Digitaltechnik an Schulen schadet mehr, als sie nützt.
Ralf Lankau
Liebe Leserinnen und Leser!
Der Ausbau der Digitalisierung an Schulen wird in einem Land wie Deutschland vielerorts noch als unabdingbar notwendig proklamiert.
Zum Beispiel drängen jetzt Sachsen-Anhalts Landkreise auf eine Absicherung der Finanzierung digitaler Technik an Schulen. «Der Bund hat das Thema Digitalisierung der Schulen kräftig auf den Weg gebracht. Nun müssen die Länder vom Bund hier weiter Unterstützung einfordern», sagte der Präsident des Landkreistages, Götz Ulrich (CDU), der dpa.
Doch wie so oft in der heutigen Zeit, fragt man sich auch hier, wo bei den Politikern der Verstand geblieben ist. So gibt es nicht einmal einen Beleg dafür, dass irgendetwas zum Besseren gewendet wird, wenn Schulkinder statt Kreidetafeln Smartboards vorgesetzt bekommen und sie anstatt mit Papier und Stift mit dem Tablet hantieren.
Auch bestätigen aktuelle Studien, worauf Kritiker des «Digitalwahns» wie Ralf Lankau, Professor für Mediengestaltung und Medientheorie an der Hochschule Offenburg, schon seit Jahren hinweisen: dass der Einsatz von Digitaltechnik an Schulen mehr schadet als nützt.
So erschien am 4. März im Journal of the American Medical Association eine Studie von einem Team um Mary Brushe von der University of Adelaide in Australien. Ziel war es herauszufinden, wie stark digitale Medien sprachliche Interaktionen in Familien beeinflussen.
Dazu sammelten und analysierten die Forscher knapp vier Jahre lang alle sechs Monate die Daten von 220 Familien. Sie erfassten jeweils die Bildschirmzeit und die häusliche Sprachumgebung der zwölf bis 36 Monate jungen Kinder an einem durchschnittlichen 16-Stunden-Tag. Brushe:
«Für die Sprachentwicklung von Kindern in den ersten Jahren ist es wichtig, in einer sprachlich reichen Umgebung aufzuwachsen. Beeinflusst wird davon unter anderem die Schulreife und der Erfolg im weiteren Bildungsverlauf.»
Ein paar Wochen zuvor war eine Arbeit erschienen, die denselben Untersuchungsgegenstand hat – die Beziehung von Mediennutzung von Kindern und ihrer Sprachentwicklung – und in dieselbe Kerbe haut.
Untersucht wurde, wie Bildschirmnutzung die Sprachentwicklung von 17 bis 30 Monate jungen Kleinkindern beeinflusst. Dabei wurde die Technologienutzung jedes Kindes über alle Geräte/Plattformen hinweg nach Medientyp (Video/TV, Videospiele, Videochats und/oder E-Books) und Zweck (Bildung, Beruhigung, Vergnügen) kategorisiert.
Ergebnis: Die Daten deuten auf einen starken negativen Zusammenhang zwischen der Bildschirmzeit und dem Wortschatz und der Satzlänge hin. Sprich, je mehr Videos, desto schlechter die Sprachkenntnisse.
In Schweden scheint man das realisiert zu haben. So wurde dort vor einigen Monaten verkündet, digitales Lernen für Kinder unter sechs Jahren werde gestrichen. Für alle anderen sollen Bücher, Hefte, Handschrift wieder in den Fokus rücken.
Die (übertriebene) Nutzung digitaler Medien kann im Übrigen eine Reihe weiterer Probleme machen. Dazu gehören die Ausbildung von Übergewicht, motorische Defizite, soziale Isolation und sozial auffälliges Verhalten.
Darüber hinaus sollte nicht vergessen werden, dass kein digitales Gerät aus dem Nichts kommt, sondern hergestellt werden muss. Und dafür werden Rohstoffe benötigt, deren Gewinnung mit Raubbau an der Natur und menschlichem Leid einhergeht. Oder wie es Misereor ausdrückt:
«Was Produkte für Konsumenten erschwinglich macht, kostet andere ihre Lebensgrundlage, ihre Gesundheit oder ihre Heimat ... Im Kongo [etwa] bauen ein bis zwei Millionen Menschen ‹selbstständig› in Minen Rohstoffe wie Coltan ab. Am Ende jedes Tages verkaufen sie ihre kümmerliche Ausbeute Rohmaterial an die Händler in den Minendörfern. Ihre ‹Ausrüstung› kaufen sie selber, ebenso wie die Konzession zu graben. Sicherheitsvorkehrungen, Arbeitsschutz oder gar Unfallversicherung? Fehlanzeige.
Zum Leben reicht es trotzdem nicht. In den Minengebieten steigen die Preise für Essen, Wasser und Miete enorm an. Und die allermeisten Kleinschürfer finden so wenig Erz, dass sie sich sogar verschulden.»
Und ein Mehr an Digitalisierung bedeutet am Ende des Tages auch immer ein Mehr an Elektroschrott mit all seinen gravierenden Problemen.
Alles Gute – trotz allem!
Torsten Engelbrecht
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