Unser Herr hat die Verheissung der Auferstehung geschrieben,
nicht nur in Büchern,
sondern in jedem Blatt im Frühling.
Martin Luther
Liebe Leserinnen und Leser
Die Auferstehung ist das ultimative Wunder in der Bibel und eines der Eckpfeiler des christlichen Glaubens. Mit dieser Geschichte wurde Jesus für die Nachwelt als göttlich verewigt.
Zahlreiche Forscher haben die historische Genauigkeit dieses im Grunde unglaublichen Ereignisses in Frage gestellt. Einer davon ist der iranisch-amerikanische Religionswissenschaftler Reza Aslan, der einen besonderen religiösen Werdegang hatte: Er konvertierte vom Islam zu evangelikalen Pfingstlern, um dann wieder Moslem zu werden.
In seinem Buch «Zealot: The Life and Times of Jesus of Nazareth» (2013) versucht Aslan, den Menschen Jesus aus dem politischen, historischen und religiösen Kontext seiner Zeit herauszukristallisieren. Er stellt damit die traditionell gewordene Darstellung Jesu als einer friedlichen und wohlwollenden Figur in Frage und zeigt ihn stattdessen als radikalen und revolutionären Eiferer.
Das ist zwar keine neue Interpretation, doch Aslan stellt sie auf fesselnde und leicht zugängliche Weise dar. Somit ist auch klar, dass es sich hier um Populärliteratur handelt. Dennoch sieht die New York Times eine echte Stärke des Buches darin, dass es eine Einführung in das Palästina des ersten Jahrhunderts bietet, einschliesslich Wirtschaft, Politik und Religion.
Es weise «einige der besten Eigenschaften populärer Schriften zu wissenschaftlichen Themen auf». Darunter, dass es komplizierte Sachverhalte so einfach wie möglich erkläre und Anmerkungen zur Überprüfung der Behauptungen enthalte.
Die NYT übt allerdings auch Kritik: Das Buch leide auch «unter den üblichen Problemen der Popularisierung». So stelle Aslan «veraltete und vereinfachende Theorien für Phänomene» auf, die heute als komplexer angesehen würden.
Obwohl Aslan manches am christlichen Glauben auf den Kopf stellt – vor den Kopf stossen will er gläubige Christen dennoch nicht. Da ich das ebenfalls vermeiden will, insbesondere am heutigen Tag, hier bereits seine abschliessenden Worte. Der Autor bedauert, dass nach zweitausend Jahren ein «von Paulus geschaffener Christus» den «historischen gänzlich verdrängt» habe.
Beinahe vollständig verblasst sei «die Erinnerung an den revolutionären Eiferer, der durch Galiläa zog und eine Armee von Anhängern um sich scharte, um das Königreich Gottes auf Erden zu errichten», wie auch die an «den charismatischen Prediger, der sich gegen die Autorität der Jerusalemer Tempelpriester wehrte», und an «den radikalen jüdischen Nationalisten, der die römische Besatzungsmacht herausforderte und verlor». Aslan findet das schade und meint:
«Denn wenn es etwas gibt, was eine umfassende Studie über den historischen Jesus im besten Falle ergeben sollte, dann dies: Jesus von Nazareth – Jesus der Mensch – ist ebenso fesselnd, charismatisch und bewundernswert wie Jesus der Christus. Er ist, kurz gesagt, jemand, an den es sich zu glauben lohnt.»
Letztes Jahr hatte ich nach Ostern dargestellt, dass Tod, Wiedergeburt und Opfer in den Konzepten vieler Religionen vorkommen. Die entsprechenden Motive lassen sich bis zu den Sumerern zurückverfolgen. Im Mittelpunkt vieler dieser Mythen stand ein Frühlingsfest an der Tag-und-Nacht-Gleiche, an dem die Rückkehr des Sonnenlichts und der Neubeginn des Fortpflanzungszyklus gefeiert wurden.
In seinem Buch betont Aslan nun die politischen Beweggründe für die Entwicklung der christlichen Auferstehungsgeschichte. Denn er ist der Ansicht, dass sie wahrscheinlich eine politisch motivierte Erfindung der frühen Anhänger Jesu ist. Die Motivation ist dem Autor zufolge vielschichtig: Auf unterschiedliche Weise habe die Auferstehungsgeschichte dazu gedient, die Bewegung Jesu zu bestätigen und zu einigen sowie ihre Autorität gegenüber den politischen und religiösen Obrigkeiten zu behaupten.
Dieser Mythos half auch dabei, eine neue Botschaft von Hoffnung und Erlösung für die Armen, Unterdrückten und Ausgegrenzten zu schaffen, denen sich Jesus immer angenommen hatte. Man konnte somit Kraft und Mut schöpfen und sich eine Welt vorstellen können, in der die Machtlosen ermächtigt und die Mächtigen entmachtet würden.
Doch wie auch immer man zur Auferstehungsgeschichte steht: Ein revolutionärer Jesus hätte auch heute, in Zeiten mit zunehmend globalen totalitären Zügen und einem drohenden Dritten Weltkrieg, mindestens so viel zu tun wie der mythische.
Herzlich
Konstantin Demeter
Das Buch von Reza Aslan ist auch auf Deutsch erhältlich, zum Beispiel hier und hier.
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Redaktion und Moderation: Christoph Pfluger
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