[Man kann darüber diskutieren,] ob diese Zeit
des konsumfreudigen Citoyens abgelaufen ist
zugunsten eines strengen Ideals eines Politikers,
der Truppen in den Krieg verabschieden kann,
Soldaten beerdigen kann, der vor allem auch die Fähigkeit hat,
dem Volk Opfer aufzubürden, Verzicht schmackhaft zu machen (...)
Die Grünen [jedenfalls] sind dafür ungeeignet.
Thomas Ebermann
Liebe Leserinnen und Leser
Die Grünen haben sicherlich entscheidend dazu beigetragen, dass Deutschland so schlecht dasteht. Warum? Weil sie seit vielen Jahren dem Volk und vor allem auch ihren Wählern vorgaukeln, sie seien systemkritisch und würden für eine gerechtere und friedvollere Gesellschaft streiten und eintreten, dies aber in Wahrheit gar nicht der Fall ist.
Die Folge: Menschen, die sich eine bessere Welt wünschen und ihre Hoffnungen auf die Grünen projiziert haben, sind ihnen schlicht auf den Leim gegangen. Und so ist viel, viel Zeit verstrichen, in der sich das grosse Ganze kontinuierlich in eine schlechtere Richtung bewegt hat – und was womöglich nicht ganz so krass ausgefallen wäre, wenn sich die Grünen wirklich politisch für das stark gemacht hätten, was sie in wohlfeilen Reden hinausposaunt haben.
Denken wir nur daran, dass die Grünen, als sie mit Gerhard Schröder die Bundesrepublik regiert haben, die zermürbenden Hartz-IV-Gesetze und auch die entfesselte Kapitalmarkt-Liberalisierung mit eingeführt haben. Und dass sie seit geraumer Zeit auch – in orwellscher Manier – offen dafür werben, mit Krieg könne man Frieden herbeiführen.
Dummerweise sind Arm und Reich aber auch unter ihrer Regierungsverantwortung weiter auseinandergedriftet, hat die Zukunftsangst bei der breiten «Masse» an Menschen auch in Deutschland weiter zugenommen und ist auch nicht etwa mehr Frieden auf der Welt entstanden. Stattdessen haben, wenn man etwa dem Konfliktforscher Thorsten Gromes Glauben schenkt, die kriegerischen Konflikte weltweit seit 2011 um zwei Drittel zugenommen.
Die Grünen sind halt lange nicht mehr das, was sie einst waren. Sie stehen immer weniger für das, was der Ur-Grüne Thomas Ebermann Anfang der 1990er wie folgt formulierte (siehe auch Eingangszitat oben):
«[Man kann darüber diskutieren,] ob diese Zeit des konsumfreudigen Citoyens abgelaufen ist zugunsten eines strengen Ideals eines Politikers, der Truppen in den Krieg verabschieden kann, Soldaten beerdigen kann, der vor allem auch die Fähigkeit hat, dem Volk Opfer aufzubürden, Verzicht schmackhaft zu machen (...) Die Grünen [jedenfalls] sind dafür ungeeignet.»
Und dennoch, in einem Punkt haben sie nach meinem Dafürhalten immer noch recht: Nämlich damit, dass die Kernenergie nicht, wie es vorzutragen mittlerweile wieder en vogue zu sein scheint, die Lösung für unsere Energieprobleme darstellt.
Als solche wird sie aber jetzt propagiert. So erlebt die Atomkraft in der EU eine regelrechte «Renaissance», ein «Comeback», wie es heisst. Frankreich etwa sieht das gar als Ergebnis der «ausgezeichneten diplomatischen Bilanz» bei der Verteidigung der Atomenergie.
Auf der Weltklimakonferenz vermeldeten 22 Staaten gar, die Atomkraft bis 2050 verdreifachen zu wollen. Tschechiens Premier Petr Fiala kündigte an, den Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung bis 2050 auf 50 Prozent zu steigern. Wie etwa das «alternative» Medium Achgut berichtete, bezeichnete Fiala die Kernenergie als «eine sichere, verlässliche, saubere und effiziente Energiequelle». Es fügte weiter an, dass «ein Blick auf die Elektrizitätskarte Europas den Deutschen gezeigt hätte, dass Länder mit Kernkraftwerken den saubersten Energiemix haben».
Kritische Anmerkung zur Atomkraft? Fehlanzeige – wohlgemerkt auch bei «alternativen» Medien wie Achgut oder auch Nius, die etwa in Sachen Corona staats- und systemkritischer kaum sein könnten.
Bei der Atomkraft hingegen, bei dem übermächtige und korrumpierende Interessengruppen das Geschehen zu lenken gedenken, werden dann Zitate von Politikern, die man in Sachen Corona noch als entrückt bürgerfern und korrupt dargestellt hatte, unkritisch an die Leserschaft weitergegeben ...
Sicher, auch die sogenannten erneuerbaren Energien sind nicht der Weisheit letzter Schluss. So wird kritisiert, dass Offshore-Windparks bedenkliche Auswirkungen auf die Tiere und Umwelt haben. Und Onshore-Windparks sind, in die Landschaft «geklatscht», optisch nicht gerade das Nonplusultra, um es mal gelinde zu formulieren.
Das Gleiche gilt für Solarparks, bei denen noch hinzukommt, dass deren Module, sobald sie ausgedient haben, hochtoxischen Elektroschrott darstellen. Schätzungen zufolge sollen in Deutschland in wenigen Jahren zwischen 400’000 und einer Million Tonnen Solarmodule entsorgt werden müssen – und das jedes Jahr.
Doch dass die Erneuerbaren mit nicht unerheblichen Problemen behaftet sind, bedeutet nicht automatisch, dass eine Renaissance der Atomkraft zum Wohle der Welt wäre!
Denn deren Probleme sind nach wie vor vielfältiger Natur. Denken wir nur an den notwendigen Uranabbau, bei dem gewaltige Mengen radioaktiv strahlender Abraum anfällt. Da für die Weiterverarbeitung des Uranerzes aggressive Chemikalien verwendet werden müssen, werden die Gewässer und Böden der betroffenen Region zusätzlich mit Rückständen von Schwefelsäure, Quecksilber, Arsen und anderen Chemikalien kontaminiert.
Ein Bestandteil des hochradioaktiven Atommülls ist beispielsweise Plutonium-239. Es dauert mehr als 24’000(!) Jahre, bis die Hälfte der radioaktiven Atome zerfallen ist. Die radioaktive Strahlung des Atommülls ist stark gesundheitsschädlich: Schon das Einatmen kleinster Mengen Plutonium kann zu Lungenkrebs führen.
Das Lungengewebe kann durch die Alpha-Strahlung des Urans geschädigt werden und nach vielen Jahren kann Lungenkrebs entstehen, wie selbst das Bundesamt für Strahlenschutz festhält. Schon vor vielen Jahren berichtete etwa die Welt, Uran-Bergarbeiter hätten «häufiger Krebs».
Auch zeigt eine Studie an Nukleararbeitern, dass es schon bei einer niedrigen Strahlendosis zu mehr Krebstoten gekommen ist, als erwartet worden war.
Und dann ist da noch das leidige Thema Endlager. So ist de Genehmigung von Atomkraftwerken an den Nachweis einer sicheren Endlagerung des strahlenden Mülls gebunden. Doch ein solches Endlager gibt es bis heute nicht ...
Kein Grund also, über eine «Renaissance» der Atomkraft in Jubelstürme auszubrechen oder die Ablehnung derselben als eine Art geistige Verwirrung abzutun!
Vergessen wir auch nicht, dass die Supergaus in Tschernobyl im Jahr 1986 und Fukushima im Jahr 2011 schwerwiegende gesundheitliche Probleme nach sich gezogen haben.
So haben elf Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima mehrere Japaner Klage gegen den Atomkraftbetreiber Tepco eingereicht. Sie waren 2011 minderjährig und sind nun an Schilddrüsenkrebs erkrankt.
Alles Gute – trotz allem!
Torsten Engelbrecht
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