Die Energiewende ist katastrophal.
Irène Aegerter
Liebe Leserinnen und Leser
Wenn ich von meinem Haus in Griechenland nach Süden blicke, dann sehe ich sie am Horizont: Die Windräder. Vor einigen Jahren noch nirgendwo, sind sie jetzt überall. Turmhohe Turbinen, verbunden mit einer breiten Asphaltstrasse für die Wartung. So sieht in Griechenland die Energiewende aus. Windräder überall – auch der Verlust von Wald wird dafür in Kauf genommen. Zum Glück sind sie weit weg von mir. Aber wie lange noch?
Der Journalist René Zeyer kritisiert seit Längerem das Forcieren von Solar- und Windkraft in der Schweiz, so auch hier; sein neuster Artikel berichtet zum Beispiel über den Widerstand einiger Berggemeinden gegen den Bau einer geplanten Solaranlage des Elektrizitätswerks Zürich (EWZ) im bündnerischen Surses.
Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) äussert Unzufriedenheit darüber und erinnert die Bewohner der Berggebiete daran, dass sie von der Wertschöpfung profitieren, die durch Transferzahlungen und Tourismus generiert wird. Die geplante Solaranlage sollte 66 GWh Strom liefern, was jedoch ein Tropfen auf den heissen Stein ist, wenn man bedenkt, dass die Winterstromlücke in der Schweiz mindestens 12 TWh (12.000 GWh) beträgt.
Der Autor argumentiert, dass die ehemals hochgelobte Vision von Solarstrom aus den Bergen, um die Winterstromlücke zu schliessen, bereits vor der Lancierung gescheitert sei. Er weist darauf hin, dass viele Projekte wie Grengiols im Wallis drastisch reduziert oder aufgegeben wurden, aufgrund hoher Kosten, ungelöster Probleme und geringer Erträge im Winter.
Der Priorisierung des Kampfes gegen den Klimawandel hat dazu geführt, dass in der Schweiz im Eilzugsverfahren ein Erlass durch das Parlament gepeitscht wurde, der Wasserkraftwerken, Solaranlagen und Windrädern Priorität vor vielen anderen Umweltanliegen einräumen würde.
Auffällig ist, dass die geplante Verbauung der Landschaft durch grosse Solaranlagen und Windräder an exponierten Stellen von vielen Umweltorganisationen nicht nur hingenommen, sondern sogar unterstützt wird. Gleichzeitig wehren sich dieselben Organisationen jeweils bis vor Bundesgericht gegen die Erhöhung von Staumauern (Grimsel) und das Bauen von neuen Talsperren (Trift), obwohl es sich hier um eine bewährte, grundlastfähige Stromgewinnung handelt.
Wir werden im Juni über diesen sogenannten Mantelerlass abstimmen, der dazu führen würde, dass die Mitsprachemöglichkeiten bei solchen Projekten stark eingeschränkt würden. Deshalb nennt man den Erlass auch «Solarexpress». Gleichzeitig wurden mehrere Initiativen lanciert, die die Mitsprache der Bevölkerung bei solchen Projekten garantieren würde.
Wenn wir uns engagieren, können wir etwas erreichen. Oft braucht es nur ein «nein» oder eine Unterschrift an der richtigen Stelle oder das Sammeln von Unterschriften im Bekanntenkreis.
Aber was nun? Wie werden wir die Winterstromlücke füllen? Und wenn dereinst die vier bisherigen Atomreaktoren vom Netz gehen, dann haben wir nicht nur eine Winterstromlücke, sondern stehen vor einem gähnenden Abgrund.
Ich glaube, dass wir nicht darum herumkommen werden, mehrgleisig zu fahren und einen guten, helvetischen Kompromiss zu finden. Lediglich auf Atomstrom (wie in Frankreich) zu setzen, wäre wohl genau so falsch, wie diese Stromgewinnungsform zu verteufeln, wie es in Deutschland und Österreich getan wird. Mögliche Eckpunkte sind:
- Verzicht auf Windkraft. Das Potenzial ist gering und die Probleme immens. So wie es bis vor Kurzem unbestritten war.
- Konzentration bei der Photovoltaik auf bestehende Gebäude und bereits versiegelte Flächen. In den Berggebieten können das auch zum Beispiel Lawinengalerien sein, bei Autobahnen Lärmschutzwände.
- Erschliessen von zusätzlichem Potenzial bei der Wasserkraft, inklusive neuer Pumpspeicherkraftwerke (ähnlich dem kürzlich eingeweihten Nant de Drance).
- Das geplante Strommarktabkommen mit der EU sollte positiv, aber auch kritisch begleitet werden.
- Die Etablierung neuer Hochspannungsleitungen im Boden sollte gesetzlich erleichtert werden.
- Die Etablierung eines Smart Grid sollte positiv, aber auch kritisch begleitet werden. Insbesondere ist sicherzustellen, dass beim hauseigenen Smart Meter die Datensicherheit physisch (nicht nur gesetzlich) gewährleitet ist und dass beim Lastenausgleich jedem Smart Meter eine bestimmte Restmenge garantiert wird, der das normale Funktionieren der Hausinstallationen sicherstellt.
- Schliesslich war das Moratorium für den Bau neuer Atomkraftwerke meines Erachtens ein Fehler. Wenn wir die bestehenden Meiler ersetzen wollen, dann müssen wir jetzt über das wie und das wo nachdenken. Im Moment verfügen wir in der Schweiz (noch) über das nötige, auch innovative, Fachwissen. In Deutschland wird das sehr bald nicht mehr der Fall sein. Wenn wir diese Variante weiterhin ausschliessen und dann in einigen Jahren doch wieder auf Atomkraft setzen, besteht die Gefahr, dass wir uns in Abhängigkeit von Lieferanten begeben müssen, die ihre eigenen Interessen verfolgen. Ich denke, dass man neuere Formen, die die Nachteile der bisherigen nicht haben, zumindest prüfen müsste.
Die jetzt bestehende Winterstromlücke wird sich vielleicht mit den oben skizzierten Massnahmen schliessen lassen; das mag ich glauben. Aber die Leistung der vier (an drei Standorten) im Moment laufenden Atomreaktoren lassen sich so nicht kompensieren.
Aber auch hier tut sich politisch etwas. Die Unternehmerfamilie Aegerter setzt sich in der Schweiz für den Bau neuer Atomkraftwerke ein und hat die Initiative «Blackout stoppen» gestartet, die demnächst bei der Bundeskanzlei eingereicht werden soll.
In diesem Zusammenhang gewährte die 83-jährige Atomphysikerin Irène Aegerter der alternativen Radioplattform Kontrafunk ein Interview. Ihr Sohn, der Unternehmer Daniel S. Aegerter gehört dem Initiativkomitee an.
Die Energiestrategie und -politik wird uns also weiterhin beschäftigen.
Herzlich
Daniel Funk
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Inhalt:
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- USA: Die Weissen wollen nicht mehr kämpfen 9:13
- In der Ukraine riecht es nach einer Wende. Aber noch nicht zum Guten 10:30
- In der Schweiz entsteht eine neue politische Kraft, die Geschädigten der Klimapolitik 12:52
- WHO-Verträge: keine Information und keine Debatte 20:04
- WHO auf dem Dorf: Interview mit Ruedi Senn, Präsident pro Dorf Amden 25:03
Redaktion und Moderation: Christoph Pfluger
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