Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft!
Alexander von Humboldt
Liebe Leserinnen und Leser
Der Titel dieses Newsletters tönt selbstverständlich. Das ist er aber nicht.
Diese Woche gab es gleich zwei Ereignisse, die charakteristisch sind für die Schweizer Bildungslandschaft. Da war einerseits die Meldung, wonach das Interesse an Geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern in den letzten zehn Jahren eingebrochen ist, während andere Studienfächer wie Medizin, Psychologie oder Naturwissenschaften einen Boom erleben.
Weiter wurde bekannt, dass für die Schweizer Gymnasien der Entwurf für einen neuen Rahmenlehrplan vorliegt. Neu soll das Fach «Bildung für Nachhaltige Entwicklung» unterrichtet werden.
Als ich vor vielen Jahren die Matur machte, studierte man danach das, wozu man Lust hatte. Ich: Geschichte, Volkswirtschaftslehre und Medienwissenschaften. «Ein passender Job wird sich schon finden,» dachte man. Und so war es. Man lernte viel «on the job» und war auch mit einem Studium der Geisteswissenschaften ziemlich schnell dabei.
Heute ist das anders. Die Rekrutierer suchen heute das passgenaue Profil. Sie rekrutieren auch im Ausland und vergleichen die Anforderungen haargenau mit dem Profil der Kandidaten (Verzeihung: Kandidierenden). Zusätzlich selektionieren sie nach Kriterien wie Alter, Geschlecht und Herkunft (sprich: bevorzugen jüngere Frauen, bevorzugen in der staatlichen Verwaltung französischsprachige Schweizer und Tessiner).
In Ausbildung wird praktisch nichts mehr investiert und wenn, dann sind das Onlinemodule und nicht Präsenzveranstaltungen wie früher. Und trotzdem gibt es immer noch viele Stellenbesetzungen, die nicht passen. Weil die weichen Faktoren im Rekrutierungsprozess viel weniger gewichtet werden, wie erfahrene Personalexperten hinter vorgehaltener Hand erklären.
Die Studis haben das natürlich mitbekommen und studieren etwas, das auf dem Arbeitsmarkt gefragt ist. Deshalb steigen die Studienzahlen an den pädagogischen Hochschulen, während an den sozialwissenschaftlichen und teilweise auch an den geisteswissenschaftlichen Fakultäten offenbar Panik ausgebrochen ist. Es braucht eben auf dem Arbeitsmarkt nicht sehr viele Absolventinnen und Absolventen von Gender Studies. Nach dem Studium trennt sich der Spreu vom Weizen.
Ich muss ehrlich sagen: ich liebe Geschichte, wie das Eingangszitat zeigt, aber das Studium Generale, das Humboldt so überzeugend gefordert hat, ist heute leider nicht mehr eine sehr gute Voraussetzung für den Arbeitsmarkt.
Wie lange geht es wohl, bis an den Universitäten die Personaletats für die entsprechenden Fächer gekürzt werden? Anstatt Dozentenstellen für Gender Studies könnte man ja in die Medizin oder in die Physik investieren.
Diese Entwicklung scheint bei den Gestaltern der Mittelschulbildung nicht angekommen zu sein. Oberstes Ziel der Gymnasien soll laut Lehrplan sein: die «Transformation in eine nachhaltige Gesellschaft» und nicht Wissen vermitteln und Fähigkeiten trainieren, damit man befähigt ist, ein Hochschulstudium zu absolvieren.
Dabei geht es nicht nur um den bereits heute im Gymi omnipräsenten Schutz des Klimas und der Biodiversität, sondern es sollen auch «Rassismus, soziale und wirtschaftliche Ungerechtigkeiten oder unfaire Verteilungen zwischen den Geschlechtern» thematisiert und vor allem im neuen Fach «Bildung für Nachhaltige Entwicklung» behandelt werden.
Praktiker wie der Berner Grossrat (Kantonsparlamentarier) und pensionierte Lehrer Alain Pichard kritisieren den Vorschlag scharf.
«Die Aufgabe der Schule ist es, Wissen zu vermitteln, um die Schülerinnen und Schüler dazu zu befähigen, sich im Sinne von mündigen Bürgern ein eigenes Urteil zu bilden», hält er den Bildungsbürokraten vor. Im Gegensatz dazu würden im neuen Lehrplan Haltungen postuliert, die durch die Lehrer beurteilt werden müssen. «Damit entwickelt sich unser Bildungssystem in eine gefährliche Richtung, die in eine totalitäre Umerziehung münden kann,» bilanziert Pichard.
Lehrkräfte dürfen den Schülern ihre Meinung nicht aufzwingen und müssen politische Themen kontrovers behandeln. Doch der vorgeschlagene Lehrplan trieft nun von politischen Botschaften und einem einseitigem Agenda Setting. Die Schüler sollen sehr wohl über den Treibhauseffekt und die Sonnenenergie Bescheid wissen. Atomenergie wird aber nicht erwähnt.
Das Projekt gleicht eher einem linksgrünen Parteiprogramm mit seinen wertenden Floskeln wie «gerechte Gesellschaft», «planetare wie auch soziale Belastungsgrenzen», «intra- wie auch intergenerationelle Gerechtigkeit», «Menschen aller Geschlechteridentitäten», «ganzheitlich», «transformativ», «sozialökologische Transformation».
Zum Glück gibt es Widerstand von den Kantonen, die am Schluss entscheiden: «Es handelt sich offensichtlich um eine politische Agenda», und «gar nicht einverstanden» sind nur zwei der Äusserungen.
Auch die Schüler haben ein feines Gespür für solche Dinge. Könnte es sein, dass sie, falls der neue Lehrplan wider Erwarten eingeführt wird, sich in Scharen vom Gymnasium abwenden und sich für eine Lehre entscheiden mit anschliessender Weiterbildung an einer Fachhochschule?
Was in einem solchen Szenario definitiv nicht mehr vorgesehen ist: Das Studium Generale von Humboldt.
Bald werden wir wissen, wie es weitergeht.
Herzlich
Daniel Funk
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