Im Artikel «Screens and teens: How phones broke children’s brains» auf der britischen Plattform Independent stellt die Autorin Helen Coffey die Frage, ob Smartphones, soziale Medien und digitale Technologie wirklich für Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit von Jugendlichen verantwortlich sind und wie der entstandene Schaden allenfalls rückgängig gemacht werden kann.
In der Einleitung beschreibt die Autorin, wie Handys zu einem der grössten Probleme für Lehrer geworden sind. Schüler haben ihre Handys ständig in der Hand und nutzen sie während des Unterrichts, was die Aufmerksamkeit vom Lernen ablenkt. Dieser Trend hat in den letzten zehn Jahren zugenommen, insbesondere seit dem Aufkommen von Smartphones und deren verstärkter Nutzung während der Pandemie.
Im Februar wurden neue Massnahmen angekündigt, um Handys an Schulen in England zu verbieten. Dies zeigt die zunehmende Besorgnis über die Auswirkungen der exzessiven Bildschirmzeit auf die schulische Leistung und die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Der Sozialpsychologe Jonathan Haidt betont in seinem Buch «The Anxious Generation», dass die Zunahme der Bildschirmzeit mit einer alarmierenden mentalen Gesundheitskrise auf der ganzen Welt einhergeht.
Die Statistiken sind besorgniserregend: Zwischen 2010 und 2015 stiegen die Suizidraten bei 10- bis 14-jährigen Mädchen um 167 Prozent und bei Jungen um 92 Prozent. Die Selbstverletzungsrate bei Teenagermädchen in Grossbritannien stieg um 78 Prozent. Angststörungen bei 18- bis 25-Jährigen nahmen um 92 Prozent zu. Haidt argumentiert, dass es einen klaren Zusammenhang zwischen Bildschirmzeit und schlechter psychischer Gesundheit gibt, insbesondere bei Mädchen, die viel Zeit in sozialen Medien verbringen.
Haidt beschuldigt Technologieunternehmen, die mit psychologischen Tricks auf maximale Bildschirmzeiten setzen und dadurch Suchtverhalten fördern. Er vergleicht ihr Verhalten mit dem der Tabak- und Vaping-Industrien und betont, dass sie keine Verantwortung für die Auswirkungen ihrer Produkte auf die psychische Gesundheit von Kindern übernähmen.
Die Auswirkungen dieser Bildschirmabhängigkeit auf die Entwicklung von Kindern sind enorm. Ihre Gehirne sind noch nicht darauf vorbereitet, mit den Reizen und der Belohnungsstruktur der digitalen Welt umzugehen. Haidt zitiert das Beispiel einer Mutter, deren Tochter sich selbst verletzte, als ihre Bildschirmzeit begrenzt wurde.
Die neuen Technologien führen zu Vereinsamung, Schlafmangel, Aufmerksamkeitsstörungen und Suchtverhalten. Dies wirkt sich negativ auf die soziale Entwicklung und die mentale Gesundheit von Jugendlichen aus. Haidt schlägt vor, dass Eltern, Schulen und Regierungen gemeinsam handeln müssen, um das Alter zu erhöhen, in dem Kinder Smartphones erhalten, und um den Gebrauch von Bildschirmen einzuschränken.
Er schlägt vor, dass Eltern in Gruppen zusammenarbeiten und gemeinsam beschliessen, dass ihre Kinder bis zu einem bestimmten Alter keine Handys bekommen. Technologische Lösungen wie spezielle Handys für Kinder, abschliessbare Taschen für Handys und strenge Altersverifikationsmethoden könnten ebenfalls hilfreich sein. Regierungen sollten Gesetze erlassen, die die Altersverifizierung bei der Anmeldung in sozialen Medien vorschreiben und Schulen dazu bringen, während des Unterrichts eine «Handys in Schliessfächer»-Regelung durchzusetzen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Bildschirmzeit und der exzessive Gebrauch von Smartphones und sozialen Medien eine ernsthafte Bedrohung für die psychische Gesundheit und die soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen darstellen. Um diese negativen Auswirkungen zu bekämpfen, ist eine koordinierte Anstrengung von Eltern, Schulen und Regierungen erforderlich, um Bildschirmzeit und Alter zu regulieren.
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