La logique de la force, quand elle n’est pas maîtrisée,
conduit à une escalade qui peut être mortelle.
Dominique de Villepin,
ehemaliger französischer Aussenminister und Ministerpräsident
Liebe Leserinnen und Leser
Wenn ich lese, was heute Politiker sagen – in Bezug auf den Krieg in der Ukraine, in Bezug auf Corona und in Bezug auf viele andere Themen – dann kommt mir das Grausen.
Kürzlich bin ich auf ein Interview des ehemaligen französischen Aussenministers Dominique de Villepin mit der französischen Plattform TF1 gestossen.
Mich erfasste eine tiefe Melancholie. Ich realisierte, welche Art von Politiker wir heute haben, und welche Staatsmänner einstmals Europa regierten. Mit dem obengenannten Interview reagierte er auf die Aussage von Präsident Macron, dieser würde nicht ausschliessen, Truppen in die Ukraine zu senden.
In grosser Klarheit machte er auf die Gefahren der heutigen westlichen Aussenpolitik aufmerksam.
«Die Logik der Gewalt führt, wenn sie nicht beherrscht wird, zu einer Eskalation, die tödlich sein kann,» sagte er.
(Übersetzung des Eingangszitats aus dem Französischen von mir). Und weiter:
«In den 40 Jahren des Kalten Krieges sind die Streitkräfte des Warschauer Pakts und die Streitkräfte der NATO nie aufeinandergetroffen. Das ist kein Zufall, sondern eine Tatsache, die mit der Regel der Atomwaffen zusammenhängt, mit dem Prinzip der gesicherten gegenseitigen Zerstörung. Wenn der eine die Bombe einsetzt, antwortet der andere, und am Ende sind wir alle tot.»
Laut dem ehemaligen Chef der französischen Diplomatie würden «NATO-Bodentruppen in der Ukraine» dafür sorgen, dass ein nukleares Risiko bestehe. Dominique de Villepin geisselt dieses als «inakzeptabel». «Was vor zehn oder fünfzehn Jahren unmöglich schien, erscheint heute anders», warnte er. «Der Hass auf den anderen hat sich entwickelt, wir leben in einer internationalen Gemeinschaft, die den Wunsch haben kann, mit dem anderen abzurechnen.»
«Das macht die Situation in der Ukraine zu einer echten Gefahr», ohne andere Konflikte auf der ganzen Welt zu vergessen, wie «die Situation in Gaza».
Verglichen mit Politikern wie de Villepin, oder Staatsmännern wie Helmut Kohl, Michail Gorbataschow, Ronald Reagan oder Eduard Schewardnadse, werden wir heute nicht von B-Team, sondern höchstens vom C-Team regiert. Die genannten Politiker hatten den Mut, die Weitsicht und die Weisheit, sich in die jeweils andere Seite hineinzuversetzen, deren Beweggründe zu verstehen und Lösungen zu finden, die – ich gebe es gerne zu – mich tief geprägt haben. Sie beendeten den Kalten Krieg, gingen aufeinander zu – und aus Feinden wurden Freunde.
Ich arbeitete einmal bei einem international tätigen Dienstleister für Banken. Zusammen mit einer deutschen Kollegin war ich an einer Sitzung bei einer Bank in Zürich. Die Sitzung selber war nichts Besonderes. Aber irgendetwas lag in der Luft. Auf der anderen Seite sassen ebenfalls ein Deutscher und ein Schweizer.
Wieder auf der Strasse fragte ich meine Kollegin: «War da was?» Sie druckste etwas herum, rückte dann aber auf erneute Nachfrage heraus mit der Sprache: «Du, ich glaube, den kenne ich von der FDJ», sagte sie. Die Freie Deutsche Jugend (FDJ) war in der DDR eine staatlich anerkannte und geförderte Jugend- und Massenorganisation. So schafft man Frieden, so macht man sich Freunde.
Seit etlichen Jahren werden nun die Fundamente des «gemeinsamen europäischen Hauses» durch das genannte C-Team systematisch zerstört.
Ich habe kürzlich den ehemaligen tschechischen Aussenminister Jan Kavan für diese Plattform interviewt. Er war – nicht an vorderster Front, aber doch immerhin – bei dieser Versöhnung beteiligt.
«Ich habe meine politischen Überzeugungen seit meiner Jugend nicht geändert», sagte er mir.
Mir geht es genauso. Seit meiner Schulzeit vertrete ich politisch, wirtschaftlich gesellschaftlich und religiös etwa die gleichen Werte. Aber die Welt hat sich geändert. Vor allem in den letzten Jahren.
«Die Schlafwandler – Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog», das ist der deutsche Titel eines Sachbuchs des australischen Historikers Christopher Clark. Es beschäftigt sich mit den Ereignissen, die zum Beginn des Ersten Weltkriegs führten. Genau wie alle Kriege ist dieser Krieg nicht «einfach so» ausgebrochen. Er hatte eine Vorgeschichte. Eine Geschichte des Aufschaukelns, des Wettrüstens und des wirtschaftlichen Wettlaufs. Und in jenem Sommer 1914 hätte vielleicht eine geschickte Diplomatie nach dem berühmten Attentat in Sarajewo trotz der angespannten Situation den Kriegsausbruch noch verhindern können. Aber es war Ferienzeit und die Spitzendiplomaten waren hüben und drüben in den Ferien. Das B-Team harrte aus. Missverständnisse folgten auf Fehleinschätzungen und die Geschichte nahm ihren Lauf.
Sicher gäbe es auch heute Möglichkeiten, einer weiteren kriegerischen Eskalation vorzubeugen. Aber dann müsste das A-Team ans Gerät.
Wir müssten wieder mutige Staatsmänner haben, keine Marionetten, Dünnbrettbohrer oder Senile am Ende ihrer Karriere; Politikerinnen und Politiker, die verstehen, dass es die grosse Ausnahme ist, wenn ein Krieg durch die totale Kapitulation zu Ende geht. Fast alle Kriege enden mit Verhandlungen.
Wir bei Transition News setzen uns jeden Tag dafür ein, dass diese erneute Spaltung hüben wie drüben überwunden wird und dass mutige Politiker einen Verhandlungsfrieden erreichen.
Herzlich
Daniel Funk
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