Der schlimmste Fehler der Menschen
ist ihr Mangel an Einfühlungsvermögen.
Darum vermag sich auch so selten
einer den richtigen Begriff von seines
Nächsten Leiden zu machen.
Joseph Addison
Liebe Leserinnen und Leser
In indigenen Gemeinschaften leben mehrere Generationen zusammen, die Kinder werden von allen Mitgliedern gemeinsam grossgezogen und alte Menschen haben ihre Aufgaben bis zum Lebensende. Unsere moderne Zeit ist jedoch geprägt von Individualismus, mit ausgefahrenen Ellenbogen sollen wir die Karriereleiter erklimmen, uns ein dickes Fell zulegen, nur um unter dem Leistungsdruck nicht zusammenzubrechen. Ich frage mich, ob unser Hang zur Individualität auch daran schuld ist, dass wir uns von anderen abgrenzen wollen.
- Mit welchem Recht zeigen manche Menschen mit dem Finger auf Menschen mit einer anderen Hautfarbe, ohne weder ihre Kultur noch ihre Lebensgeschichten zu kennen?
- Mit welchem Recht verurteilen manche Menschen andere, die sich von der Schulmedizin abwenden und alternative Heilmethoden befürworten?
- Mit welchem Recht verschmähen manche Menschen Lehrer und Eltern, die sich für ein kindgerechtes Bildungssystem engagieren?
- Mit welchem Recht verunglimpfen manche Menschen Wissenschaftler, die es wagen, die Aussagen der Vorzeige-Experten infrage zu stellen?
- Mit welchem Recht diskreditieren manche Menschen die Ungeimpften, die dem «Impfstoff» nicht trauen?
Vielleicht liegt es daran, dass wir von kleinauf eher lernen, auf uns bezogen zu sein, statt empathisch mit unseren Mitmenschen umzugehen. Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden. Allgemeinsprachlich versteht man unter dieser Haltung auch das Einfühlungsvermögen.
Zur Empathie wird gemeinhin auch die Fähigkeit zu angemessenen Reaktionen auf Gefühle anderer Menschen gezählt, zum Beispiel Mitleid, Trauer, Schmerz und Hilfsbereitschaft aus Mitgefühl. Die neuere Hirnforschung legt allerdings eine deutliche Unterscheidbarkeit des empathischen Vermögens vom Mitgefühl nahe.
Claus Lamm, Psychologe und Neurowissenschaftler an der Universität Wien, erklärt, dass wir als Empathie die Fähigkeit definieren, Gefühle anderer nachzuempfinden. Mit Mitgefühl habe das zunächst nichts zu tun – denn da steckt Lamm zufolge schon wieder eine Motivation dahinter, zum Beispiel der Wunsch, jemandem zu helfen. Es gehe also darum zu fühlen, was andere fühlen.
Grundlage der Empathie ist die Selbstwahrnehmung – je offener eine Person für ihre eigenen Emotionen ist, desto besser kann sie auch die Gefühle anderer deuten – sowie die Selbsttranszendenz, um egozentrische Geisteshaltungen überwinden zu können. Empathie spielt in vielen Wissenschaften und Anwendungsbereichen eine fundamentale Rolle, von der Musik über die Kriminalistik, die Friedens- und Konfliktforschung, Psychotherapie, Psychologie, Physiologie, Physiotherapie, Pflegewissenschaft, Pädagogik, Philosophie, Sprachwissenschaft, Medizin und Psychiatrie bis hin zum Management oder auch Marketing.
Elizabeth Segal, Psychologie-Professorin an der Arizona State University, hat 2012 den Begriff der Sozialen Empathie geprägt. Darunter versteht sie die Fähigkeit, Menschen in ihrem Kontext (Umfeld) zu verstehen. Dieser Kontext hat eine gesellschaftliche/soziokulturelle und eine interpersonelle (zwischenmenschliche) Dimension.
Die zwischenmenschliche Dimension ist den sozialen Fähigkeiten (Social Skills) sehr ähnlich und zusammen mit der emotionalen und kognitiven der dritte Bestandteil der Empathie. Neurobiologisch ist die soziale Empathie auf der oberen limbischen Ebene angesiedelt und dient den Erfordernissen des sozialen Zusammenlebens und der Kooperation.
Wäre es nicht besonders in diesen bewegten Zeiten angebracht, sich dieser menschlichen Dimension wieder mehr zu besinnen und die soziale Empathie als eine wichtige Grundlage für unser Zusammenleben zu betrachten? Vielleicht hilft der Blick in indigene Gemeinschaften, um unseren Individualismus abzustreifen und wieder näher zusammenzurücken.
Herzlich
Lena Kuder
[email protected]
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