Eine Hauptsache der Armut in den Wissenschaften
ist meist eingebildeter Reichtum. Es ist nicht ihr Ziel,
der unendlichen Weisheit eine Tür zu öffnen,
sondern eine Grenze zu setzen dem unendlichen Irrtum.
Bertolt Brecht
Liebe Leserinnen und Leser
Kürzlich hat sich ein Beitrag des Hessischen Rundfunks (HR) mit dem Problem gefälschter wissenschaftlicher Studien beschäftigt, insbesondere im Hinblick auf KI (Künstliche Intelligenz). Der gut zehnminütige Beitrag trägt den Titel «Fake-Studien mit KI» und es wird darin gezeigt, dass es lediglich ein wenig IT- Kenntnisse, nicht jedoch wissenschaftliche Kenntnisse oder Erfahrungen im Publizieren braucht, um eine täuschend echt anmutende «wissenschaftliche» Studie zu generieren.
Das Onlinemagazin Infosperber berichtete über den Beitrag und konstatiert:
Der Markt für Fälschungen ist deshalb so gross, weil Forschende gezwungen sind, über ihre Arbeit so viel wie möglich zu publizieren, um an Fördergelder und Aufträge zu kommen. Die Quantität stehe im Vordergrund, nicht die Qualität der Arbeiten.
Das trifft den Nagel auf den Kopf, ist jedoch keineswegs ein neues Problem. Die bizarre Verwaltungs- und Kontrollblase an den Universitäten sowie das Prinzip der sich selbst erfüllenden Prophezeiung von Forschungsprojekten (die dadurch eben keine Forschung mehr sind) sind spätestens seit der sogenannten Bologna-Reform zur «Normalität» geworden. Und Wissenschaft selbst ist tatsächlich nicht erst jetzt zur «Religion der Gegenwart» geworden.
Bereits zu Beginn meiner Studienzeit, also vor rund fünfzehn Jahren, war es ein geflügeltes Wort, dass Kant oder Einstein unter den heutigen Bedingungen an Universitäten niemals eine Professur erhalten oder auch nur ein Forschungsprojekt bewilligt bekommen hätten. Auch immer wieder herrlich ist die berühmte Anekdote über Niklas Luhmann:
«‹Thema: Theorie der Gesellschaft; Laufzeit: 30 Jahre; Kosten: keine› – so lautet die berühmte Antwort, die Niklas Luhmann Ende der 1960er Jahre auf die Frage nach seinem Forschungsprojekt gab. Der Zeitplan wurde eingehalten: 1997 erschien Die Gesellschaft der Gesellschaft, Luhmanns Opus magnum und Kernstück dieses Vorhabens.»
Doch zurück zum aktuellen Beitrag des HR. Im dortigen Teaser heisst es in Bezug auf die wissenschaftliche Forschung:
«Doch was, wenn die erhobenen Daten gefälscht sind, die Experimente nie gemacht wurden, die ganze Studie erfunden ist?»
Als wäre das eine ganz neue Möglichkeit ... Daten und ganze Studien gefälscht? Nein, so was gibt es? Hilfe, was machen wir denn jetzt?
Die Antwort des Beitrags ahnen Sie als kritische Leser vermutlich bereits: Natürlich, noch mehr KI! Ist ja klar: Ein Problem, das bereits zuvor bestanden hat und das durch KI noch grösser wird, bekämpft man am besten mit noch mehr von dem, was das Ausufern der Problematik beschleunigt. Ein Paradebeispiel für naiven Fortschrittsglauben und Pseudowissenschaft.
Das heisst selbstverständlich nicht, dass KI nicht auch intelligent und zur Aufklärung genutzt werden kann. Wie das geht, hat erst kürzlich der Datenanalyst Tom Lausen vorgeführt. Allerdings ist auch dies mehr als eine Notwehrhandlung zu betrachten. In Sinne von Tom Lausen könnte man sagen: KI ist da und nun gilt es, diese zu beherrschen, anstatt sich von ihr beherrschen zu lassen.
In Anbetracht der Tatsache, dass das Fälschen wissenschaftlicher Daten und Ergebnisse auch vor KI «erfolgreich» gelungen ist, das Gefälschte also für «wahr» gehalten wurde, sehe ich schwarz für das kritische Denkvermögen in Bezug auf die neuen Möglichkeiten der Fälschung. Und zwar insbesondere im akademischen Milieu. Corona lieferte uns die unmittelbaren und unverfälschten Daten bezüglich der Fähigkeit der Bevölkerung zum Erkennen von Fälschungen und Lügen ...
Wir von Transition News arbeiten jedenfalls daran, das kritische Bewusstsein zu stärken. Gerade wissenschaftliche Studien sollten immer ganz genau unter die Lupe genommen werden. Und vor allem nicht zu vorschnellen persönlichen oder politischen Entscheidungen führen.
Herzliche Grüsse
Susanne Schmieden
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