Als sie die Palästinenser holten, habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Palästinenser.
Als sie mich holten,
gab es keinen mehr, der protestieren konnte.
Frei nach Martin Niemöller
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Liebe Freundinnen und Freunde
Man stelle sich vor: Ein mutmasslicher Schwerverbrecher läuft frei herum. Statt ihn zu finden, festzunehmen und in einem Gerichtsverfahren sein Schuld zu klären, wird einfach das Gebäude, in dem sich sein Handy befindet, mit allen Bewohnern dem Erdboden gleichgemacht.
Unvorstellbar? Genau das passiert offenbar im Gazastreifen. So berichtet es das unabhängige palästinensisch-israelische «+972 Magazin». Die Lektüre des Artikels – mit drastischen Bildern – ist nichts für schwache Nerven.
Ich kann den Wahrheitsgehalt des Berichtes nicht überprüfen. Allerdings sprechen einige Fakten dafür: Seit Oktober gibt es in Gaza 33’000 Tote – darunter über 25’000 Frauen und Kinder – und 76’000 Verletzte. Das Ziel ist offiziell, die Hamas auszulöschen.
Jetzt ist durch das «+972 Magazin» ans Licht gekommen, wie die Israelische Armee vorgeht. Sie nutzt dabei riesige Datenmengen aus jahrelanger Überwachung und künstliche Intelligenz (KI). Die genutzten KI-Systeme heissen «Lavender» und «Where’s Daddy?».
«Lavender» bewertet alle vorliegenden Daten – vor allem von Handys – und spuckt eine Liste mit wahrscheinlich militanten Personen aus. Diese – offiziell nicht bestätigte – Todesliste umfasst offenbar mehr als 30’000 Namen.
«Where’s Daddy?» kann feststellen, wo sich die Zielperson aufhält. Wenn ein mutmasslicher Kämpfer zuhause ist, wird in den frühen Morgenstunden das gesamte Haus mit einer Bombe zerstört. Wenn die Berichte stimmen, werden bis zu 20 mitgetötete Zivilpersonen – meist Frauen und Kinder – in Kauf genommen, bei hochrangigen Führern der Hamas auch mehr als 100.
Die einzige Kontrolle, ob die KI richtig liegt, besteht wohl darin, dass das Geschlecht geprüft wird: Da nur Männer in der Hamas sind, werden weibliche Zielpersonen nicht bombardiert.
«Lavender-Software analysiert Informationen, die über die meisten der 2,3 Millionen Einwohner des Gazastreifens durch ein System der Massenüberwachung gesammelt wurden, und bewertet und stuft dann die Wahrscheinlichkeit ein, dass eine bestimmte Person im militärischen Flügel der Hamas oder des [Palestine Islamic Jihad] PIJ aktiv ist. Quellen zufolge gibt die Maschine fast jeder einzelnen Person im Gazastreifen eine Bewertung von 1 bis 100, die ausdrückt, wie wahrscheinlich es ist, dass es sich um einen Militanten handelt.»
Bei der «Bewertung» wird unter anderem berücksichtigt: Mitgliedschaften in WhatsApp-Gruppen und anderen sozialen Medien, Telefonkontakte, Fotos und häufiger Wechsel von Handy oder Wohnort. Das Mitführen eines Handys, das in Lavender mit einer Person auf der Todesliste verknüpft ist, kann tödlich sein:
«Wenn die [Hamas]-Zielperson [ihr Telefon] seinem Sohn, seinem älteren Bruder oder einem beliebigen Mann gegeben hat, dann diese Person in ihrem Haus mit ihrer Familie bombardiert. Das ist oft passiert. Das waren die meisten Fehler, die durch Lavender verursacht wurden».
Zur Bedeutung dieses Skandals über Gaza hinaus: Seit Jahrzehnten werden von uns allen Daten gesammelt. Wann wir wo sind, was wir kaufen, was wir lesen, unsere Kontakte und Kommentare, mit wem wir uns treffen oder ins Bett gehen, wo wir wohnen, wie brav wir sind, auf welchen Demos wir waren etc. Das hat Edward Snowden aufgedeckt.
Bisher werden diese Daten hauptsächlich für gezielte Werbung und Manipulation genutzt. Schlimm genug. Das Problem ist aber: Diese Daten werden voraussichtlich nie wieder gelöscht. Damit ist es technisch kein Problem, das Vorgehen der israelischen Armee in Zukunft auf andere Länder auszuweiten.
In der Geschichte war es immer die erste Massnahme von Diktaturen, Kritiker auszuschalten. Bisher war dieser Prozess aufwändig und erforderte einen teuren Geheimdienst. Heute reichen ein paar Server, eine grosse Datenbank und eine Handvoll IT-Spezialisten.
Aber nur, wenn wir die Palästinenser ihrem Schicksal überlassen und uns nicht dagegen wehren.
Jetzt.
Herzlich
Ihr Lars Ebert
[email protected]
Auf Yunite: Lars Ebert
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