Gewaltlosigkeit bedeutet keineswegs
Ablehnung jeglicher Konfrontation mit dem Bösen.
Sie ist meiner Auffassung nach im Gegenteil
die Form eines sehr aktiven Kampfes –
echter als der gewalttätige Gegenschlag,
dessen Wesen im Grunde die Vermehrung der Boshaftigkeit ist.
Mahatma Gandhi
Liebe Freundinnen und Freunde
Ich sehe Parallelen zwischen der Aussenpolitik und der Gesundheitspolitik. Seit ewigen Zeiten gilt das Paradigma: Das «Böse» muss bekämpft und besiegt werden. Actionfilme, Thriller und Krimis enden nie damit, dass sich die Kontrahenten vertragen.
Dieses «Böse» beziehungsweise der «Feind» wechselt. In der Aussenpolitik waren – je nach Blickrichtung – sehr viele Länder der «Feind»: Deutschland, Frankreich, England, Polen, USA, Italien, Spanien, Holland, Russland, China, Japan, Iran, Irak, Libyen, Vietnam, und so weiter.
Es wurden einige «Siege» errungen, zum Beispiel wurde Muammar al-Gaddafi, der Staatschef von Libyen und damaliger Bösewicht, auf offener Strasse misshandelt und ohne Prozess hingerichtet. Ging – und geht – es den Menschen in Libyen danach besser? Nein, im Gegenteil.
Geht es den Menschen in Afghanistan nach den jahrelangen Kriegen besser? Nein, im Gegenteil. Die Taliban sind nach wie vor an der Macht – was der Krieg eigentlich verhindern sollte. Ging es den Menschen in Europa während oder nach den Weltkriegen besser? Nein, im Gegenteil.
Ist es also ein guter Ansatz, das «Böse» zu bekämpfen?
Kommen wir zur Gesundheit. Auch hier gibt es den Ansatz, das «Böse» im Aussen zu bekämpfen. Also Krankheitserreger abzutöten – oder ihnen zumindest aus dem Weg zu gehen. Also ganz aktuell: Hände desinfizieren, Quarantäne und Abstandsregeln.
Das Problem: Wir tragen ungefähr zwei Kilogramm «fremde» Mikroorganismen auf und in uns herum. Es gibt überall und immer Mikroorganismen. Und das ist gut so. Vielfalt ist gesund. Man hat Versuchstiere völlig steril gehalten, sie entwickelten sich sehr schlecht. Ohne Bakterien im Darm würden wir früher oder später sterben.
Tiere und Pflanzen werden krank, wenn sie nicht artgerecht gehalten werden. Menschen werden krank, wenn sie nicht artgerecht gehalten werden. Artgerecht heisst: Sich gesund ernähren, Bewegung, Schlaf, Natur, Gemeinschaft, Liebe. Ansonsten werden wir schwach, und damit anfällig für Krankheiten. (Es gibt ein paar Ausnahmen – mit Ebola sollte man zum Beispiel besser nicht in Kontakt kommen.)
Könnte man dieses Konzept – sich selber zu stärken anstatt einen Feind zu bekämpfen – auch in der Aussenpolitik anwenden? Ich behaupte ja! Eine Gesellschaft kann ihre Widerstandskraft stärken, genauso wie ein Organismus seine Widerstandskraft stärken kann. Wir können in beiden Fällen die «Bösewichter» nicht ausrotten.
Wie kann eine Gesellschaft ihre Widerstandskraft stärken? Einmal natürlich durch Aufklärung. Das versuchen wir unter anderem hier bei Transition News. «Aber es reicht nicht, aufzuwachen – man muss auch aufstehen» (Jürgen Elsen).
Es gibt viele gute Ideen, Vordenker und Vorbilder, zum Beispiel Mahatma Gandhi, Martin Luther King, Arundhati Roy, Hermann Pfister, Theodor Ebert, Gene Sharp, Rainer Mausfeld und viele viele mehr. Und es gibt etliche Beispiele, in denen der organisierte gewaltfreie Widerstand gesiegt hat.
Leider sind viele Vorbilder, Theorien und konkrete Beispiele in Vergessenheit geraten. Man darf natürlich nicht erwarten, dass diese positiven Beispiele von den Machthabern propagiert werden – sie wollen die Macht ja nicht teilen.
Deshalb wird auch das Narrativ verbreitet, man müsse sich entweder mit Waffen wehren, oder man würde überrollt – zum Beispiel aktuell von Putin. Es gibt aber einen dritten Weg. Pazifismus heisst nicht, die Hände in den Schoss zu legen!
Ich lade jeden, den dieses Thema interessiert und der weitere konkrete Schritte in geschütztem Rahmen mitentwickeln möchte, auf die neue Vernetzungsplattform «Yunite» ein, in die Gruppe: «Frieden und Widerstand». (Man muss zunächst ein Nutzerkonto erstellen – bitte Realnamen verwenden, Eintritt in die Gruppe wird gecheckt.)
Herzlich
Ihr Lars Ebert
[email protected]
***********************
Hinweise:
Unterstützen Sie uns mit einem individuellen Betrag oder einem Spenden-Abo. Damit leisten Sie einen wichtigen Beitrag für unsere journalistische Unabhängigkeit. Wir existieren als Medium nur dank Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Vielen Dank!
Oder kaufen Sie unser Jahrbuch 2022 (mehr Infos hier) mit unseren besten Texten im Webshop:
Bestellung in CHF hier und in EUR hier.
***********************
**********************
Hier finden Sie unsere neuen Podcasts.
***********************