Nicht die Kinder bloss
speist man mit Märchen ab.
Gotthold Ephraim Lessing
Liebe Leserinnen und Leser
Als die weltentrückten Gestalten in Davos zusammenfanden und über alles Mögliche redeten, drohte ein Weltkrieg, und es grassierte eine schlimme Krankheit; so geschehen im Sanatorium von Thomas Manns Roman «Der Zauberberg», der vor über einem Jahrhundert spielt. Und so ähnlich war es letzte Woche am Weltwirtschaftsforum (WEF) – wobei die damalige reale Tuberkulose-Epidemie zur «Covid»-Inszenierung mutierte und es im Buch wesentlich geistreicher zu- und hergeht als im heutigen Sanatorium der globalistischen Ideologen.
Die Bergkulisse um Davos eignet sich jedenfalls hervorragend als Schauplatz für Geschichten und Märchen. Auch Schauermärchen lassen sich gut im zerklüfteten Gebirge ansiedeln. So ist es nur passend, dass man am diesjährigen WEF einander alle Arten von Erzählungen vortrug. Die Realität musste unten im Tal bleiben.
Wie in den Märchen, so sind auch in der Welt der Eliten die Rollen klar verteilt: Es gibt die Guten und die Bösen. «Die Guten sind wir, die Bösen die anderen.» Wer gegenwärtig zu welchen gehört, machte der Schweizer Bundespräsident Alain Berset gleich in der Eröffnungsrede klar, als er verkündete: «Russlands Aggressionskrieg gegen die Ukraine stellt einen brutalen Angriff auf ein friedliches Land dar.» Nun ja, die Ukraine hat zwar kein fremdes Land angegriffen, doch angesichts des Krieges, der seit 2014 im Osten des Landes tobt, kann sie sicherlich nicht als friedlich betrachtet werden. – Der Irrwitz jener Logik mag wohl der dünnen Bergluft geschuldet gewesen sein.
Minister Lockdown – seine Hosen indessen locker und ihr Inhalt mit viel Freiraum – schwafelte auch irgendwas von Verlust an Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Ja genau, da war doch in der Tat was – dumm nur, dass der Mann im Borsalino-Hut selbst diesen Niedergang vorangetrieben hat. Und zwar, indem er die Bürger nach Impfstatus gespalten, Grundrechte mit Füssen getreten und – um das zu erreichen – auch noch Fake News verbreitet hat. Doch wer aus stratosphärischen Höhen des Grössenwahns im Privatflugzeug eine militärische Sperrzone im Luftraum eines fremden Landes übersieht, der kann auch solche Details kaum mehr wahrnehmen.
Auch der virtuell allgegenwärtige ukrainische Präsident durfte sich natürlich per Bildschirm zuschalten, um abermals nach Waffen zu schreien. Selenski forderte «entschlossene und effiziente gemeinsame Aktionen» und drängte auf Geschwindigkeit bei «der Entscheidungsfindung und Reaktion der zivilisierten Welt». «Die Tragödien sind schneller als das Leben. Die Tyrannei ist schneller als die Demokratie», legte ihm sein Redenschreiber pathetisch in den Mund. Im Publikum lauschte auch Selenskis Ehefrau Olena den Weisheitsperlen ihres Mannes. Sie selbst hatte bereits an der Eröffnung für ihr Land werben dürfen.
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg schlug selbstverständlich in die gleiche Kerbe und rief zu mehr Unterstützung für die Ukraine auf. Zumindest sagte Bundeskanzler Olaf Scholz den Lieferungen der Leopard-Panzer (noch) nicht zu. Und der ungarische Aussenminister Péter Szijjártó holte die Teilnehmer auf den Boden der Realität zurück, als er erklärte, die Sanktionen der Europäischen Union gegen Russland hätten der Wirtschaft der EU-Mitglieder mehr geschadet als dem Zielland und den Krieg in der Ukraine nicht beendet.
Wie es sich jedenfalls gehört, wenn man Frieden anstrebt, spricht man nicht mit dem Gegner. So war denn auch Russland der grosse Abwesende. Und hier endet auch schon das erste grosse Märchen des diesjährigen WEF, welches heisst: «Waffen bringen Frieden».
In der zweiten grossen Geschichte geht es darum, dass der Himmel uns auf den Kopf zu fallen droht. Tapfere Helden versuchen das krampfhaft abzuwenden. Doch die dummen Menschen laufen blindlings in den Abgrund.
Um diese Geschichte hat sich ein Kult gebildet, dessen junge Gurus in der helvetischen Bergluft predigen durften. Leidenschaftlich trugen die angeblich den Mächtigen gegenüber konfrontativen Mainstream-Medien deren revolutionäres Gedankengut in die grosse weite Welt hinaus. «Greta Thunberg, Luisa Neubauer und Co. lesen am WEF der Energiewirtschaft die Leviten», titelte beispielsweise die NZZ; «Klimaaktivistinnen stellen sich am WEF Ölkonzernen entgegen» erscholl das Echo von SRF.
Um zu verhindern, dass uns der Himmel einbricht, fordert das WEF unter anderem einen weitgehenden Verzicht auf Privatfahrzeuge. Vermutlich aus diesem Grund reisen die Teilnehmer am Forum auch mit etwa 1500 Privatjets an. Die selbsternannte Elite um Zeremonienmeister Klaus Schwab sagt sich wohl in Marie-Antoinette-Manier: «Sollen sie doch fliegen, wenn sie nicht fahren dürfen.»
Dann wurde in der alpinen Bergluft noch die Fabel vermittelt, man wolle die Ungleichheit verringern. Die Wiener Zeitung bringt die Hypokrisie auf den Punkt:
«Die Reichsten der Reichen, die die tiefsten Steuern zahlen, versammeln sich, erpicht darauf, die wirtschaftliche Ungleichheit der Menschheit aufzulösen. Die obersten ein Prozent stellen sicher, dass sie jedes Jahr unter den obersten ein Prozent bleiben. Dies ist ein Treffen der Gleichberechtigung, aber nur Gleichberechtigte sind anwesend.»
Und wo sich die Reichen tummeln, floriert das obere Segment des ältesten Gewerbes der Welt. Die entsprechenden Damen werden sogar aus Hamburg eingeflogen. «Wenn das WEF ist, geht es bei uns heiss her», sagt die Chefin einer Escort Agentur mit Sitz in Zürich gegenüber dem Blick. Preislich ändere das Forum nichts: Eine Stunde koste immer 700, eine Nacht 2400, ein ganzer Tag 3200 Franken – zuzüglich 200 Franken für die Anfahrt.
In spannenden Geschichten sollten nicht nur verführerische Frauen, sondern auch Spione vorkommen – umso mehr, wenn es darum geht, gegen einen Rivalen vorzugehen. So war auch das zweitälteste Gewerbe der Welt in den Schweizer Bergen vertreten. Nicht Bond-Darsteller Roger, sondern Richard Moore, Chef des britischen Auslandgeheimdienstes Secret Intelligence Service (MI6), weilte jedoch in Davos. Und niemand anderes als Avril Haines, Direktorin des US-National Intelligence, war zugegen. Anwesend war zudem auch Christopher Wray, Direktor des Federal Bureau of Investigation (FBI).
Wie man reagieren soll, wenn man aus der Märchenwelt herausgeholt und von einem echten Journalisten mit ganz realen Fragen konfrontiert wird, zeigte Pfizer-CEO Albert Bourla: Augen, Ohren, Mund zu und durch.
Zum Glück traf auch der grosse Märchenonkel Arthur Gregg Sulzberger, Herausgeber der New York Times, in der alpinen Landschaft ein und holte uns gleich wieder in die Fabelwelt zurück. Er sprach eben solche Journalisten an, die «Desinformation» betreiben würden. Dies sei das «existenziellste» Problem, mit dem die Welt heute konfrontiert ist und der Grund für den derzeitigen «Vertrauensverlust».
Nun sollten Märchen auch eine Moral haben, und von Moralin triefen die Davoser Geschichten denn auch zu Genüge. Es bildet den Weihrauch, das den Gestank von Kriegstreiberei, Kontrolle, Macht und Geld überlagern soll. Und all das ergibt keine beruhigenden Gutenachtgeschichten.
Die bittere Realität ist nun einmal: In Davos werden Probleme nicht gelöst, sondern geschaffen.
Herzlich
Konstantin Demeter
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