Menschen, die etwas für einen bestimmten Zweck erfinden,
können nicht wissen, welche Kolibri-Effekte ihre Innovation haben wird.
Steven Johnson
Liebe Leserinnen, liebe Leser
Ohne die Erfindung der Druckerpresse hätte es keine «Covid-Pandemie» gegeben, könnte man argumentieren. Eine steile These, doch sie ist keineswegs abwegig. Und der Grund dafür ist nicht der Inhalt der Bücher, wie manche nun vermuten würden, sondern die neue Technologie an sich. Sie ermöglichte es der breiten Bevölkerung zum ersten Mal in der Geschichte, Bücher zu lesen. Nun schauten viele Menschen bei Kerzenlicht auf Kleingedrucktes und stellten fest, dass sie weitsichtig waren – und dass das nun erstmals ein Problem war.
Wie der britische Autor Steven Johnson in seinem Buch «How We Got to Now: Six Innovations That Made the Modern World» und in der gleichnamigen TV-Serie erklärt, vergingen von der Erfindung des Buchdrucks bis zur Herstellung von Brillen für die Massen nur wenige Jahrzehnte. Bis dahin wurden Brillen vor allem von Mönchen benutzt; viele Menschen waren sich ihrer Existenz nicht einmal bewusst.
Die Suche nach neuen Verwendungsmöglichkeiten für Linsen führte dann zur Erfindung des Mikroskops sowie des Teleskops. Diese offenbarten das unendlich Kleine und Grosse. Und die Entdeckung kleinster lebender Partikel in Organismen hatte die Keimtheorie zur Folge.
Dieser Strang von Johnsons Geschichte endet hier, doch wenn man den Gedanken weiterspinnt, so stellt man fest: Die geweckte Neugier, tiefer in diese Unendlichkeit vorzudringen, brachte schliesslich auch das Elektronenmikroskop hervor, mit dem man erstmals angeblich pathogene Viren sehen konnte.
Solch ungeahnte Auswirkungen nennen sich Kolibri-Effekt: Wenn ein Ereignis in einem Bereich völlig unerwartete Folgen in ganz anderen Bereichen verursacht. Dadurch kann die Geschichte verändert werden, auf positive wie auf negative Weise.
Linsen brachten auch die Fotografie hervor, und das führt uns zu einem weiteren Beispiel von Johnson, in dem der Kolibri-Effekt sichtbar wird. Diesmal geht es um den Journalismus – der seinerseits ebenfalls auf Gutenberg zurückzuführen ist.
Ende des 19. Jahrhunderts recherchierte der Journalist Jacob Riis im überfüllten Slum-Distrikt Five Points in Manhattan – Heimat armer Immigranten, die dem amerikanischen Traum nachjagten. Selbst ein Immigrant, war Riis entsetzt über die Armut und die unhygienischen Zustände in diesen Häusern. Mit seinen Artikeln wollte er dazu beitragen, dies zu ändern. Das öffentliche Interesse blieb allerdings aus, auch als er Zeichnungen hinzufügte.
Die Fotografie steckte damals noch in den Kinderschuhen. Aufnahmen in dunklen Innenräumen waren nicht möglich, erst recht keine spontanen Bilder. Selbst bei Tageslicht waren lange Belichtungszeiten nötig. Doch nun erfuhr Riis aus einem kurzen Artikel von der deutschen Erfindung des «Blitzlichtpulvers»: Schiesspulver und Magnesium. Also zündete der Journalist dieses an, um in den düsteren Räumen des New Yorker Slums zu fotografieren. Nicht ungefährlich: Er setzte einige Gebäude in Brand und erblindete einmal fast. Doch die positiven Auswirkungen dieser Bilder waren enorm.

Five Points-Distrikt in New York, 1889. Quelle: Researchgate/Jacob Riis, «How The Other Half Lives – Studies among the Tenements of New York».
Riis veröffentlichte die Bilder 1890 in seinem Buch «How The Other Half Lives – Studies among the Tenements of New York» und zeigte sie während einer Tournee durch die USA mit einer neuartigen «magischen Laterne». Das Blitzlicht hatte die prekären Zustände der Immigranten für alle sichtbar gemacht. Nun erreichte Riis endlich die öffentliche Aufmerksamkeit. Das führte laut Johnson zu einer der grossen Sozialreformbewegungen in der Geschichte der USA.
Das Beispiel zeigt, welche Macht Fotos haben. Was Johnson damit allerdings sagen will: Neue Technologien haben zwar oft unvorhersehbare Konsequenzen, doch wir sind ihnen auch nicht hilflos ausgeliefert: Wir können Entscheidungen treffen, die sich langfristig positiv auswirken – auch heute.
Herzlich
Konstantin Demeter
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