Die CIA hat das politische Leben in Italien
mehr als sechzig Jahre lang beeinflusst.
Tim Weiner, 2008
Liebe Leserinnen, liebe Leser
In Italien herrscht wieder politisches Chaos. Mario Draghi wollte als Ministerpräsident zurücktreten, Präsident Sergio Mattarella hat ihm das verweigert. 67 Regierungen hatte das Land seit 1948. Manche schreiben das dem südländischen Temperament zu, was womöglich ein Faktor ist. Doch weit relevanter ist die Tatsache, dass die Krallen des US-Adlers den Stiefel seit der Invasion im Jahre 1943 nicht mehr losgelassen haben.
So ist es bezeichnend, dass es bei der gegenwärtigen Krise insbesondere um Waffenlieferungen an die Ukraine und Sanktionen gegen Russland geht. Denn das NATO-Mitglied Italien mit seinen über 100 US- und NATO-Militärbasen, etwa 13’000 US-Soldaten und über 70 US-Atomsprengköpfen ist regelmässig in westliche Kriege involviert.
Aus der US-Basis Camp Darby, zwischen Pisa und Livorno gelegen, stammen sehr viele Waffen, die in den Kriegen im Irak, in Jugoslawien, in Libyen, in Syrien und im Jemen benutzt wurden und werden. Und von der Basis Signorella in Sizilien aus starteten bewaffnete Drohnen in Richtung Libyen.
Schon vor der Invasion der US-Truppen im Jahre 1943 hatte das Office of Strategic Service (OSS) – der Vorläufer der CIA – Kontakte mit der sizilianischen Mafia geknüpft wie auch mit der korsischen. Sie sollten die USA bei der Übernahme Italiens und Frankreichs unterstützen. Im Gegenzug hat man bei deren Aktivitäten beide Augen zugedrückt. Als Verbindungsmann zur sizilianischen Mafia diente Lucky Luciano.
In Italien beeinflusste die neu geschaffene CIA schon die Parlamentswahlen des Jahres 1948, die ersten seit 1921, indem sie die Partei Democrazia Cristiana (DC) sowie kleinere Parteien finanzierte. Bei den Wahlen trat die DC gegen die Demokratische Volksfront an, in der die Kommunistische Partei Italiens der dominierende Partner und die grösste kommunistische Partei ausserhalb der Sowjetunion war.
Gemäss dem Autor Tim Weiner verteilte die CIA in zwei Jahrzehnten mindestens 65 Millionen Dollar um die Politik zu beeinflussen. Durch einen ausgeklügelten Steuerbetrug wurden sie über reiche Italo-Amerikaner an einflussreiche Italiener übergeben: Politiker, Gewerkschaftsführer, Priester, Studentengruppen, Zeitungsredakteure und andere. Die Historikerin Effie G. H. Pedaliu schreibt dazu:
«In ihrem Kampf gegen den italienischen Kommunismus setzten die USA eine uneingeschränkte psychologische und politische Kriegsführung ein. Sie umfasste unter anderem schwarze Propaganda, Einmischung in die Gewerkschaftspolitik, Geldkoffer, die in einigen der exklusivsten und elegantesten Hotels Roms den Besitzer wechselten, Briefkampagnen der italienisch-amerikanischen Gemeinschaft und rot-weiss-blaue ‹Freundschaftszüge›, die Geschenke aus den USA und Hollywood verteilten und in denen sogar Frank Sinatra und Gary Cooper mitwirkten.»
Kinofilme waren damals der beliebteste Zeitvertreib in Italien und ein wichtiges Medium zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung. Mit öffentlichen Mitteln wurden Wochenschauen finanziert, die eine pro-amerikanische Botschaft vermittelten. Ernst Lubitschs «Ninotchka», ein antikommunistischer Film aus dem Jahr 1939 mit Greta Garbo in der Hauptrolle, wurde in vielen italienischen Kinosälen ununterbrochen gezeigt. Gemäss Pedaliu hat die DC zudem den Rundfunk monopolisiert – in einem Land, in dem die Hälfte der Haushalte Zugang zu Radiogeräten hatte.
Grossbritannien nahm ebenfalls Einfluss auf die Wahlen, wie auch die Sowjetunion. Die Kommunisten erwiesen sich jedoch laut Pedaliu als weniger geschickt, wenn es darum ging, neue Kommunikationsmethoden zu nutzen. Die DC gewann die Wahlen und bildeten eine Regierung, aus der die Kommunisten ausgeschlossen wurden. Diese Erfolgreiche Intervention wurde zur Blaupause für die politische Einflussnahme seitens der CIA in vielen Ländern.
Das alles reichte den USA jedoch nicht. Mit dem «Stay-Behind»-Netzwerk namens Gladio unterhielten sie Geheimarmeen in Europa unter Leitung der NATO und der CIA, darunter auch die Schweizer Kaderorganisation P-26. In Italien geschah dies unter anderem mit Hilfe der rechtsextremen Organisation Ordine Nuovo und der Freimaurerloge P2. Bei einer sowjetischen Invasion sollten sie als Sabotage- und Spionagekräfte dienen.
Doch während sie auf diese Aufgaben warteten, wurden sie schon mal aktiv und verübten False-Flag-Attentate wie vermutlich diejenigen in Mailand 1969 und in Bologna 1980. Sie gehörten zur «Strategie der Spannung», welche die «bleiernen Jahre» ausmachte. Diese Attentate sollten der Linken in die Schuhe geschoben werden.
All dies ist einigermassen bekannt. Weit weniger bekannt ist die Geldschöpfungs-List der Alliierten, die den Ursprung der hohen italienischen Staatschulden bildete. Die von den USA dominierte alliierte Militärregierung der besetzten Gebiete (AMG, früher AMGOT) brachte in Italien im Jahre 1943 ihre eigene Währung im Wert von 167 Milliarden Lire im Umlauf: die Am-Lira oder Allied Military Currency.
100 Am-Lire entsprachen einem Dollar. Die Währung war vollständig gegen die normale italienische Lira austauschbar und trug zur schweren Inflation bei, die Italien gegen Ende des Zweiten Weltkriegs traf.

500 Am-Lire. Die Bezeichnung "Issued in Italy" ist eine Täuschung, um die wahre Herkunft zu verschleiern. Die Am-Lire wurden von AMGOT geschöpft und in den USA hergestellt. Quelle: moneterare.net
Laut Frank A. Southard Jr., ehemaliger hoher Beamter des Internationalen Währungsfonds und verantwortlicher des Am-Lire-Projekts, endete die Affäre um die Besatzungswährung 1952 mit einem Gesetz, welches das Finanzministerium verpflichtete, Staatsanleihen an die italienische Zentralbank in einer Höhe auszugeben, die dem Betrag der ab 1946 eingezogenen Am-Lire entsprach. Diese doppelte Belastung Italiens mit den Kosten der Alliierten habe den Hauptteil der öffentlichen Nachkriegsschuld gebildet. Der Ökonom Marco Saba erläutert:
«Die Am-Lire wurde ausgegeben, um den Kauf von Versorgungsgütern für die Besatzer zu erleichtern und um die ‹Befreiung› des Landes zu erreichen – eine Operation, die mit der ausländischen Kontrolle über die italienische Zentralbank zum Erfolg kam. Die Währung wurde dann zweimal in Rechnung gestellt: dem amerikanischen wie auch dem italienischen Volk.»
Das amerikanische Volk sei dadurch belastet worden, dass der Betrag in betrügerischer Weise von den bereits dem Kriegsministerium zugewiesenen Mitteln abgezogen wurde; das italienische Volk habe bezahlt, indem der Betrag in eine öffentliche Schuld umgewandelt wurde, welche das Schatzamt nach der Besetzung an die Bank von Italien zurückzahlen musste.
«Und dies, nachdem die USA bereits in den Genuss der Erlöse aus der amerikanischen Geldschöpfung gekommen waren, zum Beispiel durch den Kauf des US-Botschaftsgebäudes in Rom mit Am-Lire. Diese Geldtransaktionen wurden von einem Volk, das über die Gewinne aus der Geldschöpfung im Unklaren gelassen wurde, immer noch nicht verstanden», so Saba.
Berücksichtigen Sie all das, wenn über die Probleme in Italien berichtet wird und die Politiker dort mal wieder wild gestikulieren.
Herzlich,
Konstantin Demeter
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