Zeichen für uns sehen wir nicht,
es ist kein Prophet mehr da,
niemand mehr ist bei uns,
der weiss, wie lange noch.
Psalm 74,9
Liebe Leserinnen und Leser
Wie lange noch werden die Palästinenser kollektiv bestraft? Wird sich der Krieg im Heiligen Land regional oder gar global ausweiten? Das sind bange Frage, die sich nach dem über zwei Monate andauernden Gemetzel weiterhin stellen.
Wenn der «Pausenbully» von einem kleineren Kind unerwartet eins auf die Fresse bekommt, verliert er gerne seine Contenance: Er läuft Amok und schlägt wie ein Berserker wild um sich. Durch den Kontrollverlust bringt er aber auch sich selbst in weitere Gefahr.
Etwa so könnte man die Reaktion Israels auf den Angriff der Hamas am 7. Oktober beschreiben. Die Regierung und der Sicherheitsapparat sahen Sterne, waren tief gekränkt und schlugen los bevor sie sich besinnen konnten.
Das erklärte Ziel Israels ist die Vernichtung der Hamas. Doch wie selbst westliche Analysten einräumen, ist dies unerreichbar, denn die Hamas ist eine Idee, eine politische Bewegung. Selbst wenn Israel alle gegenwärtigen Kämpfer eliminieren würde, wäre das Ziel noch weit entfernt.
Die israelische Armee (IDF) selbst teilte mit, bis zu 5000 der insgesamt 30’000 Kämpfer getötet zu haben. Und auf jeden getöteten Kämpfer kämen zwei zivile Todesopfer, so die IDF. Abgesehen davon befinden sich einige Hamas-Führer nicht im Gazastreifen, sondern in Katar.
Laut dem Gesundheitsministerium in Gaza kamen in der Enklave seit dem 7. Oktober hingegen fast 18’000 Palästinenser ums Leben. Klar ist jedenfalls: Jeder getötete Zivilist bringt zahlreiche Widerstandskämpfer hervor – also «Terroristen», aus der Perspektive Israels.
Selbst der US-Verteidigungsminister Lloyd Austin konzedierte kürzlich mit Bezug auf die zivilen Opfer in Gaza, dass man Kriege in Städten nur gewinnen könne, wenn man die Zivilbevölkerung schütze. Bei dieser Art von Kampf stehe die Zivilbevölkerung im Mittelpunkt des Geschehens. «Und wenn man sie in die Arme des Feindes treibt, ersetzt man einen taktischen Sieg durch eine strategische Niederlage», so Austin (Transition TV berichtete).
Lawrence Wilkerson, Oberst a.D. der US-Army und ehemaliger Stabschef von Colin Powell berief sich in einem Interview mit Andrew Napolitano auf die Bibel, um die Zukunft Israels «vorauszusagen». Wilkerson bemühte Jeremia, der prophezeite, dass die Israeliten aufgrund ihres Lebensstils und ihres Verhaltens dem Untergang geweiht sein würden. Und so kam es denn auch, als die babylonische Armee um das Jahr 587 v. Chr. das Königreich Israel zerstörte.
Laut Wilkerson steuert Israel auf ein ähnliches Ergebnis zu. Er ist denn auch der Ansicht, dass der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu, andere Kriegstreiber in seinem Kabinett und die hochrangigen IDF-Kommandeure wegen Kriegsverbrechen belangt werden sollten.
«Bibi» beruft sich ebenfalls gerne auf die Bibel, allerdings um den Krieg und sogar das Töten von Zivilisten zu rechtfertigen. Und nicht zuletzt wird die derzeitige Unterstützung Israels durch christliche Fundamentalisten weitgehend von messianischen Weltuntergangsprophezeiungen bestimmt.
Es besteht zudem die Gefahr, dass Netanjahu den Krieg aus persönlichem Interesse in die Länge zieht. Gemäss dem ehemaligen UN-Waffeninspektor Scott Ritter kämpft der Premierminister nämlich um sein «politisches Leben». Er wisse, dass seine Zustimmung bei der Bevölkerung im Keller liegt. Er wisse auch, dass er, wenn er sein Amt verlässt, verhaftet und «für den Rest seines Lebens wegen Korruption in den Knast» kommen werde. Ritter zufolge wird er wahrscheinlich auch für die Geschehnisse am 7. Oktober strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden.
Laut dem israelischen Verteidigungsminister Yoav Gallant wird der Krieg Israels gegen die Hamas im Gazastreifen voraussichtlich noch zwei Monate lang mit der derzeitigen Intensität fortgesetzt. Danach werde es mehrmonatige «Säuberungsaktionen» geben, bei denen das israelische Militär «terroristische Widerstandsnester ausschalten» werde.
Wir werden sehen, ob und wie das die Machtverhältnisse im «Pausenhof» Naher Osten verändern wird. Sicher ist jedenfalls: Jeder Tag Krieg erhöht das Risiko, dass sich der Konflikt ausweitet, Bibel hin oder her. Fest steht leider auch, dass weitere Zivilsten ihr Leben verlieren werden.
Herzlich
Konstantin Demeter
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• Spekulanten mit Vorwissen nutzten den Angriff der Hamas für Leerverkäufe 8:01
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• Lloyd Austin: «Der taktische Sieg Sieg Israels könnte zu einer strategischen Niederlage werden» 13:56
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Redaktion und Moderation: Christoph Pfluger
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