Zu dem Bett sagte er Bild.
Zu dem Tisch sagte er Teppich.
Zu dem Stuhl sagte er Wecker.
Zu der Zeitung sagte er Bett.
Zu dem Spiegel sagte er Stuhl.
Zu dem Wecker sagte er Fotoalbum.
Zu dem Schrank sagte er Zeitung.
Zu dem Teppich sagte er Schrank.
Zu dem Bild sagte er Tisch.
Und zu dem Fotoalbum sagte er Spiegel.
Peter Bichsel
Liebe Leserinnen und Leser!
Neulich kam mir eine Kurzgeschichte des Solothurner Schriftstellers Peter Bichsel aus dem Jahr 1969 in den Sinn. Sie trägt den Titel «Ein Tisch ist ein Tisch» und berichtet von einem einsamen, alten Mann, der, damit sich endlich etwas ändert, wie im Eingangszitat die Bedeutung der Wörter verändert. Das führte dazu, dass der Mann die Leute nicht mehr verstehen konnte – sie ihn auch nicht.
In den letzten Jahren – so denke ich – machen wir genau das.
«Tod» war traditionell der Zustand, bei dem die Lebensfunktionen erloschen sind und auch kein Herzschlag mehr nachweisbar ist. Heute kann ein Mensch schon als «tot» bezeichnet werden, wenn der Hirnfunktionsausfall irreversibel ist, der Kreislauf aber noch funktioniert.
Damit kann man verschleiern, dass bei der Organentnahme zwecks Spende der Kreislauf noch funktioniert. Damit sei noch nichts gegen Organspende gesagt. Ich will lediglich erklären, dass auf diese Art verschleiert wird, was genau getan werden soll, wozu man das grüne Licht gibt, wenn man in eine Organspende einwilligt.
Auch Wörter wie «Sterbehilfe» oder «Euthanasie» (gr. εὐθανασία = guter, richtiger, oder schöner Tod) verschleiern, dass da nachgeholfen wurde, dass es sich um Tötung auf Verlangen handelt. Es gibt aber hier grosse Abstufungen: Passive Sterbehilfe (durch Verzicht auf lebensverlängernde Massnahmen bei gleichzeitiger schmerzlindernder Behandlung) ist nicht das gleiche wie aktive Sterbehilfe (absichtliche und aktive Beschleunigung oder Herbeiführung des Todeseintritts), indirekte aktive Sterbehilfe (durch eine schmerzlindernde Behandlung unter Inkaufnahme einer nicht beabsichtigten Lebensverkürzung) oder der assistierte Suizid (als Hilfeleistung zur Selbsttötung, zum Beispiel durch Beschaffung und Bereitstellung des tödlichen Präparates).
In der Schweiz ist von den vier genannten Varianten die aktive Sterbehilfe verboten. Weit verbreitet ist der assistierte Suizid unter Beihilfe von spezialisierten Organisationen wie EXIT. Länder mit besonders permissiven Gesetzen, die auch aktive Sterbehilfe zulassen sind zum Beispiel Holland oder Kanada.
Der kanadische Arzt Dr. Louis Roy geht nun einen Schritt weiter und schlägt einer Parlamentskommission vor, Sterbehilfe für Säuglinge bis zum ersten Lebensjahr zuzulassen, die mit «schweren Fehlbildungen» und «schweren und schwerwiegenden Syndromen» geboren werden, bei denen «die Überlebensaussichten sozusagen gleich Null sind». Verständlich formuliert: Würde der Vorschlag Gesetzeskraft erlangen, dann könnten Eltern und Ärzte unter bestimmten Bedingungen entscheiden, ein Kind zu töten.
Damit würde Kanada eine der rötesten aller roten Linien eines jeden zivilisierten Landes überschreiten: Das Land würde den Schutz des Lebens unter bestimmten Umständen preisgeben und von einer Interessenabwägung abhängig machen. Dass kaum Widerstand erkennbar ist, hat wohl ursächlich damit zu tun, dass hier die Dinge nicht beim Namen genannt werden.
«Ehe» war seit Jahrtausenden die Verbindungen von Frau und Mann. In vielen Ländern wurden die Gesetze geändert und es geht auch Frau mit Frau und Mann mit Mann. Mit dieser Bedeutungsänderung wird verschleiert, dass diese Gesetzesänderung auch die Bedeutung der Wörter Mutter und Vater in Frage stellt, sowie Vorarbeit leistet für Dinge wie Samenspende, Eizellenspende und Leihmutterschaft.
Das gleiche gilt für die «Geschlechter». Die biologischen Geschlechter «männlich» und «weiblich» sollen nicht mehr zwingend identisch mit dem sein, was wir als «Mann» oder «Frau» bezeichnen.
Und «Impfung». Seit der Erfindung der Pockenimpfung Ende des 18. Jahrhunderts verstand man unter diesem Begriff die Injektion abgeschwächter oder getöteter Viren, damit das Immunsystem Antikörper gegen den Erreger bildet. Auch diese Definition wurde geändert: Eine Impfung ist heute die «Gabe eines Impfstoffes mit dem Ziel, vor einer (übertragbaren) Krankheit zu schützen».
Diese Definition ist nicht nur Schrott, weil sie tautologisch ist, damit können auch neue, unerprobte Stoffe wie die mRNA-Präparate unter dem traditionellen Begriff laufen. Der Transparenz wegen setzen wir im Zusammenhang mit mRNA-Präparaten das Wort «Impfung» immer in Anführungs- und Schlusszeichen. Denn gemäss der Definition, die seit dem 18. Jahrhundert galt, ist es keine Impfung. Ohne diesen intellektuellen Taschenspielertrick hätten sich wohl viel weniger Menschen diese Spritze geben lassen.
Und schliesslich «Pandemie» (gr. πᾶν = gesamt, umfassend, alles und δῆμος = Volk) bezeichnet eine «neu, aber zeitlich begrenzt in Erscheinung tretende, weltweite starke Ausbreitung einer Infektionskrankheit mit hohen Erkrankungszahlen und in der Regel auch mit schweren Krankheitsverläufen». Traditionell gehören hohe Sterberaten zu einer Pandemie. Weil dies in der aktuellen Definition nicht vorkommt, war es überhaupt möglich, die Ausbreitung der angeblich neuen Krankheit «Covid» als «Pandemie» zu bezeichnen. Mit allen Folgen.
Zusammenfassend: Die Bedeutung von Wörtern zu ändern ist nicht trivial und kann Folgen haben. Leider wird das in der letzten Zeit immer häufiger getan. Wie die eingangs erwähnte Kurzgeschichte zeigt, kann dies dazu führen, dass wir uns nicht mehr verstehen.
Um mit Goethe abzuschliessen: «Man merkt die Absicht und ist verstimmt.»
Herzlich,
Daniel Funk
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???? Eigentlich waren die Bundesratswahlen ungültig, sagt der ehemalige Vizekanzler Oswald Sigg 20:07
???? Und zum Schluss: Hinweise auf Drewermann, linksbündig und Peter Schärli 22:31
Redaktion und Moderation: Christoph Pfluger
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Intelligent – kann Maschine Mensch sein? Ausgabe 175 des Zeitpunkt
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«DIE FREIEN» – Unsere zehnte Ausgabe ist da!
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