Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen.
Friedrich Nietzsche
Liebe Leserinnen und Leser
Die «Fanghunde der öffentlichen Meinung» (Karl Kraus) geben wieder einmal Vollgas. Seit Bundeskanzler Olaf Scholz vor wenigen Tagen entschieden hatte, der Ukraine vorerst keine «Leopard»-Panzer zu liefern, drehen die grossen Medien durch.
Heute hat Scholz dem medialen Druck offenbar nachgegeben. Berichten des Spiegels zufolge werde mindestens eine Kompanie des Leopard 2A6 aus Deutschland an die Ukraine gehen.
Zu der jüngsten Entscheidung dürfte die Presse sicherlich ihren Teil dazu beigetragen haben. Die Kriegspropaganda hat eine Stufe erreicht, wo man als Leser nicht mehr weiss, ob man hier eine Zeitung oder Pressemitteilungen der Waffenlobby vor sich hat.
Wenige Beispiele: «Warum Panzer nötig sind», titelte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung am Wochenende. «Putin wird nur Frieden geben, wenn er erkennt, dass er in diesem Krieg alles verlieren kann. Auch seine Herrschaft», schrieb Konrad Schuler in der genannten Zeitung.
Und in der Welt am Sonntag las man auf der Titelseite: «Ukraine: Deutsches Nein zu Kampfpanzern ist ‹Blamage›».
Was muss das für ein verrückter Kanzler sein, der nicht sofort «Leopard»-Panzer an die Ukraine geliefert hat? Mit genügend militärischer Unterstützung könnte der Krieg ja umso schneller beendet werden – so die absurde Logik seitens vieler Journalisten.
Im medialen Einheitsbrei entsteht der Eindruck, als ob die halbe Welt nur darauf wartet, dass Deutschland der Ukraine Panzer liefert.
«Die Irritation darüber ist mittlerweile nicht nur in Enttäuschung umgeschlagen, sondern auch in Wut, inner- und ausserhalb des Landes», kommentierte Welt-Chefredaktorin Jennifer Wilton die jüngsten Ereignisse am Montag.
Und sie verweist auf den britischen Historiker Timothy Garton Ash, der seiner «tiefen Enttäuschung» über Scholz’ Haltung in der Panzer-Causa den Ausdruck «scholzing» verlieh. Gemeint damit: «gute Absichten» zeigen, aber gleichzeitig Gründe erfinden, um diese Absichten nie umzusetzen.
Das mediale Trommelfeuer ist kaum noch auszuhalten. Abweichende Meinungen sind nahezu inexistent. Wer sich noch traut, sich eine eigene Meinung zu bilden, gilt bald einmal als «verantwortungslos». Der Vorwurf des «Landesverrats» ist hier nicht mehr weit entfernt.
Pazifistische Ansichten sind jetzt Gift, so das Framing der Medien. Das musste auch Rommy Arndt erfahren, die sich in einem Kommentar auf MDR Aktuell gegen die Kampfpanzer-Lieferungen ausgesprochen hatte. Seitdem ist gegen sie ein regelrechter Shitstorm im Gange.
Hat man inzwischen den Verstand verloren? Die grossen Zeitungen nehmen eine totale Eskalation des Stellvertreterkrieges in der Ukraine nicht nur billigend in Kauf, sondern treiben sie selber noch voran.
Dabei ist die Situation ohnehin schon brandgefährlich. Auf beiden Seiten steht zu viel auf dem Spiel. Und beide Seiten heizen den Konflikt weiter an: Die US-Regierung äusserte unlängst gar Überlegungen, die Ukraine bei einem Krim-Angriff zu unterstützen.
Der Kreml schliesst den Einsatz von Atomwaffen nicht aus, sollte die «territoriale Integrität» des Landes bedroht sein. All dies scheint die Konzernmedien nur am Rande zu interessieren: Sie schlafwandeln gerade in einen Krieg, der sich rasch auf weitere Länder ausdehnen könnte.
Gleichzeitig hat das Kiewer Regime selbst auch immer mehr zu kämpfen – mehrere Mitarbeiter von Präsident Wolodimir Selenski inklusive Minister sind inzwischen weg. Die genauen Umstände sind nebulös. Doch all das interessiert die westlichen Medien ohnehin nur marginal. Wichtig sind die Panzerlieferungen.
Der Wiener Satiriker Karl Kraus machte für den Ausbruch des Ersten Weltkrieges die Journalisten und einen zunehmenden Sprachverfall mitverantwortlich.
Die Leute, so meinte Kraus, waren durch den Niedergang der Sprachkultur nicht mehr in der Lage, die Wirkungen und Auswirkungen der Nachrichten imaginär zu verarbeiten.
Ähnliches beobachten wir gerade in Echtzeit. Eine beunruhigende Entwicklung, der wir entschlossen entgegentreten müssen. Es ist es höchste Zeit, die Eskalationsspirale wieder herunterzuschrauben.
Herzliche Grüsse
Rafael Lutz
[email protected]
P.S.
Die Information, dass mindestens eine Kompanie des Leopard 2A6 aus Deutschland an die Ukraine gehen wird, kam gerade rein, als ich die letzten Zeilen dieses Newsletters schrieb. Dies berichtete der Spiegel.
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