat mich ein Buch begleitet : «Emilia Galotti» habe ich gelesen, das Trauerspiel von Gotthold Ephraim Lessing aus dem Jahr 1772. Lessing ist ein Aufklärer, manchmal wird er nebst Goethe und Schiller auch als Klassiker bezeichnet. Auf der Plattform gutefrage.net liest man dazu :
«Auch ich hatte einst als Schüler das recht zweifelhafte Vergnügen diesen ollen Mist, dieses verstaubte Theaterstück zu «verkosten». Dabei hat dieses Drama so gar keine Relevanz mehr für die heutige Zeit, war mal aktuell zu Zeiten der Aufklärung, als die Aristokratie noch mächtig herrschte und Unheil über zahlreiche Menschen brachte. Lessing kann uns nichts mehr weiter bieten. Die Schulen hierzulande sollen mal endlich in die Jetztzeit ankommen und was wirklich Gesellschaftsrelevantes der Jetztzeit anbieten, statt sich in der anachronistischen Vergangenheit herum zu wälzen.»
Und dann las ich das Buch. Es ist Lessings Abrechnung mit der Aristokratie – heute würde man sagen, den Eliten. Der Prinz spinnt dort Intrigen, um an eine Frau heranzukommen. In seinem Vorgehen ist er nicht nur völlig gewissenlos, sondern geht so vor, dass er sich nicht nur seine Hände nicht selber schmutzig machen muss, sondern er will auch gar nicht so genau wissen, wie seine Helfershelfer vorgehen – wenn nur die Intrige gelingt.
Das führt zu Toten – nicht nur Emilia Galotti stirbt. Halten wir fest: Das Vorgehen des Prinzen in Lessings Meisterwerk ist der feuchte Traum der Eliten – in der Antike, 1772, und heute. Denn das Eingangszitat lautet übersetzt:
«Sie ließen ihren Begierden freien Lauf und meinten, den Herrschern komme mehr und Besseres zu als den Untertanen. So wurde das Königtum zur Tyrannis, und es bildeten sich Verschwörungen, die von den edelsten Männern unternommen wurden, weil diese am wenigsten die Freveltaten ertrugen.»
Ich konnte die Lektüre stellenweise kaum ertragen. Für mich war es bestürzend zu lesen, wie zielsicher Lessing in seiner zügig fortschreitenden Sprache das absolutistische Regime in seiner Unmoral bloßstellt und wieviele Parallelen sich ergeben zu heutigen Eliten mit ihren Marionetten oder ahnungslosen Erfüllungsgehilfen.
Das Gegenmittel haben auch die Aufklärer erfunden: Gewaltentrennung (also nicht weisungsgebundene Staatsanwälte wie es sie in Deutschland gibt), Grundrechte, die auch in Notzeiten gelten, und allen zustehen und eine umfassende Pressefreiheit, die nicht durch eine Digital Services Act der EU oder durch die WHO eingeschränkt oder aufgehoben werden kann.
Faktenchecker braucht es nicht – der Widerstreit der Meinungen und der Wettbewerb der Medienhäuser erledigen das besser. Und das Strafrecht darf nur bei wirklich krassen Fällen greifen. Sonst mehren sich die Fälle, wo Richter – dem politischen Trend geschuldet – urteilen, aber die Religionsfreiheit aufgrund von irgendwelchen Notstandsgesetzen mit Füßen treten können.
Es vielleicht gerade die Aktualität, die sich hinter der alten, aber guten Sprache versteckt, der Grund, dass das Werk in vielen, aber nicht allen Schulen gemieden wird? Der Groschen könnte ja sonst – nicht so wie bei der Person auf gutefrage.net – fallen.
Wir bei Transition News sind zwar nicht die « edelsten Männer » (und Frauen) und wir schaffen auch keine Verschwörungen. Aber wir setzen uns jeden Tag dafür ein, dass das, was in Emilia Galotti beschrieben wird, keine Zukunft mehr hat.
Herzlich
Daniel Funk
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