(...)
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith
(Paul Celan, aus dem Gedicht «Todesfuge»)
Liebe Leserinnen und Leser
Im Schatten des Nationalsozialismus schrieb Paul Celan diese Zeilen zwischen 1944 und Anfang 1945. Für den Sohn deutschsprachiger Juden aus Czernowitz (Bukowina, heute Ukraine) war der Tod zu jeder Zeit präsent. Wie auch für Bertolt Brecht und Stefan Zweig war für ihn die Sprache ein Ventil, um diese harsche Zeit zu überstehen.
Celan überstand die Deportation seiner Eltern im Jahr 1942, den Tod seines Vaters im KZ, die Ermordung seiner Mutter durch einen Genickschuss, die Zeit als Zwangsarbeiter und im Arbeitslager, bis er sich 1970 in Paris vermutlich in die Seine stürzte. Für Menschen wie Celan war der Tod allgegenwärtig, er schwebte damals wie ein Damoklesschwert vor allem über den Menschen jüdischer Herkunft und jenen, die es wagten, sich auf ihre Seite zu stellen.
Besonders in den letzten drei Jahren ist deutlich geworden, dass wir den Tod weitgehend tabuisieren, denn er kommt als Schreckgespenst daher. Wir können nicht begreifen, dass unser Körper eines Tages dahinscheiden und sich, wie jeder Organismus, in kleine Teile zersetzen wird. Noch weniger können wir rational fassen, dass unsere Seele in einen anderen Seinszustand übergehen soll.
Der Tod macht uns Angst. Und genau diese Todesangst kam den Pandemisten gerade recht, um die Menschen davon zu überzeugen, sich die mRNA-Geninjektion verabreichen zu lassen. Wenden wir uns noch einmal Paul Celan zu, einem Mann, den die Todesangst ein Leben lang geprägt und ihn wahrscheinlich in den Freitod getrieben hat.
Wer plötzlich einen Menschen verliert, der weiss, wie viele Fragen auf einmal zum Tod und auch zum tieferen Sinn des Lebens auftauchen. Nun wurde drei Jahre lang diese Todesangst geschürt, ohne aber Antworten auf die wesentlichen Fragen zu geben oder den Menschen Alternativen zu bieten. Stattdessen wurde gebetsmühlenartig wiederholt, dass in der «Impfung» die Paradelösung liege und wir uns ruhig auf die Regierenden verlassen sollten. Klar, eine angsterfüllte Masse lässt sich bestens nach dem eigenen Gusto modellieren.
In Indien werden die Toten mit Blumen geschmückt und von einem lauten Tross musizierender Menschen begleitet. Für die Hindus ist der Tod gleichzeitig ein Neubeginn, denn er bedeutet für sie nicht das Ende, sondern den Übergang in ein neues Leben.
Trauen wir uns, wie Paul Celan, unsere Sprache als Ventil zu nutzen, damit wir uns nicht von der Todesangst übermannen lassen, sondern den Tod als ein Element betrachten, das zum Leben dazugehört und uns erlaubt, in ein neues Leben überzugehen.
Herzlich
Lena Kuder
[email protected]
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