Journalist: (…) Beschreiber der täglichen Gewaltlist, Verzapfer des laufenden Staatsschwindels, der Federsklave seiner Spiessbrüderschaft. Ewald Gerhard Seeliger über Journalisten im «Handbuch des Schwindels»
Liebe Leserinnen und Leser
Seit vorletzter Woche ist das Thema Nord-Stream wieder in den Fokus der Weltöffentlichkeit gerückt. Der renommierte US-Reporter Seymour Hersh kam in einer ausführlichen Recherche zu dem Schluss, dass die USA hinter dem Terroranschlag auf die Nord-Stream-Gasleitungen stecken (wir berichteten).
Dies hat ihm ein Insider berichtet, der in die Operation eingeweiht war. Stimmt die Recherche von Hersh, ist das ein Kriegs- oder zumindest Sabotageakt gegen einen NATO-Verbündeten.
Die Sache ist von höchster politischer und wirtschaftlicher Brisanz. Schliesslich ist es kein Geheimnis, dass Deutschland auf billiges russisches Gas angewiesen ist, das nun durch teureres und umweltschädlicheres Fracking-Gas aus den USA ersetzt wird.
Von Seiten der Medien könnte man also denken, dass sie der Sache maximale Aufmerksamkeit schenken. Schliesslich ist Seymour Hersh nicht gerade bekannt dafür, Fake News in die Welt zu setzen. Im Gegenteil.
Er gehört zu den grossen Journalisten seiner Zeit. Hersh deckte das Massaker von My Lai im Vietnamkrieg sowie zahlreiche weitere Verbrechen der US-Regierung auf.
Vor dem Hintergrund der Wichtigkeit des jüngsten Hersh-Berichtes sind viele vermutlich erstaunt. Denn die Nord-Stream-Anschläge werden in der Medienwelt weitgehend marginalisiert – oder teilweise gänzlich totgeschwiegen.
Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) hat über eine Woche lang die Sache einfach ignoriert. Um dann dem Publikum, das man offenbar nicht für mündig hält, mitzuteilen, dass Hersh keine Beweise für seine Recherche habe.
Die wenigen Medien, die sich an die politisch hochbrisante Thematik herangetastet haben, zielen nun auf die Person Hersh und stellen seine Glaubwürdigkeit in Frage (siehe hier und hier). Was nicht sein darf, kann nicht sein.
Und sowieso: Viel Gewicht messen sie der Nord-Stream-Causa nicht bei, so schlimm kann es ja nicht sein. Schliesslich gibt es Wichtigeres: Nämlich die Gefahr, die nun scheinbar von pazifistischen Stimmen ausgeht.
Von der deutschen Axel Springer- bis zur Ringier-Presse in der Schweiz: An allen medialen Ecken und Enden werden gerade rhetorische Salven in Richtung friedensbewegte Bürgerinnen und Bürger abgeschossen – als prominente Zielscheibe dürfen dabei Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer herhalten.
Sie haben jüngst ihr «Manifest für den Frieden» publiziert, das inzwischen weit über eine halbe Million Bürgerinnen und Bürger unterschrieben haben. Sie fordern keine weiteren Waffenlieferungen für die Ukraine. Stattdessen ein rasches Abrüsten und Verhandlungen mit dem Ziel, den Krieg in der Ukraine so rasch wie möglich zu beenden.
Was für eine bodenlose Frechheit, finden die Konzernmedien. Die Gemüter der Journalisten und Meinungsmacher sind erhitzt. Henryk M. Broder, der bekannt dafür ist, Pazifisten ins Visier zu nehmen, sieht in Wagenknechts und Schwarzers Manifest eine grosse Gefahr. «Der Pazifismus made in Germany ist eine militante Bewegung mit einer Neigung zum moralischen Selbstmord», so Broder in der Welt.
Der Journalist wird in seinen Artikeln nicht müde, Parallelen zwischen Hitler und Putin zu ziehen. Den Krieg in der Ukraine betrachtet er wie eine Comic-Story: Dort der heldenhafte Selenski, im Osten der böse Putin. Grautöne, Differenzierung? Denkste. Gleichschritt ist angesagt.
Inzwischen hat sich auch der deutsche Philosoph und Soziologe Jürgen Habermas in die Debatte eingemischt. Auch er warnt vor weiteren Waffenlieferungen und plädiert für Verhandlungen, um weiteres Leid zu vermeiden. Zusehends Sorgen bereiten ihm auch die Medien, in denen ein «bellizistischer Tenor» vorherrsche.
Nein. Also so darf man nun wirklich nicht denken. Habermas, ein Opfer der Kreml-Propapanda? Davon überzeugt ist jedenfalls die Ringier-Presse. Rafi Reza, stellvertretender Chefredaktor des SonntagsBlick weiss: «Wer die Hilfsbereitschaft des Westens für die Ukraine bellizistisch nennt, spielt der Kreml-Propaganda in die Hände».
Habermas? Der hat offenbar den Verstand verloren und «halluziniert». Rezas Fazit: «Das Lebenswerk von Habermas ist zu gross, um zerstört zu werden. Aber ein Taubenschiss auf dem Denkmal bleibt.»
Reza irrt: Habermas’ theoretische Schriften sind oft weit weg von der Lebenswelt der Bürger. Auch seine öffentlichen Interventionen gaben wiederholt zu denken. 2021 sprach er sich für einen starken Staat aus, der maximal in die Freiheitsrechte der Bürger eingreifen sollte. Das löste damals wenig kritische Resonanz aus. Heute dagegen bewegt er sich offensichtlich näher an der Lebenswirklichkeit der Bürger als je zuvor.
Herzlich
Rafael Lutz
P.S.
Angesichts der sich weiter zuspitzenden Eskalation und dem Aufrüsten sind Friedensdemos wichtiger denn je. Am Wochenende haben in München unzählige Menschen gegen eine weitere Eskalation des Krieges und gegen Waffenlieferungen protestiert. Am kommenden Wochenende findet am Brandenburger Tor in Berlin eine Kundgebung für den Frieden statt: Initiiert haben sie Alice Schwarzer, Sahra Wagenknecht und Brigadegeneral a.D. Erich Vad (mehr Infos hier).
Auch in der Schweizer Hauptstadt Bern ist demnächst eine grosse Friedensdemo vorgesehen. Am 11. März plant MASS-VOLL! eine Demonstration auf dem Bundesplatz zu organisieren – weitere Infos folgen in den kommenden Tagen.
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