Der geschickte Journalist hat eine Waffe: das Totschweigen.
Und von dieser Waffe macht er oft genug Gebrauch.
Kurt Tucholsky
Liebe Leserinnen und Leser
Wie macht man als Mainstream-Journalist Karriere? Indem man die Herrschenden möglichst schont. Das wusste schon der legendäre Schweizer Polemiker Niklaus Meienberg (1940 – 1993).
Der Journalist und Autor schrieb zeit seines Lebens gegen das Establishment an. Meienberg, der sich laut offizieller Geschichte 1993 das Leben nahm, echauffierte sich regelmässig über die politischen Zustände und brachte diese in seinen Artikeln auch wortgewaltig zum Ausdruck.
Genauso empörte er sich jedoch auch über die Macht- und Obrigkeitshörigkeit, die bei vielen Journalisten vorherrschte. Auch dagegen kämpfte er ein Leben lang an. Seine Texte wurden nicht immer abgedruckt. 1972 skizzierte er in einem polemischen Prosa-Text die institutionelle Korruption innerhalb der Journalistenzunft.
Titel: «Wer will unter die Journalisten». Der Protagonist: Ein junger, ehrgeiziger Journalist, der viel vorhat und mit einer grossen Portion Idealismus ausgestattet ist. Er hat klare Vorstellungen von Journalismus: Es gilt, den Mächtigen auf den Zahn zu fühlen. Recherchieren. Schreiben, was ist. Und zwar ohne Rücksicht auf Verluste.
Doch kaum angekommen in der Redaktion einer grösseren Zeitung, sieht er sich mit der Realität konfrontiert. Seine Manuskripte, obschon mit brillianter Feder geschrieben, passieren schon bald nicht mehr die interne Zensur. Nachdem er einen scharfen Kommentar gegen einen Schweizer Bundesratskandidaten verfasst hat, der auch publiziert wurde, ist fertig mit Kritik an den Herrschenden.
Der Bundesratskandidat «telefoniert sofort dem Chefredaktor, seinem alten Kegelbruder und Jassfreund», und zeigt seine Enttäuschung. Der rückgratlose Chefredaktor seinerseits hält es nicht für nötig, seinen Mitarbeiter zu verteidigen. Stattdessen putzt er dem Jungredaktor die Kutteln.
Von nun an geht es für den einst mit hehren idealen gestarteten und zuvor topmotivierten Jungredaktor nur noch bergab. Er merkt immer mehr: In der Redaktion herrscht ein zuweilen eintöniger Korpsgeist, dem auch er mit der Zeit zunehmend zum Opfer fällt – wenn auch contre coeur.
Und je älter er wird, desto mehr wird ihm bewusst: Das Ganze hat System. Es beginnt bereits mit dem Bildungssystem. Schon dort hat nur Erfolg, wer brav ist und das wiederkaut, was die Lehrer und Dozenten sagen. Eben dieser Typ Student wird später auch in den grossen Redaktionen bevorzugt. Meienberg beschrieb ihn wie folgt:
«Er hat auf der Uni gelernt, wie man den Mund hält und die Wut hinunterschluckt, wenn man dem Abschluss zustrebt. Er ist besser dressiert als einer, der sofort nach der Matura oder Lehre schreibt. Er hat die herrschende Kultur inhaliert, der Stempel ‹lic. phil.› oder ‹Dr.› wird ihm aufgedruckt wie dem Schlachtvieh. Er ist brauchbar.»
Meienbergs Text hat nur wenig Autobiographisches. Er selbst schrieb fast sein ganzes Leben lang als freier Journalist für unterschiedliche Medien. Einem Hausgeist in einer Redaktion musste er sich nie unterwerfen. Doch die Probleme, die Meienberg anspricht, könnten aktueller nicht sein.
Zwar verwundert es immer wieder, wie es möglich ist, dass viele Journalisten politisch derart unterwürfig und domestiziert sind. Doch das kommt alles nicht von ungefähr. Der idealistische Journalist meint zwar, dass das Artikulieren von Macht- und Herrschaftskritik in seinem Beruf selbstverständlich sein sollte; doch die Realität lehrt ihn eines Besseren.
Macht- und Herrschaftskritik ist den einflussreichen Journalisten eben nicht in die Wiege gelegt worden. Im Gegenteil. Ein Grund dafür ist die Sozialisation der Journalisten. Viele von ihnen stammen aus gutbürgerlichem Haus und sehen sich selbst als Teil der Kultur- und Bildungseliten – und sind dann, entsprechend ihrem eigenen Habitus, den Herrschenden gegenüber vielfach unkritisch.
Das wiederum führt, zugespitzt formuliert, dazu, dass sie dermassen verbildet sind, so dass sie selbst die absurdesten Aussagen von Professoren nicht hinterfragen. Das Gleiche gilt für die Parolen der Regierung: Wenn ein Gesundheitsminister sagt, man könne mit dem Zertifikat zeigen, dass man nicht ansteckend ist, dann wird das schon so stimmen.
Der Wahnsinn ist: Die gouvernementalen Journalisten merken oft gar nicht, dass sie selber von Machteliten manipuliert werden. Medienschaffende – das wusste schon der französische Soziologe Pierre Bourdieu – sind «manipuliert» und «Manipulatoren zugleich». «Sie manipulieren sogar sehr oft um so besser, wenn sie selbst manipuliert sind, ohne es zu wissen.»
Bourdieus Aussagen kommen nicht von ungefähr. Man denke hier nur an den Kalten Krieg und die Anstrengungen der US-Machteliten, die Deutungshoheit über die Welt zu bekommen. Stichwort: Kongress für kulturelle Freiheit (CCF) oder Operation Mockingbird: Unzählige Journalisten und Autoren arbeiteten – meist ohne davon zu wissen – während des Kalten Kriegs im Interesse des US-Auslandsgeheimdienstes CIA (siehe hier und hier).
Und wo wir gerade von Geheimdiensten reden: Was damals noch ein Skandal war, ist heute normal: Für MSNBC und CNN arbeiten heute auch ganz offiziell ehemalige Geheimdienstmitarbeiter.
Die Verbandelung zwischen Regierung und Medien ist omnipräsent. Zu beobachten ist das leider in vielen Ländern – auch in der Schweiz, wo der Ringier-CEO Marc Walder die Journalisten gar dazu zwang, in der «Pandemie» den Regierungskurs zu stützen.
Gerade vor diesem Hintergrund sind unabhängige und alternative Medien wichtiger denn je. Wer heute ohne ideologischen Tunnelblick erfahren will, was in der Welt geschieht, kommt nicht um sie herum. Hierzu versuchen auch wir unseren Teil beizutragen.
Herzliche Grüsse
Rafael Lutz
[email protected]
P.S. Einen guten Überblick über die unterschiedlichsten Mainstream- und alternativen Medien gibt der Mediennavigator von Swiss Policy Research, auf dem auch wir von Transition News zum ersten Mal berücksichtigt worden sind.
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