Ich glaube, man sollte überhaupt nur noch solche Bücher lesen,
die einen beißen und stechen. Wenn das Buch, das wir lesen,
uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt,
wozu lesen wir dann das Buch? […]
Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.
Franz Kafka
Liebe Leserinnen und Leser
Ja, es geht schon wieder um Bücher. Vor kurzem hatte ich bereits ein «Lob der Bücher» ausgesprochen. Nun folgt gewissermassen der zweite Teil, die Kritik. Und glauben Sie mir, ich habe den nötigen Einblick in die Branche dafür. Fast alle Rollen habe ich mittlerweile bereits durch: Leserin und Rezipientin, Wissenschaftlerin, Autorin, Lektorin und Redakteurin, Verlagsmitarbeiterin, Buchhändlerin …
Seit Jahren bereits wird von jenen, die ebenfalls in den genannten Bereichen arbeiten, beklagt, dass die Branche es schwer habe, dass immer weniger gelesen und somit auch immer weniger Bücher gekauft würden, dass die Digitalisierung sowohl den Buchmarkt als auch das Buch als Kulturgut und geistigen Wert marginalisiere etc.
Grundsätzlich teile ich diese Kritik. Allerdings ist sie etwas einseitig. Denn viel zu selten reflektieren diejenigen, die sich darüber beklagen, ihren womöglich eigenen Anteil an der Misere: die leider nicht selten anzutreffende «Leere zwischen zwei Buchdeckeln». Trivialitäten und Unsinn bleiben nämlich Trivialitäten und Unsinn, ob sie nun mündlich, im Internet oder «professionell» aufbereitet und gedruckt in einem Buch geäussert werden.
Neulich zum Beispiel fiel mir ein Buch in die Hände, bei dem ich schon nach kurzem Überfliegen nicht wusste, ob ich nun laut lachen oder schreien soll. Der Titel: «Einspruch! Verschwörungsmythen und Fake News kontern – in der Familie, im Freundeskreis und online». Mal abgesehen davon, dass bereits der Titel eine Ignoranz und Arroganz zur Schau stellt, die einigermassen sprachlos macht, lässt sich schon beim kurzen Überfliegen feststellen, dass es vor allem um eines geht: Spaltung.
Die Autorin arbeitet mit (vermeintlich realen) «Beispielen», die den Leser dazu ermuntern, die eigene Familie und die eigenen Freunde als Idioten und «Verschwörungstheoretiker» zu betrachten. Lustig an den paternalistisch vorgetragenen «Strategien» und küchenpsychologischen Unterstellungen ist indes, dass es sich um eine exakte Verkehrung handelt.
Kurz: Den vermeintlich gefährlichen (warum eigentlich und für wen?), «naiven» Gläubigen angeblicher «Fake News» wird exakt das unterstellt, was die Gegenseite (also auch die Autorin selbst) macht. Dass sie selbst auf dem Holzweg sein könnte, kommt ihr nicht einmal in den Sinn. Was nicht der herrschenden Meinung entspricht, fällt pauschal unter «Fake News». Das ist ziemlich bizarr.
Ich frage mich ernsthaft, wer überhaupt so masochistisch ist, so etwas zu lesen. Ich fühlte mich als Leserin bereits nach wenigen Sätzen für dumm verkauft. Aber siehe da, es scheint einige zu geben, die das lesen – oder zumindest kaufen. Das Buch ist ein «Bestseller».
Anstatt das noch weiter zu kommentieren, schliesse ich lieber mit einem Klassiker der deutschen Literatur, zu einem beinahe tagesaktuellen Thema:
Die Lösung
Nach dem Aufstand des 17. Juni
Ließ der Sekretär des Schriftstellerverbands
In der Stalinallee Flugblätter verteilen
Auf denen zu lesen war, daß das Volk
Das Vertrauen der Regierung verscherzt habe
Und es nur durch verdoppelte Arbeit
zurückerobern könne. Wäre es da
Nicht doch einfacher, die Regierung
Löste das Volk auf und
Wählte ein anderes?
(Bertolt Brecht)
Herzliche Grüsse
Susanne Schmieden
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Die TTV-News vom 17. Juni 2023 mit folgenden Themen:
????Nachrichten (03:09)
????Wer hat den Kachovka-Staudamm gesprengt? (06:36)
????Ist der Westen zur Wahrheit verpflichtet? (09:31)
????Eine neue Front im Kosovo? (11:24)
????Wo steht der Pandemiepakt der WHO? (13:31)
????WHO-Delegation der Schweiz: Wer verteidigt die Souveränität? (36:13)
????Mittsommerfestival 23,/24. Juni, Simmenfälle, Lenk (42:24)
????Alpine Permakultur Schweibenalp (48:37)
Redaktion und Moderation: Christoph Pfluger
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