Die Zukunft hat eine lange Vergangenheit.
Talmud von Babylon
Liebe Leserinnen und Leser
Gestern bin ich über eine vermeintliche News des Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) gestolpert. Der öffentliche Sender publizierte online einen knappen Artikel darüber, dass russische und belarussische Tennisprofis am Wimbledon-Turnier (Beginn 3. Juli) antreten dürfen. Letztes Jahr wurden sie noch ausgeschlossen.
Versucht man sich in der Deutung der Semantik des Artikels, so kann der Eindruck entstehen, dass für den de facto Staatssender die Teilnahme russischer und belarussischer Spieler ein Skandal ist.
Dabei ist es nicht einmal eine News. Es ist seit drei Monaten bekannt, dass Spieler dieser Länder dieses Jahr in Wimbledon antreten können (wir berichteten).
Allerdings müssen die Spieler einige Bedingungen akzeptieren. So müssen sie eine Neutralitätserklärung unterzeichnen, dürfen Aktivitäten des russischen Militärs in der Ukraine nicht unterstützen und keine Finanzmittel vom Staat erhalten.
Der eigentliche Skandal an der Geschichte ist meiner Meinung nach nicht, russische und belarussische Spieler unter neutraler Flagge teilnehmen zu lassen, sondern die Doppelmoral.
Im Gegenzug nämlich droht die ukrainische Regierung eigenen Athleten, dem jeweiligen Verband den nationalen Status abzuerkennen, wenn sie bei Wettbewerben antreten, an denen Russen und Belarussen vertreten sind.
Es gibt im Westen viel Kritik, Russen und Belarussen zuzulassen, aber keine dazu, wie die Ukraine ihre Athleten bedroht.
Was kann ein beliebiger Staatsbürger für die Handlungen seiner Regierung? Musste zum Beispiel ein amerikanischer Athlet je ein Dokument unterzeichnen, auf dem er die Angriffskriege des US-Militärs verurteilt, um an einem Wettkampf teilnehmen zu können?
Wurde «Mister Wimbledon» Roger Federer je vom Turnier ausgeschlossen, weil er sich nicht von den Verfehlungen seines Sponsors Credit Suisse distanzierte?
Der Moralismus ist zwangsläufig ein Eigentor. Er sagt vielmehr über diejenigen aus, die ihn praktizieren und als vermeintlichen Wert ins Feld führen. Moralismus basiert meistens auf subjektiver Selbstgerechtigkeit.
Wie heisst es so schön im 8. Kapitel des Johannesevangeliums sinngemäss? «Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.»
Herzliche Grüsse
Armin Stalder
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