Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten,
das durch Not und äussere Zweckmässigkeit bestimmt ist, aufhört.
Karl Marx
Liebe Leserinnen und Leser
Wir leben in verrückten Zeiten. Erinnern Sie sich noch daran, wie uns medial um die Ohren gehauen wurde, dass wir «unsere Freiheit(en) zurückbekommen» würden, wenn wir uns nur endlich eine bestimmte Spritze verabreichen lassen würden? Ich habe das, ehrlich gesagt, fast verdrängt.
So ungeheuerlich das auch war, es ist nicht der einzige Fall eines Missbrauchs, ja, einer Pervertierung des Begriffs der «Freiheit». In akademisch-philosophischen Kreisen war oder ist es immer noch ein Trend, davon zu sprechen, man könne nicht «frei sein, sondern immer nur frei werden». Das habe ich selbst auch lange Zeit nach- oder vielmehr mitgebetet. Es ist ein beliebtes, kaum zu hinterfragendes Dogma in links-liberalen Kreisen, die de facto häufig weder links noch liberal sind.
Mittlerweile scheint es mir jedoch eher umgekehrt zu sein: Wer das Frei-Sein immer in die Zukunft, in einen anderen Gesellschaftszustand, in bessere Zeiten, auf religiöse oder gar medizinische Heilsversprechen projiziert, sitzt schon in der Falle. Freiheit ist nicht das Ziel, Freiheit ist die Voraussetzung menschenwürdiger Gesellschaften. Und diese Voraussetzung bringen wir alle mit – was wiederum nicht heisst, dass wir in der besten und «freisten» aller möglichen Welten leben. Mitnichten.
Nun kann man selbstverständlich lange darüber diskutieren und Regalbretter voll mit Büchern schreiben, was Freiheit denn genau sei. Ein wichtiger Aspekt ist meines Erachtens dieser: Freiheit ist wesentlich mehr als Wahl-Freiheit und auch mehr als die Abwesenheit von Zwang. Freiheit meint, etymologisch und historisch betrachtet, Autonomie und Selbstbestimmung. Und damit geht, allein mit dem Begriff der Freiheit, ein Menschenbild einher, das heute immer offener mit Füssen getreten wird, auch und besonders von denen, die sich selbst für «liberal» oder «libertär» halten.
Besonders verräterisch ist dabei das Reden von «Freiheiten» im Plural. So, als ob Freiheit ein Ding wäre, das man in Einzelteile zerlegen und dann, je nachdem, kaufen, zuteilen, jemandem paternalistisch zugestehen oder auch einfach verweigern kann. Mit dieser Rhetorik wurden wir, wie gesagt, in der C-Krise bis zum Geht-nicht-Mehr traktiert.
Und der Gegenpol zu Freiheit ist immer Macht, insbesondere wenn sie mit Freiheitsversprechen respektive «Freiheiten»-Versprechen einhergeht. Diese zu durchschauen, ist nicht immer einfach, aber notwendig.
Denn sobald Menschen an Heilsversprechen glauben, neigen sie dazu, sich ihr eigenes Gefängnis zu bauen und die Freiheit, die sie haben, zu verraten.
Herzlich
Susanne Schmieden
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