Fremd bin ich eingezogen
Fremd zieh ich wieder aus
(…)
Franz Schubert / Wilhelm Müller
(Winterreise)
Liebe Leserinnen und Leser
Es ist momentan im alternativen Medienbereich viel von «Spaltung» die Rede. In der Regel wird diese beklagt, gleichzeitig aber auch befördert, da auch hier die Aufteilung in «Wir» und «die Anderen» als eine plausible Sicht der Dinge erscheint. Und zuweilen ist das auch korrekt.
Beide Extreme haben indes ihre Tücken: Ein gewisses Mass an «Spaltung» ist nun einmal notwendig, um Täter und Opfer im konkreten Fall voneinander unterscheiden zu können. Allerdings können die Rollen – je nach Situation – unterschiedlich verteilt sein. Grundsätzlich von einem «Wir» und einer «anderen» Gruppe zu sprechen, ist darum auch gefährlich.
In meinem letzten Newsletter habe ich ein wenig über den systematischen Missbrauch von Sprache berichtet und dazu auch einige Rückmeldungen erhalten. Das Thema wurde dann nochmals mit einem Artikel auf Transition News vertieft. Die grundsätzliche Analyse bezüglich der Begriffe trifft ins Schwarze. Ich stimme jedoch insofern nicht mit dem Artikel überein, als es sich meiner Ansicht nach nicht um ein Problem der «Linken» handelt.
Die «Linken», die dort gemeint sind, sind vielmehr selbst bereits ein Ergebnis sprachlicher Verdrehungen, denn, kurz gesagt: die beschriebenen Auswüchse sind alles andere als «links». Die Verwechslung von Etikett und Inhalt ist, wie bereits von mir angesprochen, Teil eines umfassenderen Problems unserer Zeit.
Diese besteht unter anderem in einem gleichsam naiven Verständnis von Sprache, bei dem Begriff und Sache gleichgesetzt werden. Und dieses führt nicht nur zu allerlei Missverständnissen. Es führt auch dazu, dass es möglicherweise fragwürdige Koalitionen gibt. Wenn zum Beispiel der Begriff «Freiheit» als Triggerwort fungiert – denn natürlich finden wir alle Freiheit gut –, kann dies dazu führen, dass nicht mehr darauf geachtet wird, wer den Begriff eigentlich wie verwendet. Genau damit arbeitet jegliche Manipulation und Unterwanderung.
Das kann zu einem bösen Erwachen führen. Grundsätzlich gilt für unser Dasein in der Welt vielleicht das Gleiche wie für unser Dasein in und mit Sprache: Natürlich können wir versuchen, beides zu «beherrschen». Aber wir bleiben doch meist Fremde und Gäste darin.
Dies ermöglicht jedoch einen Blick von aussen. Und dieser Blick von aussen kann sehr aufschlussreich sein und ist darum unbedingt notwendig. Er ermöglicht eine positive «Spaltung», nämlich die Unterscheidung von Begriff und Sache, von Etikett und dem wirklichen Menschen dahinter.
Herzlich
Susanne Schmieden
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Transition-TV 12. Mai 2023: Die Krise an den Finanzmärkten ist gewollt, «Aufrecht» ist gestürzt, wieviele Seiten Covid-Gesetzgebung gibt es – und vieles mehr.
Inhalt (00:52)
💡Die Krise der Finanzmärkte ist gewollt (02:31)
💡Drohnenamgriff auf den Kreml: Der Westen braucht die Eskalation (08:50)
💡Türkei: keine Annäherung an den Westen zu erwarten (13:16)
💡«Aufrecht» ist gestürzt (14:13)
💡Eidg. Wahlen: So macht die Bürgerrechtsbewegung keinen Stich (21:00)
💡Quizfrage: wieviele Seiten Covid-Gesetzgebung gibt es ? (22:38)
💡Krönung von Charles III: wie der Eid umgepolt wurde (27:20)
💡Ende der Pandemie: die Heuchelei von Tedros (28:34)
💡Schmetterlinge: was wir wirkllich von ihnen lernen können (32:18)
Redaktion und Moderation: Christoph Pfluger
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